Bundeswehr-Heli mit alter DDR-Technik aus der Mulde geborgen - Suche nach Crew-Mitglied
Grimma - Das Hubschrauberunglück von Grimma erhält eine zusätzliche Tragik. Während zwei Tote geborgen wurden, fehlt vom dritten Crew-Mitglied der Bundesluftwaffe noch immer jede Spur. Die Suche läuft zu Land, zu Wasser und zu Luft. Auch ein Eurofighter ist im Einsatz.
Alles in Kürze
- Bundeswehr-Heli abgestürzt: Zwei Tote geborgen, ein Crew-Mitglied fehlt.
- Eurofighter und Rettungshunde suchen nach Vermisstem.
- Grimmaer borgen Helikopterwrack mit DDR-Technik aus Mulde.
- Unfallversion: Helikopter raste im Tiefflug in Kabel-Seilkonstruktion.
- Tiefflüge sind Teil des Trainingsprogramms für Hubschrauberpiloten.

Noch am Dienstagabend donnerte der Düsenjet immer wieder im Tiefflug über die Mulderegion bei Grimma. Mit modernster Aufklärungstechnik, darunter eine hochauflösende Kamera und Infrarotsucher, scannte der Eurofighter Fluss und Ufer ab.
Doch konkrete Hinweise auf das vermisste Crew-Mitglied konnten auch seine Bilder nicht geben.
Am Mittwochmorgen begann dann eine groß angelegte Suche, an der Hunderte Soldaten, Einsatzkräfte von THW und Feuerwehren sowie Taucher von Polizei und Marine beteiligt waren.
Auch auf das Aufspüren von Personen im Wasser spezialisierte Rettungshunde waren im Einsatz.
Unterdessen wurde bekannt, dass nicht die Bundeswehr das Helikopterwrack aus der Mulde barg, sondern pragmatische Grimmaer mit DDR-Technik.

Besatzung hatte offenbar keine Überlebenschance

"Die ursprünglich geplante Bergung aus der Luft mit einem Transporthubschrauber war dann doch nicht möglich, so haben wir das in die Hand genommen", berichtete Grimmas OB Tino Kießig (33, parteilos), der als Feuerwehrmann vor Ort war.
Er rief Landschaftspflege-Unternehmer Enrico Jassmann (43) an, der kurz darauf mit seinem alten DDR-Forstschlepper LKT 81 anrückte.
"Der hat eine Doppelwinde, die zweimal sieben Tonnen ziehen kann", erzählte Jassmann TAG24. Damit habe man dann die demolierte Hubschrauberkabine an Land gezogen. Kurz darauf wurde aus den Trümmern die zweite Leiche geborgen.
Das Schadensbild an dem Airbus H135 lässt eine Unfallversion immer wahrscheinlicher werden: Demnach ist der Helikopter im Tiefflug über die Mulde gerast und bei Golzern mit dem Landegestell in die Kabel-Seilkonstruktion der dortigen Pegelmessstation eingefädelt. Diese überspannt in etwa fünf Metern Höhe die Mulde.
Das Kufengestell wurde teilweise abgerissen, der Helikopter überschlug sich kopfüber und krachte mit dem Hauptrotor aufs Wasser. Durch den immensen Aufpralldruck sind augenscheinlich Teile des Hauptgetriebes in die Kabine geschossen - und haben dort vermutlich bereits zu den tödlichen Verletzungen der Crew geführt.

Tiefflüge Teil des Trainingsprogramms für Hubschrauberpiloten

Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums stellte am Nachmittag klar, dass Tiefflüge in einer Höhe unter 500 Fuß - das sind etwa 150 Meter - zum Trainingsprogramm für Hubschrauberbesatzungen gehörten.
Dies könne auch das Unterfliegen von Leitungen oder Brücken umfassen, weil das im Einsatz ebenfalls nötig sein könnte. Das sei ein zugelassenes Verfahren.
Im Zuge der Untersuchung würden nun alle möglichen Kategorien abgeklopft - so etwa Bauwerke, Technik und menschliches Verhalten -, um "am Ende die richtigen Schlüsse zu ziehen, damit so etwas nicht mehr passiert", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums.
Die Polizei sucht nach Zeugen des Absturzes.
Titelfoto: Bildmontage: Sören Müller ; privat