Berlin - Sie wird mit Seilen gefesselt, bis sie sich nicht mehr bewegen kann, an einem Metallring aufgehängt und um ihre eigene Achse gedreht. Was nach einer Straftat klingt, geschieht völlig freiwillig. Auf der Erotikmesse "Venus" in Berlin, wo ohnehin nichts unmöglich ist.

Das neueste Sexspielzeug, die heißesten Dessous und nackte Frauen, die Männer per Webcam glücklich machen, sind die eine Seite der am Sonntag beendeten Messe in der Hauptstadt.

Andererseits gab es nach der coronabedingten zweijährigen Zwangspause auch wieder einen zweistöckigen Kinky-Bereich, in dem sich alles um Lack und Leder, Fisting und Sadomaso (SM) drehte.

In letzterem Bereich finden sich auch Bondage-Künstlerin Rija Mae (32) und Frauke (33) wieder. Die beiden Frauen lieferten mehrmals Darbietungen auf der Bühne, die die Menschen im Publikum staunend verstummen ließen.

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Zu beruhigender Musik ließ sich die 33-Jährige von Rija "einschnüren". Solang, bis sie bewegungsunfähig an einer Eisenkonstruktion in der Luft schwebte.

Was auf andere wie eine schmerzhafte Sextechnik wirkt, ist für die beiden Berlinerinnen die pure Entspannung. Zumindest kurzzeitig. "Es kommt irgendwann der Punkt, wo man denkt, ich kann nicht mehr", sagt Frauke im TAG24-Interview. "Aber wenn man dann weiter aushält und sich den Seilen hingibt, kommen die Endorphine und es ist einfach schön."

Und weiter: "Das Hängen war verhältnismäßig entspannend, da hätte ich noch eine Weile aushalten können. Wenn sie mich aber an den Seilen bewegt, wird es schon anstrengend." Sie verspüre Schmerzen, bis Endorphine ausgestoßen werden und diese dann unterdrücken, sagt die tätowierte Rothaarige.

Frauke, die in einer Softwarefirma als Projektmanagerin arbeitet, hat dabei keine Angst, von Bekannten oder Mitarbeitern entdeckt zu werden. In einem normalen Alltagsgespräch würde das Thema Bondage nur einfach nicht aufkommen und die Leidenschaft dafür somit unentdeckt bleiben.

Doch was löst es im Körper aus, gefesselt und ohne Kontrolle zu sein, dabei sogar (kurzzeitig) Schmerzen zu verspüren?

"Man hat zwar einen Rausch aufgrund der Schmerzen und des Aushaltens, aber es fühlt sich zumindest für mich nicht sexuell an", werden die persönlichen Gefühle von Frauke beschrieben, die mit ihrer Leidenschaft über sich hinauswachsen und fokussiert auf sich selbst sein will.

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Ihr geht es auch nicht primär nicht um Schmerzen, die sie bei den Fesselungen hat, sondern um das Spiel zwischen Fesselnder und Gefesselter. "Es geht um das Vertrauen, was der anderen Person geschenkt wird."

Zwar könne man sich auch selbst fesseln, allerdings könnte es dabei zu gefährlichen Komplikationen kommen. "Wenn ich mich kopfüber verknote, bin ich froh, wenn jemand da ist", lacht Rija.

Für die Fesselungen werden unter anderem japanische Juteseile mit einer speziellen Drehart verwendet, die teilweise sehr preisintensiv sind. Diese müssen durch Wachsen und dem Abbrennen der Fasern auch regelmäßig gepflegt werden. Auch sollte man sich mit Seilkunde beschäftigen und die Signale eines nicht mehr für die Hängung geeigneten Seils erkennen.

Zustande kam die weibliche Konstellation übrigens völlig zufällig. Denn Rijas eigentliches Bondage-Model hatte kurzfristig abgesagt. Frauke sprang ein, obwohl sich die beiden gar nicht kannten. Und bereute es nicht, obwohl sie vor ihrem ersten Auftritt mit Lampenfieber zu kämpfen hatte, das aber schnell verflog.