Sind wir sicher vor Hackern? IT-Experte warnt: "Wenn uns jemand angreifen würde, wären wir hilflos"
Von Anna Eube
Berlin - Ziemlich beunruhigende Nachrichten: Deutschland wäre nach Ansicht von Digitalexperte Markus Beckedahl (49) schlecht auf einen flächendeckenden Hackerangriff vorbereitet.
"Wir haben ein großes Kompetenzwirrwarr zwischen verschiedenen Behörden. Wenn uns jemand mal richtig angreifen würde, dann wären wir erst mal hilflos und kopflos", sagte der Gründer des Zentrums für Digitalrechte und Demokratie im "ZDF-Morgenmagazin".
Man habe in der Vergangenheit zu wenig investiert und zu wenig Wert auf Verschlüsselung gelegt. Auch heute investiere man noch zu wenig: "Wir könnten durch das Sondervermögen für Infrastruktur viel mehr in IT-Sicherheit investieren."
IT-Sicherheit werde hauptsächlich im Innenministerium behandelt. Jedoch: "Das Innenministerium schafft im Namen der IT-Sicherheit Unsicherheit, indem sie Schwachstellen zurückhalten."
Diese Sicherheitslücken könnten auch von kriminellen Hackern und Akteuren aus dem Ausland ausgenutzt werden, sagte Beckedahl.
Cyberspione haben es auf öffentliche Verwaltung abgesehen
Wichtig sei außerdem, sich von US-Infrastruktur unabhängig zu machen.
Der Experte forderte dafür eine Open-Source-basierte digitale Infrastruktur. Man wisse, dass US-Gesetze Unternehmen wie Microsoft dazu verpflichteten, Daten auch aus Deutschland an die US-Regierung oder dortige Sicherheitsbehörden auszuliefern, sagte Beckedahl. Deshalb brauche es eine eigene Infrastruktur in der Europäischen Union.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat gerade seinen aktuellen Lagebericht vorgelegt. Darin heißt es, dass Cyberspione es in Deutschland derzeit besonders auf die öffentliche Verwaltung abgesehen haben.
Eine nennenswerte Anzahl von Geschädigten gab es demnach auch in den Sektoren Verteidigung, Rechtspflege, öffentliche Sicherheit und Ordnung sowie Verteidigung.
Titelfoto: Montage: Michael Kappeler/dpa, Sebastian Gollnow/dpa

