Bekommen Menschen durch die Impfung das "Post-Vakzin-Syndrom"?

Köln - Viele wollen vom Coronavirus nichts mehr hören. Es gibt eine Gruppe, deren Alltag weiterhin permanent von Corona bestimmt und eingeschränkt wird: Menschen mit Long Covid. Auch zu Impf-Nebenwirkungen sucht die WDR-Doku nach Antworten.

Hirschhausen hier bei den Dreharbeiten für neue WDR-Dokumentation in Bonn.
Hirschhausen hier bei den Dreharbeiten für neue WDR-Dokumentation in Bonn.  © WDR

Eckart von Hirschhausen (54) zeigt seinen vierten Corona-Film. Warum, beschreibt er in der WDR-Reportage so: "Nach meiner letzten Doku über Long Covid haben mir unfassbar viele Menschen geschrieben." Menschen würden "kaum Gehör finden".

"Für sie mache ich diesen Film. Es ist ein Film über Ärztinnen und Ärzte, die ihren Patientinnen und Patienten gerne helfen würden, doch denen die Unterstützung fehlt. Über verzweifelte Betroffene, die sich selbst helfen. Über Therapien, die kontrovers diskutiert werden. Und über Ärzte, die Long Covid immer noch für ein Psycho-Problem halten. Und es geht auch darum, ob die Politik genug Verantwortung übernimmt."

Viele Long-Covid-Betroffene, mit denen Eckart von Hirschhausen spricht, seien verzweifelt: Es gibt noch immer keine evidenzbasierten Therapien, noch immer "treffen sie auf Ärzt:innen, die in ihrem Praxisalltag mit dem komplexen Krankheitsbild überfordert sind". Es fehlt eine Task-Force und eine koordinierte Grundlagen-, Therapie- und Versorgungsforschung.

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) sagt: "Wir haben längst eine Pandemie der unbehandelten Long-Covid-Patienten."

Long Covid: "Eingebildet, psychosomatisch?"

Auch im jetzigen Sommer ist eine "Corona-Welle" spürbar. Derzeit wappnen sich Mediziner für die befürchtete Herbst-Welle.
Auch im jetzigen Sommer ist eine "Corona-Welle" spürbar. Derzeit wappnen sich Mediziner für die befürchtete Herbst-Welle.  © dpa/Danny Gohlke

Einige Ärzte und Professoren behaupten immer noch, die Krankheit sei "in erster Linie eingebildet, psychosomatisch".

Andere denken, Long Covid sei ein langsamer Heilungsprozess, den man nur abwarten müsse.

Doch es ist eine schwere, andauernde Krankheit, die bei 20 Prozent der Long-Covid-Betroffenen zu starken Einschränkungen im Alltag bis hin zu massiven Behinderungen führt.

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"Das sind Hunderttausende Menschen, die ohne Behandlung kaum Aussicht auf Besserung haben und deren Zustand oft chronisch wird. Es fehlen systematische Studien, aus denen Behandlungsmethoden und Medikamente resultieren, die den Betroffenen helfen. Und es gibt nur wenige Ärztinnen und Ärzte, die bereit sind, in der aktuellen Situation individuelle Heilversuche zu wagen", so Eckart von Hirschhausen.

Hirschhausen selbst litt im Frühjahr an Covid 19. Nach der Infektion Mitte März wurden bei einer Blutuntersuchung "micro-clots" in seinem Blut diagnostiziert. Kleine Gerinnsel, vermutlich mitverantwortlich für Long Covid.

Er unterzieht sich einer experimentellen Behandlung, der Blutwäsche. Eine Therapie, die anschlägt? Jedenfalls berichten viele Long-Covid-Patienten, dass es ihnen danach deutlich besser geht. Eckart von Hirschhausen taucht ein in die Pionierarbeit von mutigen Ärzten und Patienten, die auf eigenes Risiko handeln.

Durch Impfung - das Post-Vakzin-Syndrom mit Long Covid ähnlichen Symptomen

Die Impfung gegen das Coronavirus schützt in den meisten Fällen vor einem schweren Verlauf oder den Erreger selbst. Dennoch könne es auch zu sogenannten Impfdurchbrüchen kommen. Auch das "Post-Vakzin-Syndrom" sei möglich.
Die Impfung gegen das Coronavirus schützt in den meisten Fällen vor einem schweren Verlauf oder den Erreger selbst. Dennoch könne es auch zu sogenannten Impfdurchbrüchen kommen. Auch das "Post-Vakzin-Syndrom" sei möglich.  © Gregor Fischer/dpa

Bei seinen Recherchen lernt er auch ME/CFS-Erkrankte kennen: Mindestens 250.000 Menschen leiden deutschlandweit an diesem postviralen Erschöpfungssyndrom!

Sie warten seit Jahren auf wirksame Therapien. Ein Teil der Long-Covid-Patienteinnen entwickelt dieses schwere Krankheitsbild ME/CFS.

Charakteristisches Symptom ist ein totaler Erschöpfungszustand nach schon kleinen geistigen oder körperlichen Anstrengungen.

Eckart von Hirschhausen stößt auf ein weiteres Problem: "Einige Menschen bekommen durch die Impfung das Post-Vakzin-Syndrom mit Long Covid ähnlichen Symptomen."

Auch diese Post-Vakzin-Patienten finden im Gesundheitssystem bislang kaum Gehör und müssen für eine sinnvolle Diagnostik und Behandlung lange kämpfen.

Eckart von Hirschhausen ist der Meinung, dass auch darüber gesprochen werden müsse: "Ja, eine Impfung kann zu sehr seltenen unerwünschten, vermutlich autoimmunen Nebenwirkungen führen. Darüber muss offen gesprochen und vor allem geforscht werden."

Diese kleine Gruppe von Menschen braucht "Anlaufstellen, Anerkennung und Unterstützung, sonst werden zukünftige Impfkampagnen es noch schwerer haben als bisher schon."

Eckart von Hirschhausen trifft auch eine Ärztin, die nach einer Impfung sehr schwer an Long Covid erkrankte und die ihre massiven Beschwerden durch experimentelle Heilversuche überwinden konnte.

TV-Tipp: In seiner vierten Corona-Reportage widmet sich Eckart von Hirschhausen erneut den Langzeitfolgen der Covid-Erkrankung – zu sehen ist "Hirschhausen und Long Covid. Die Pandemie der Unbehandelten" ab dem heutigen Mittwoch (29. Juni) der ARD Mediathek.

Titelfoto: WDR

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