Airbus in schwerer Krise: Das erwartet der Deutschland-Chef jetzt

Hamburg - Fluggesellschaften leiden besonders hart unter der Corona-Krise. Kaum noch jemand fliegt, viele Maschinen bleiben daher am Boden. Das hat auch Folgen für den Flugzeugbauer Airbus - und die Metropolregion Hamburg als weltweit drittgrößten Standort der zivilen Luftfahrtindustrie.

André Walter, Hamburgs Airbus-Chef, erwartet mindestens ein weiteres schwieriges Jahr für den Flugzeugbauer.
André Walter, Hamburgs Airbus-Chef, erwartet mindestens ein weiteres schwieriges Jahr für den Flugzeugbauer.  © Axel Heimken/dpa

Nach dem coronabedingt härtesten Jahr in der Firmengeschichte blickt der Deutschlandchef der Airbus Zivilflugzeugsparte, André Walter, angespannt auf 2021. Niemand wisse, wie sich der Markt entwickle, sagte der Geschäftsführer der Airbus Operations GmbH der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.

Alles hänge von der Entwicklung der Pandemie ab. In Großbritannien sei ja eine neue Corona-Variante entdeckt worden, was wiederum zu geschlossenen Grenzen geführt habe. "Das schlägt direkt auf den Luftverkehr durch. Und damit wiederum auf die Fluglinien, unsere Kunden."

Entscheidend für die Zukunft des Fliegens sei neben der Impfung der Menschen, dass etwa Touristen durch Schnelltests ohne Quarantäne reisen und am Zielort auch tatsächlich Urlaub machen können.

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Wenn das funktioniere, werde das kommende Jahr für die Branche zwar sicherlich noch schwer, "aber ich hoffe, Anfang 2022 wieder in positivere Zeiten blicken zu können".

Für die Langstrecke gehe es voraussichtlich jedoch erst später wieder bergauf. "Das ist noch eine lange Durststrecke."

Airbus will Tausende Stellen abbauen - auch im Norden

Zwei Airbus A380 der Fluggesellschaft Lufthansa sind auf dem Flughafen Teruel abgestellt. Wegen des geringen Interkontinentalverkehrs hat die Lufthansa ihre größten Flugzeuge vom Typ A380 langfristig eingemottet.
Zwei Airbus A380 der Fluggesellschaft Lufthansa sind auf dem Flughafen Teruel abgestellt. Wegen des geringen Interkontinentalverkehrs hat die Lufthansa ihre größten Flugzeuge vom Typ A380 langfristig eingemottet.  © dpa/Javier Escriche

Wegen der Corona-Pandemie hat Airbus den Abbau von weltweit 15.000 der mehr als 130.000 Stellen angekündigt. Von den 5100 in Deutschland betroffenen Jobs befinden sich 3200 im Norden.

"Wir haben jetzt erst einmal freiwillige Maßnahmen gestartet bis einschließlich März. Bis dahin wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben." Danach könne er Entlassungen jedoch nicht ausschließen. Das hänge von der Lage ab, die dann mit den Sozialpartnern neu bewertet werde.

Aktuell werde das Freiwilligenprogramm aber gut angenommen. Außerdem bestehe die Möglichkeit, die Kurzarbeit zu verlängern, und auch die Forschungsgelder des Bundes seien wichtig, um durch die Krise zu kommen. "Im großen Ganzen bewegt sich das in die richtige Richtung."

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Der Airbus-Manager betonte: "Das ist eine Krise, wie wir sie uns nie vorgestellt haben und wie sie auch noch nie da war."

Man brauche nur in den Himmel zu schauen. "Es fliegen keine Flugzeuge. Das schlägt natürlich massiv auf unsere Kunden durch und am Ende dann natürlich auf unser Geschäft."

Denn im Moment stehen bei den Airlines Maschinen am Boden. Deren Bereitschaft, neue Flugzeuge abzunehmen, sei gering.

So achtet Airbus auf die Zulieferer

Im Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder werden Flugzeuge der A320-Familie gebaut. (Archivbild)
Im Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder werden Flugzeuge der A320-Familie gebaut. (Archivbild)  © Christian Charisius/dpa

"Entsprechend haben wir unsere Fertigungskapazitäten schnell um rund 40 Prozent reduziert." So verließen nun statt monatlich 60 nur noch 40 Flugzeuge der A320-Familie die Airbus-Werkshallen weltweit.

"Wir haben damit am Anfang mehr Flugzeuge produziert, als uns abgenommen worden sind", sagte Walter. Das sei aber bewusst so gemacht worden, "damit wir unsere Zulieferkette aufrechterhalten und unsere Zulieferer am Leben erhalten". Denn die könnten ihre Kapazitäten nicht so schnell anpassen.

"Der Zuliefererbereich im Luftverkehr ist sehr sensibel aufgestellt", betonte Walter. So benötige jeder Hersteller von der Luftfahrtbehörde eine Zulassung - und die zu bekommen dauere. Entsprechend wichtig sei es für Airbus, dass die meist hoch spezialisierten Zulieferunternehmen nicht pleitegehen.

"Wir haben deshalb intern im engen Kontakt mit unseren Zulieferern Bewertungs- und Begutachtungsprozesse aufgesetzt, um zu sehen, wo wird es bei welchem Zulieferer wann kritisch." Zudem sei mit dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie eine Initiative gestartet worden, um den Betrieben Förderungen vom Bund und den Ländern zu ermöglichen.

Die Kritik der IG Metall, dass vor allem die großen Hersteller die Zahl der Auszubildenden reduzieren wollten und damit die Zukunft der Branche gefährdeten, wies Walter zurück.

"Wir haben in diesem Jahr keinen Ausbildungsvertrag gekündigt." Airbus strebe gemessen an der Zahl aller Beschäftigten weiterhin eine ähnlich hohe Ausbildungsquote wie die derzeit fünf Prozent an.

Titelfoto: Axel Heimken/dpa

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