Angriff auf Israel im Liveticker: Wasseranlagen in Gaza wegen Treibstoffmangels außer Betrieb

Israel - Das Blutvergießen im Gazastreifen geht weiter. Eine Waffenruhe angesichts vieler toter Zivilisten lehnt Israel ab und zieht einen Vergleich zum Kampf gegen die Nazis im Zweiten Weltkrieg.

Palästinenser begutachten ein zerstörtes Wohnhaus nach einem israelischen Luftangriff im südlichen Gazastreifen.
Palästinenser begutachten ein zerstörtes Wohnhaus nach einem israelischen Luftangriff im südlichen Gazastreifen.  © Abed Rahim Khatib/dpa

Während Israels Bodentruppen verstärkt im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas vorrücken, hat der palästinensische Vertreter bei den Vereinten Nationen mit drastischen Worten auf das Leiden der Zivilbevölkerung hingewiesen.

Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates sagte Riad Mansur (76) mit Blick auf die heftigen Kämpfe: "Gaza ist jetzt die Hölle auf Erden."

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu (74) lehnt jedoch trotz Kritik an der hohen Zahl ziviler Opfer eine Waffenruhe ab und verglich den Krieg gegen die Hamas mit dem Kampf der Alliierten gegen die Nazis.

Grausame Propaganda: Hamas veröffentlicht Geisel-Video
Israel Krieg Grausame Propaganda: Hamas veröffentlicht Geisel-Video

Israels UN-Botschafter Gilad Erdan steckte sich derweil vor dem Weltsicherheitsrat einen gelben Davidstern mit den Worten "Never Again" ("Nie Wieder") ans Revers. Dies erinnert an Sterne, die die Nazis im Dritten Reich Juden als Kennzeichen aufgezwungen hatten.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Angriff auf Israel findet Ihr hier im TAG24-Liveticker. Ältere Nachrichten zum aktuellen Nahost-Konflikt findet Ihr hier.

30. Oktober, 21.59 Uhr: Unicef: Wasseranlagen in Gaza wegen Treibstoffmangels außer Betrieb

Angeblich akuter Treibstoffmangel im Gazastreifen wirkt sich nach UN-Angaben bereits auf die Wasserversorgung der Bevölkerung aus.

"Nur eine Entsalzungsanlage arbeitet mit lediglich einer Kapazität von fünf Prozent, während alle sechs Wasseraufbereitungsanlagen im Gazastreifen aufgrund von Treibstoff- oder Strommangels derzeit außer Betrieb sind", sagte die Direktorin des UN-Kinderhilfswerks Unicef, Catherine Russell, am Montag bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats.

Sie flehe den Sicherheitsrat an, unverzüglich eine Resolution zu verabschieden, die die Parteien an ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen erinnere, so Russell weiter. Dazu gehöre auch ein Waffenstillstand und unbehinderter Zugang für humanitäre Hilfe.

Am Montagabend setzte Israel seine Angriffe im Gazastreifen fort - als Reaktion auf die Terrorüberfälle der Hamas seit dem 7. Oktober in Israel.
Am Montagabend setzte Israel seine Angriffe im Gazastreifen fort - als Reaktion auf die Terrorüberfälle der Hamas seit dem 7. Oktober in Israel.  © Abed Khaled/AP/dpa

30. Oktober, 21.36 Uhr: UN-Palästinenserhilfswerk: Es braucht mehr humanitäre Hilfe für Gaza

Der Chef des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) hat auf eine Ausweitung der humanitären Hilfe für den Gazastreifen gedrungen.

Eine Hand voll Konvois wie bislang reiche für mehr als zwei Millionen Notleidende nicht aus, sagte UNWRA-Generalkommissar Philippe Lazzarini am Montag bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates. "Das bestehende System, das die Lieferung von Hilfsgütern nach Gaza ermöglicht, ist zum Scheitern verurteilt, wenn kein politischer Wille vorhanden ist."

30. Oktober, 20.52 Uhr: Lindner: Mit Antisemitismus wird Chance auf deutschen Pass verwirkt

FDP-Bundesparteichef Christian Lindner hat scharfe Konsequenzen für judenfeindliche Zuwanderer gefordert.

"Wer offensichtlich antisemitische Ressentiments hat, hat seine Chance auf einen deutschen Pass verwirkt", sagte Lindner am Montagabend beim "Ständehaus-Treff" der "Rheinischen Post" in Düsseldorf.

