Dresden - Innerhalb von nur wenigen Stunden lagen am Donnerstag die beiden Überbauten der Brückenzüge A und B am Boden. Viele Dresdner rieben sich bei diesem Anblick verwundert die Augen: Wie konnte der Abbruch der Carolabrücke so plötzlich so schnell gehen?
Schließlich wollte die Stadtverwaltung zum Jahresbeginn die Abrissarbeiten noch öffentlich ausschreiben lassen. Das sieht europäisches Recht bei Projekten von dieser Größe eigentlich vor. Es drohte ein langwieriges Vergabeverfahren.
Doch OB Dirk Hilbert (53, FDP) und Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) nutzten eine juristische Ausnahmeregelung: Durch den im Februar von Spezialsensoren festgestellten Bruch mehrerer Spanndrähte entstand am Bauwerk eine Notsituation. Akute Einsturzgefahr!
Die Verwaltung konnte deshalb im März per Direktvergabe (17 Millionen Euro) die Firma Hentschke Bau mit dem Abbruch beauftragen. Das Unternehmen begann unverzüglich mit den Vorbereitungen, bestellte ausreichend Personal und Gerät.
In den Wochen darauf wurden unter bürokratischem Hochdruck elf verschiedene Abrissvarianten (darunter Sprengen, Schieben, Heben) geprüft, dazu Fachexpertise aus Deutschland und Europa herangeholt.
Abtransport startet am Montag
Der eigentliche Abriss galt offenbar nur noch als Formsache: "Dass es nach der Entscheidung für eine Abbruchmethode und dem Beginn des Abrisses schnell geht, war von Anfang an klar", erklärte ein Stadtsprecher gegenüber TAG24.
Der am 11. September eingestürzte Brückenzug C war Ende Mai vollständig abgerissen worden.
Wie geht es jetzt weiter? Die am Boden liegenden Trümmerteile werden von einem Rudel von bis zu zehn kleineren Baggern zerstückelt, anschließend ans Neustädter Elbufer gebracht.
Von dort beginnt ab Montag der Abtransport des Abbruchguts per Lkw über den Elbradweg in Richtung Glacisstraße.