Drohnen gesichtet: Regierung riegelt Flughafen ab und spricht von "Anschlag"

Von Steffen Trumpf, Christoph Meyer

Kopenhagen - Nach der Drohnensichtung am Flughafen Kopenhagen sprechen die dänische Regierung und Behörden von einem Angriff.

Die Sichtung mehrerer Drohnen sorgte für eine Sperrung des Flughafens in Kopenhagen.
Die Sichtung mehrerer Drohnen sorgte für eine Sperrung des Flughafens in Kopenhagen.  © Steven Knap/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa

Es handle sich um den "bislang schwersten Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur", erklärte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (47) nach Angaben der Nachrichtenagentur Ritzau in einer Stellungnahme. Einen konkreten Verdacht, wer dafür verantwortlich sein könnte, äußerte sie nicht.

"Das sagt etwas darüber aus, in was für einer Zeit wir leben und worauf wir als Gesellschaft vorbereitet sein müssen", hieß es von der Regierungschefin. "Wir schließen natürlich keine Option aus, wer dahintersteckt", schränkte sie ein.

Es sei aber klar, dass dies mit den Entwicklungen übereinstimme, die man in jüngster Zeit bei anderen Drohnenangriffen, Luftraumverletzungen und Hackerangriffen auf europäische Flughäfen habe beobachten können.

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Mitte September waren Drohnen im polnischen Flugraum aufgetaucht, wenige Tage später drangen Kampfflugzeuge in den estnischen Luftraum ein. Die NATO macht für die Luftraumverletzungen Russland verantwortlich.

Vor den Äußerungen von Regierungschefin Frederiksen hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Blick auf die Drohnensichtungen einen Zusammenhang mit Russland angedeutet. Konkrete Hinweise darauf lieferte er aber nicht.

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (47) sprach von einem "Anschlag" auf die Infrastruktur. (Archivbild)
Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (47) sprach von einem "Anschlag" auf die Infrastruktur. (Archivbild)  © Philipp von Ditfurth/dpa

Nächste Provokation von Russland?

Rund 20.000 Passagiere waren von den Einschränkungen im Flugverkehr betroffen.
Rund 20.000 Passagiere waren von den Einschränkungen im Flugverkehr betroffen.  © Steffen Trumpf/dpa

Der leitende Ermittler der Kopenhagener Polizei, Jens Jespersen, sagte am Morgen auf einer Pressekonferenz, dass man unter anderem mit Blick auf Anzahl und Größe der Drohnen sowie Zeitpunkt des Vorfalls davon ausgehe, dass vermutlich ein "fähiger Akteur" hinter dem Vorfall stecke.

Das bedeute, dass es sich um einen Akteur handeln müsse, der die Fähigkeiten, den Willen und die Werkzeuge dazu habe, so etwas zu bewerkstelligen - vielleicht auch lediglich zu Übungszwecken.

Die Kopenhagener Polizeidirektorin Anne Tønnes sprach am Vormittag dann von einem "Drohnenangriff" und wie Frederiksen von einem "Anschlag". "Das ist unsere kritische Infrastruktur, und deshalb nenne ich es so", sagte Tønnes vor Reportern. "Ich halte das für eine sehr ernste Situation."

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Wegen der Sichtung von zwei bis drei größeren Drohnen war der Airport der dänischen Hauptstadt vom späten Montagabend bis in die Nacht hinein für Starts und Landungen für rund vier Stunden gesperrt worden. Einen ähnlichen Vorfall mit ähnlich langen Folgen für den Luftverkehr gab es auch am Flughafen in Oslo.

Die norwegischen Ermittler prüfen, inwieweit es einen Bezug zu den Drohnen in Kopenhagen gibt.

Drohnen über Kopenhagen: Tausende Passagiere sitzen fest

In Kopenhagen mussten rund 100 Flüge nach Flughafenangaben in Verbindung mit der Drohnensichtung gestrichen werden, darunter auch mehrere aus und nach Deutschland. Rund 20.000 Passagiere waren insgesamt betroffen, wie Vertreter des Flughafens und der dänischen Flugsicherheit auf der Pressekonferenz sagten.

Am (heutigen) Dienstag wird demnach mit weiteren Verspätungen bei Abflügen und Landungen gerechnet.

Titelfoto: Bildmontage: Steven Knap/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa, Steffen Trumpf/dpa

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