Deutschland müsse zwar tolerant sein und brauche qualifizierte Einwanderung in den Arbeitsmarkt. "Auf der anderen Seite müssen wir aber Kontrolle und Steuerung für uns beanspruchen", mahnte der Bundesfinanzminister. "Ohne Kontrolle und Steuerung des Zugangs einer Gesellschaft bricht jedes System sozialer Sicherheit und jede öffentliche Ordnung zwangsläufig zusammen. Und deshalb müssen wir das jetzt wiederherstellen."

30. Oktober, 20.36 Uhr: Putin nutzt antisemitische Ausschreitungen für Vorwürfe gegen Westen

Kremlchef Wladimir Putin hat die antijüdischen Ausschreitungen in der russischen Teilrepublik Dagestan für Vorwürfe gegen den Westen genutzt.

Die Ereignisse in Dagestans Hauptstadt Machatschkala seien nicht zuletzt von ukrainischem Gebiet aus inspiriert worden, "durch die Hände westlicher Geheimdienste", sagte Putin am Montagabend bei einer Sitzung zur Sicherheitslage Russlands, die in Ausschnitten im Staatsfernsehen übertragen wurde. Belege für die Behauptung einer angeblich ausländischen Steuerung des Vorfalls im muslimisch geprägten Nordkaukasus legte er nicht vor.

Einmal mehr hingegen rechtfertigte der 71-Jährige in diesem Zusammenhang seinen eigenen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wer gerade wirklich für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfe, seien Russlands Soldaten, sagte Putin, gegen den wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine bereits ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs erlassen wurde.

Vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs war es in Machatschkala am Sonntagabend zu beispiellosen antisemitischen Gewaltexzessen gekommen, bei denen etwa 20 Menschen verletzt wurden. Eine aufgebrachte Menge stürmte den Flughafen der Stadt, als dort ein Flugzeug aus Israel ankam. Passagiere berichteten, sie seien mit Steinen beworfen worden. Die Polizei gab Warnschüsse ab. Die Übergriffe lösten international Bestürzung aus.

Wladimir Putin (71), Präsident von Russland.
Wladimir Putin (71), Präsident von Russland.  © Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

30. Oktober, 19.48 Uhr: Netanjahu: Waffenruhe wäre eine Kapitulation gegenüber Hamas-Terror

Der israelische Ministerpräsident, Benjamin Netanjahu, hat eine Waffenruhe im Kampf gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas abgelehnt.

"So wie die USA nach der Bombardierung von Pearl Harbor oder dem Terroranschlag vom 11. September keiner Waffenruhe zugestimmt hätten, wird Israel einem Stopp der Kämpfe mit der Hamas nach den schrecklichen Angriffen des 7. Oktobers nicht zustimmen", sagte Netanjahu am Montag vor Journalisten. "Aufrufe an Israel, einer Waffenruhe zuzustimmen, sind Aufrufe, gegenüber der Hamas, gegenüber Terrorismus, gegenüber der Barbarei zu kapitulieren. Das wird nicht passieren.

Netanjahu sagte weiter: "Jede zivilisierte Nation sollte an Israels Seite stehen und die sofortige und bedingungslose Freilassung der Geiseln fordern." Man ziehe nun eine Linie "zwischen den Kräften der Zivilisation und den Kräften der Barbarei".

Er hoffe dabei auf die Unterstützung zivilisierter Länder. "Weil Israels Kampf euer Kampf ist. Weil ihr das nächste Ziel seid, wenn die Achse des Bösen von Hamas und dem Iran siegt. Deshalb wird Israels Sieg euer Sieg sein." Man werde die Hamas in den "Mülleimer der Geschichte" werfen.

Benjamin Netanjahu (74), Ministerpräsident von Israel.
Benjamin Netanjahu (74), Ministerpräsident von Israel.  © Abir Sultan/Pool European Pressphoto Agency/AP/dpa

30. Oktober, 19.42 Uhr: Angehörige von Geiseln appellieren an deutsche Regierung: "Die Uhr tickt"

Angehörige deutscher Geiseln haben an die Bundesregierung appelliert, noch mehr für deren Freilassung aus der Gefangenschaft im Gazastreifen zu tun.

Liri Romann, Bruder der entführten 36-jährigen Deutschen Yarden Romann, sagte dem "Tagesspiegel" nach der Nachricht vom Tod der Deutsch-Israelin Shani Louk: "Das zeigt uns allen, dass wir nur wenig Zeit haben, um all die anderen lebend zu befreien." Seine Familie sei mit mehreren deutschen Regierungsvertretern in Kontakt gewesen und mit viel Mitgefühl behandelt worden. Nach vielen "herzlichen Worten" müssten nun Taten folgen. "Es ist jetzt Zeit für die deutsche Regierung, mit allen möglichen Druckmitteln von der Hamas zu fordern, dass sie alle deutschen Staatsangehörigen sofort freilässt", sagte Romann.

