Immer noch zu wenig Kinder gegen HPV geimpft: Piks schützt später vor einigen Krebsarten

Leipzig - Zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs gibt es eine wirkungsvolle Maßnahme: Seit einigen Jahren gibt es Impfungen gegen die Humanen Papillomviren (HPV), den Hauptrisikofaktor für Gebärmutterhalskrebs und weitere Krebsarten. Doch noch immer sind in Deutschland zu wenige Kinder geimpft. Zum Welt-HPV-Tag am Montag mahnen das Deutsche Krebsforschungszentrum, die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Krebsgesellschaft deshalb zur Vorsorge.

HPV-Impfung: Der Piks für Jugendliche schützt später vor einigen Krebsarten. (Symbolbild)
HPV-Impfung: Der Piks für Jugendliche schützt später vor einigen Krebsarten. (Symbolbild)  © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Was sind Humane Papillomviren?

HPV werden sexuell übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum, an weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen und im After verursachen.

Etwa acht von zehn sexuell aktiven Menschen infizieren sich mindestens einmal im Leben mit HPV. In den meisten Fällen bildet sich die Infektion unbemerkt von selbst wieder zurück. Bei einem von zehn Fällen bleibt sie jedoch bestehen, Monate oder Jahre später kann sich – teils über Vorstufen – daraus Krebs entwickeln.

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Es gibt mehr als 200 verschiedene HPV-Typen. Sie besiedeln vor allem Haut und Schleimhäute. Viele Virustypen führen lediglich zu gutartigen Hautwarzen im Anal- und Genitalbereich.

Sogenannte Hochrisikotypen können allerdings zu Krebsvorstufen führen. Dazu gehören die besonders gefährlichen wie HPV16 und HPV18, welche die meisten Fälle von Gebärmutterhalskrebs verursachen.

Wie viele Krankheitsfälle gibt es?

In Deutschland sind noch immer zu wenige Kinder gegen HPV geimpft. (Symbolbild)
In Deutschland sind noch immer zu wenige Kinder gegen HPV geimpft. (Symbolbild)  © Jens Kalaene/zb/dpa/Archivbild

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 7700 Menschen an HPV-bedingtem Krebs. Allein etwa 1500 Frauen sterben jedes Jahr an Gebärmutterhalskrebs.

Wem wird eine Impfung empfohlen?

Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen zwischen neun und 14 Jahren. Wurde dieses Zeitfenster verpasst, können Impfungen bis zum 18. Geburtstag kostenlos nachgeholt werden. Neun- bis 14-Jährige erhalten zwei Impfdosen, bei 15- bis 17-Jährigen ist eine dritte Impfdosis erforderlich. Die HPV-Impfung sollte idealerweise vor den ersten sexuellen Kontakten erfolgen.

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Wie hoch ist die Impfquote?

Aktuell sind in Deutschland nur 54 Prozent der 15-jährigen Mädchen und 27 Prozent der gleichaltrigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft. Damit ist Deutschland noch weit von einem flächendeckenden Schutz vor HPV entfernt, der erst bei einer Durchimpfungsrate von mindestens 70 Prozent gegeben ist.

Die Weltgesundheitsorganisation gibt das Ziel vor, Gebärmutterhalskrebs weltweit zu eliminieren. Dazu sollen bis 2030 90 Prozent der 15-jährigen Mädchen gegen HPV vollständig geimpft sein. Krebsexperten befürworten für Deutschland Schulimpfprogramme wie in Norwegen oder Island, um die HPV-Impfquote zu erhöhen.

Welche Impfstoffe gibt es?

Das Deutsche Krebsforschungszentrum, die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Krebsgesellschaft mahnen zur Vorsorge. (Symbolbild)
Das Deutsche Krebsforschungszentrum, die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Krebsgesellschaft mahnen zur Vorsorge. (Symbolbild)  © Andrea Warnecke/dpa-tmn

In Deutschland stehen derzeit zwei HPV-Impfstoffe - Cervarix und Gardasil - zur Verfügung, die auch gegen die besonders gefährlichen Virustypen HPV16 und HPV18 wirken. Gardasil bietet zudem einen guten Schutz gegen Genitalwarzen und als Neunfachvariante auch gegen weitere HPV-Typen.

Wie wirksam ist die Impfung?

Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft belegen Studien in mehreren Ländern, dass die HPV-Impfung Krebs wirksam verhindert. Bei Mädchen, die früh genug gegen HPV geimpft wurden, ging die Rate an Gebärmutterhalskrebs um bis zu 90 Prozent zurück.

Jüngste Daten aus Schottland zeigen zudem, dass die Schutzwirkung sogar noch höher sein könnte. Da zwischen einer HPV-Infektion und der Entwicklung eines bösartigen Tumors bis zu 15 Jahre vergehen können, werden sich die Auswirkungen der Impfung erst später in der Krebsstatistik niederschlagen.

Ein Teil der Humanen Papillomviren, die Krebs verursachen, wird nach Angaben des Deutsche Krebsforschungszentrums durch die Impfung nicht erfasst. Frauen ab 20 Jahren sollten daher jährlich die Krebsfrüherkennungsuntersuchung für Gebärmutterhalskrebs wahrnehmen.

Titelfoto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

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