Deutschland - Seit dem 1. November gilt eine neue Gebührenordnung, die freiberufliche Hebammen um ihre Existenz bangen lässt.
Durch den neuen Vertrag verändert sich der Berufsalltag der Hebammen grundlegend. Laut einer aktuellen Hebammenstudie denken 43,64 Prozent der Geburtshelfer über einen Wechsel ihres Berufs nach.
Denn nun müssen sämtliche Leistungen in Fünf-Minuten-Schritten abgerechnet und jede Tätigkeit minutengenau dokumentiert werden, was einen hohen bürokratischen Aufwand bedeutet.
Pauschale Honorare gehören damit der Vergangenheit an. Trotz steigender Stundensätze bringt die Neuregelung vor allem Nachteile mit sich.
Ein Hausbesuch lohnt sich demnach erst ab einer Einsatzdauer von 40 Minuten, erklärt Diana Schmidt, Vorsitzende des Hebammenlandesverbands Thüringen, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Damit verdienen viele Hebammen weniger als zuvor. Die neue Struktur zwingt viele, ihre Arbeitsweise grundlegend zu überdenken, wodurch das eigentliche Ziel, junge Familien auf ihrem Weg zu begleiten, zunehmend in den Hintergrund rückt.
Verkürzte Vergütungen für Beleghebammen bei zwei Gebärenden
Auch Geburtsvorbereitungskurse sind von der neuen Regelung betroffen: Wenn Teilnehmende nicht erscheinen, dürfen Hebammen deren Platz nun nicht mehr privat in Rechnung stellen und bleiben damit auf den Kosten sitzen. Daher ist es wahrscheinlich, dass Kursangebote künftig gekürzt werden, so Diana Schmidt.
Besonders kritisch ist zudem die Lage für Beleghebammen, wenn sie zwei Gebärende gleichzeitig betreuen. In solchen Fällen wird die Vergütung gekürzt, da das Modell offiziell auf eine 1:1-Betreuung ausgelegt ist - was zu erheblichen Einkommenseinbußen führt.
Der Deutsche Hebammenverband (DHV) warnt deshalb eindringlich vor den Auswirkungen der neuen Gebührenordnung und fordert eine grundlegende Reform der Finanzierung des geburtshilflichen Personals in Deutschland. Der Verband hat bereits juristische Schritte eingeleitet, da damit freiberuflich tätige Hebammen finanziell schlechter gestellt sind als bisher, was zudem die Attraktivität des Berufs erheblich mindert.
"Damit zeigt sich leider einmal mehr, dass Frauengesundheit und diejenigen, die die professionelle und sichere Arbeit auf diesem so wichtigen Gebiet aufrechterhalten, im System nicht den Stellenwert haben, den sie verdienen", so Ursula Jahn-Zöhrens, DHV-Beirätin für den freiberuflichen Bereich.