Auch Shaked Haran, die ihren Vater verloren hat und deren Mutter, die deutsche Staatsangehörige Shoshan Haran, sowie weitere Verwandte verschleppt wurden, sagte der Zeitung, Shani Louks Tod müsse "allen vor Augen führen, dass die Uhr tickt".

Weiter sagte sie: "Die deutsche Regierung muss alle verfügbaren Kanäle nutzen, um sicherzustellen, dass die deutschen Geiseln und ihre Angehörigen freigelassen werden."

30. Oktober, 18.36 Uhr: Britische Ministerin: Propalästinensische Demos sind "Hassmärsche"

Die britische Innenministerin, Suella Braverman, hat propalästinensische Demonstrationen als "Hassmärsche" bezeichnet.

Die konservative Politikerin sagte am Montag in einem Interview mit dem Nachrichtensender Sky News: "Wir haben an den vergangenen Wochenenden Zehntausende Menschen auf den Straßen gesehen (...), die eine Auslöschung Israels von der Landkarte fordern. Es gibt meiner Meinung nach nur eine Art, um diese Märsche zu beschreiben: Es sind Hassmärsche."

Die Polizei müsse einen Nulltoleranz-Ansatz verfolgen im Umgang mit Antisemitismus, fügte sie hinzu. Falls nötig, werde es eine Verschärfung der Gesetze geben, um "bösartigen Akteuren" zu begegnen, die absichtlich unterhalb der Schwelle des Gesetzes handelten, so Braverman weiter.

30. Oktober, 18.33 Uhr: Ukraine weist Moskauer Vorwürfe zu Ausschreitungen in Dagestan zurück

Die Ukraine hat russische Vorwürfe zurückgewiesen, die antisemitischen Exzesse in der Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus angestachelt zu haben.

"Die Vorgänge in Machatschkala spiegeln den tief verwurzelten Antisemitismus der russischen Eliten und Gesellschaft wider", schrieb der ukrainische Außenamtssprecher, Oleh Nikolenko, am Montag bei Facebook. Moskau versuche mit seinen Vorwürfen gegen Kiew nur, die Verantwortung abzuschieben. Der Aufruhr sei vielmehr Folge der "russischen Staatspropaganda, die jahrzehntelang unter den Russen das Gefühl von Hass gegen andere Völker kultivierte".

30. Oktober, 18.05 Uhr: Steinmeier: Grausamkeit der Mordtat an Shani Louk entsetzt uns alle

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Mutter der beim Hamas-Terrorüberfall auf Israel getöteten Deutschen Shani Louk kondoliert.

"Die Grausamkeit der Mordtat an Ihrer Tochter entsetzt uns alle", schrieb Steinmeier. "Überall in Deutschland fühlen die Menschen mit Ihnen. Gemeinsam stellen wir uns dem Hass und dem Terror entgegen", heißt es in dem Schreiben an Ricarda Louk weiter.

Diese hatte zuvor bekannt gegeben, dass ihre seit dem Hamas-Terrorüberfall auf Israel Anfang Oktober vermisste Tochter tot sei. Das habe ihr das israelische Militär mitgeteilt, sagte Louk der Deutschen Presse-Agentur.

30. Oktober, 17.57 Uhr: Israelische Soldatin bei Einsatz im Gazastreifen befreit

Eine israelische Soldatin ist nach Militärangaben bei dem Einsatz der Bodentruppen im Gazastreifen befreit worden.

Die am 7. Oktober von der Hamas entführte Frau sei in gutem Zustand und habe ihre Familie bereits getroffen, teilte die Armee am Montag auf der Online-Plattform X (vormals Twitter) mit.

Demnach war die Befreiung in der Nacht. Auf einem vom Militär verbreiteten Bild war sie in den Armen ihrer Familie zu sehen.

30. Oktober, 16.49 Uhr: Friedländer: Hamas-Terror und NS-Taten "nicht dasselbe"

Die Holocaustüberlebende Margot Friedländer will für den Terrorismus der Hamas nicht die gleichen Worte verwenden wie für die Taten der Nationalsozialisten.

"Wir brauchen andere Begriffe. Es ist nicht dasselbe", sagte Friedländer der "Zeit Online". Nach dem Massaker von Hamas-Terroristen in Israel am 7. Oktober hatte der Israels Ministerpräsident Netanjahu die Hamas als "die neuen Nazis" bezeichnet.

