Bundeswehr-Heli mit alter DDR-Technik aus der Mulde geborgen - Suche nach Crew-Mitglied

Grimma - Das Hubschrauberunglück von Grimma erhält eine zusätzliche Tragik. Während zwei Tote geborgen wurden, fehlt vom dritten Crew-Mitglied der Bundesluftwaffe noch immer jede Spur. Die Suche läuft zu Land, zu Wasser und zu Luft. Auch ein Eurofighter ist im Einsatz.

Flugunfallermittler der Bundeswehr untersuchen das demolierte Cockpit des abgestürzten Airbus H135.
Flugunfallermittler der Bundeswehr untersuchen das demolierte Cockpit des abgestürzten Airbus H135.  © Sören Müller

Noch am Dienstagabend donnerte der Düsenjet immer wieder im Tiefflug über die Mulderegion bei Grimma. Mit modernster Aufklärungstechnik, darunter eine hochauflösende Kamera und Infrarotsucher, scannte der Eurofighter Fluss und Ufer ab.

Doch konkrete Hinweise auf das vermisste Crew-Mitglied konnten auch seine Bilder nicht geben.

Am Mittwochmorgen begann dann eine groß angelegte Suche, an der Hunderte Soldaten, Einsatzkräfte von THW und Feuerwehren sowie Taucher von Polizei und Marine beteiligt waren.

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Auch auf das Aufspüren von Personen im Wasser spezialisierte Rettungshunde waren im Einsatz.

Unterdessen wurde bekannt, dass nicht die Bundeswehr das Helikopterwrack aus der Mulde barg, sondern pragmatische Grimmaer mit DDR-Technik.

Wenn die Bundeswehr nicht weiterkommt, macht's die gute alte DDR-Technik. Mit diesem Forstschlepper LKT 81 zogen pragmatische Grimmaer das Wrack per Seilwinde aus der Mulde.
Wenn die Bundeswehr nicht weiterkommt, macht's die gute alte DDR-Technik. Mit diesem Forstschlepper LKT 81 zogen pragmatische Grimmaer das Wrack per Seilwinde aus der Mulde.  © Bildmontage: privat

Besatzung hatte offenbar keine Überlebenschance

Grimmas OB Tino Kießig (33, parteilos) war als Stadtchef und Feuerwehrmann am Einsatz beteiligt. Er hatte die Idee mit dem alten Forstschlepper.
Grimmas OB Tino Kießig (33, parteilos) war als Stadtchef und Feuerwehrmann am Einsatz beteiligt. Er hatte die Idee mit dem alten Forstschlepper.  © Heiko Rebsch/dpa

"Die ursprünglich geplante Bergung aus der Luft mit einem Transporthubschrauber war dann doch nicht möglich, so haben wir das in die Hand genommen", berichtete Grimmas OB Tino Kießig (33, parteilos), der als Feuerwehrmann vor Ort war.

Er rief Landschaftspflege-Unternehmer Enrico Jassmann (43) an, der kurz darauf mit seinem alten DDR-Forstschlepper LKT 81 anrückte.

"Der hat eine Doppelwinde, die zweimal sieben Tonnen ziehen kann", erzählte Jassmann TAG24. Damit habe man dann die demolierte Hubschrauberkabine an Land gezogen. Kurz darauf wurde aus den Trümmern die zweite Leiche geborgen.

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Das Schadensbild an dem Airbus H135 lässt eine Unfallversion immer wahrscheinlicher werden: Demnach ist der Helikopter im Tiefflug über die Mulde gerast und bei Golzern mit dem Landegestell in die Kabel-Seilkonstruktion der dortigen Pegelmessstation eingefädelt. Diese überspannt in etwa fünf Metern Höhe die Mulde.

Das Kufengestell wurde teilweise abgerissen, der Helikopter überschlug sich kopfüber und krachte mit dem Hauptrotor aufs Wasser. Durch den immensen Aufpralldruck sind augenscheinlich Teile des Hauptgetriebes in die Kabine geschossen - und haben dort vermutlich bereits zu den tödlichen Verletzungen der Crew geführt.

Am Nachmittag begann die Verladung des Hubschrauberwracks. Es wird zur Untersuchung an einen Bundeswehr-Standort verbracht.
Am Nachmittag begann die Verladung des Hubschrauberwracks. Es wird zur Untersuchung an einen Bundeswehr-Standort verbracht.  © Sören Müller

Tiefflüge Teil des Trainingsprogramms für Hubschrauberpiloten

Bundeswehrsoldaten suchen die Uferränder der Mulde nach ihrem vermissten Kameraden ab.
Bundeswehrsoldaten suchen die Uferränder der Mulde nach ihrem vermissten Kameraden ab.  © Sören Müller

Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums stellte am Nachmittag klar, dass Tiefflüge in einer Höhe unter 500 Fuß - das sind etwa 150 Meter - zum Trainingsprogramm für Hubschrauberbesatzungen gehörten.

Dies könne auch das Unterfliegen von Leitungen oder Brücken umfassen, weil das im Einsatz ebenfalls nötig sein könnte. Das sei ein zugelassenes Verfahren.

Im Zuge der Untersuchung würden nun alle möglichen Kategorien abgeklopft - so etwa Bauwerke, Technik und menschliches Verhalten -, um "am Ende die richtigen Schlüsse zu ziehen, damit so etwas nicht mehr passiert", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums.

Die Polizei sucht nach Zeugen des Absturzes.

Titelfoto: Bildmontage: Sören Müller ; privat

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