Solidaritätsbekundungen mit der Hamas auf Kundgebungen und Demonstrationen in Deutschland versuche sie zu ignorieren, das gelinge ihr aber nicht, sagte die 101-Jährige. "Es ist einfach traurig. Und bestürzend. Die Hamas ist schlecht zu den Palästinensern in Gaza. Sie respektieren ihre eigenen Leute nicht. Denn sie nehmen die als Schutz für sich. Das ist doch nicht menschlich. Und es ist feige."

Über Flüchtlinge mit antisemitischen Einstellungen in Deutschland sagte Friedländer: "Vielleicht sind wir zu freundlich." Sie sage immer: "Ihr braucht andere Menschen nicht zu lieben. Aber Respekt vor anderen ist unverzichtbar."

Auf die Frage, ob sie den Eindruck habe, dass jüdisches Leben in Deutschland sich nun für eine Weile zurückziehe, sagte die Holocaustüberlebende, sie fürchte, nicht nur für eine Weile. "Es gibt weiterhin Menschen, die in uns keine normalen Menschen, sondern ein Zerrbild sehen. Mir ist das unverständlich."

Margot Friedländer war 1921 als jüdische Deutsche in Berlin geboren und 1944 von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt worden. Nach ihrer Befreiung lebte sie 64 Jahre in den USA im Exil, bevor sie im Alter von 88 Jahren zurück nach Berlin kam.
Margot Friedländer war 1921 als jüdische Deutsche in Berlin geboren und 1944 von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt worden. Nach ihrer Befreiung lebte sie 64 Jahre in den USA im Exil, bevor sie im Alter von 88 Jahren zurück nach Berlin kam.  © Annette Riedl/dpa

30. Oktober, 16.46 Uhr: Nach Palästina-Post: Mainz-Profi El Ghazi doch zurück im Kader

Der FSV Mainz 05 ermöglicht dem zunächst freigestellten Fußballprofi Anwar El Ghazi nun doch eine Rückkehr.

Der 28 Jahre alte Niederländer kehre zeitnah in den Trainings- und Spielbetrieb zurück, gab der Bundesligist am Montag bekannt. El Ghazi werde für die Veröffentlichung eines Beitrages in den sozialen Medien vor zwei Wochen abgemahnt. Die Mainzer hatten zunächst mit Härte auf einen inzwischen wieder gelöschten Pro-Palästina-Post von El Ghazi bei Instagram reagiert.

El Ghazi sei in mehreren Gesprächen von seinem Post abgerückt. "Gegenüber dem Vorstand distanzierte sich El Ghazi in diesem Kontext auch deutlich von terroristischen Akten wie jenem der Hamas (...)", so die Nullfünfer. "Er betonte sein Mitgefühl mit den Opfern dieses Angriffs wie auch mit allen Opfern dieses Konflikts. Er verdeutlichte glaubhaft, dass er auch das Existenzrecht Israels nicht infrage stellt."

Zunächst hatte es bei Mainz 05 geheißen, El Ghazi habe "in einer Art und Weise Position zum Konflikt im Nahen Osten bezogen, die für den Verein so nicht tolerierbar war".

Wende im Fall Anwar El Ghazi (28) beim FSV Mainz 05: Der Fußballprofi wird wegen seines Pro-Palästina-Posts nun doch nur abgemahnt.
Wende im Fall Anwar El Ghazi (28) beim FSV Mainz 05: Der Fußballprofi wird wegen seines Pro-Palästina-Posts nun doch nur abgemahnt.  © Richard Heathcote/Press Association/dpa

30. Oktober, 16.45 Uhr: 23 Attacken auf US-Stützpunkte in Irak und Syrien seit Mitte Oktober

Im Irak und in Syrien stationierte US-Kräfte sind in den vergangenen Tagen Ziel weiterer Attacken geworden.

Eine hochrangige US-Verteidigungsbeamtin sagte am Montag in Washington, seit dem 17. Oktober seien Streitkräfte der USA mindestens 14 Mal im Irak und 9 Mal in Syrien angegriffen worden - also 23 Mal insgesamt. Es habe sich um Attacken mit Drohnen und Raketen gehandelt, die jedoch erfolgreich abgewehrt worden seien. In den meisten Fällen hätten Drohnen und Raketen dank robuster Verteidigungsvorkehrungen ihr Ziel nicht erreicht.

Titelfoto: Abed Khaled/AP/dpa

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