Nahost-Konflikt: Deutschland richtet Luftbrücke für Gazastreifen ein

Israel - Angesichts eindringlicher Warnungen vor einer Hungersnot im Gazastreifen erhöht auch Deutschland den Druck auf Israel. "Das ist ein vollkommen untragbarer Zustand, der sich sofort ändern muss", sagte Außenminister Johann Wadephul (CDU) nach Gesprächen mit der israelischen Führung in Jerusalem.

Außenminister Johann Wadephul (62, CDU) fliegt zu politischen Gesprächen nach Tel Aviv und könnte dort auf den US-Sondergesandten Steve Witkoff treffen.
Außenminister Johann Wadephul (62, CDU) fliegt zu politischen Gesprächen nach Tel Aviv und könnte dort auf den US-Sondergesandten Steve Witkoff treffen.  © Michel Euler/AP/dpa

Nötig sei eine "fundamentale Verbesserung für die Menschen im Gazastreifen". Andernfalls drohe Israel die internationale Isolierung.

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff und der amerikanische Botschafter in Israel, Mike Huckabee, werden sich am heutigen Freitag im Gazastreifen ein Bild von der Lage dort machen. In dem abgeriegelten Küstengebiet mit rund zwei Millionen Bewohnern steht laut UN-Angaben eine Hungersnot kurz bevor.

Die islamistische Hamas will die ins Stocken geratenen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg indes nur unter der Bedingung fortsetzen, dass sich die humanitäre Lage dort verbessert.

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1. August, 16.18 Uhr: US-Sondergesandter Witkoff besucht Verteilzentrum in Gaza

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff hat bei einer Reise in den Gazastreifen ein Verteilzentrum der umstrittenen israelisch-amerikanischen Stiftung GHF (Gaza Humanitarian Foundation) besucht.

Das bestätigte der amerikanische Botschafter in Israel, Mike Huckabee, der Witkoff begleitete, auf X. Der Besuch habe dazu gedient, die "Wahrheit" über die Hilfsbemühungen der GHF herauszufinden.

1. August, 16.16 Uhr: Italien plant Evakuierung kranker Kinder aus dem Gazastreifen

Angesichts der humanitären Krise im Gazastreifen will Italien erneut kranke palästinensische Kinder und ihre Begleitpersonen zur Behandlung ausfliegen lassen.

Außenminister Antonio Tajani erklärte, man arbeite an einem entsprechenden Evakuierungsplan. Insgesamt sollen rund 50 Menschen ausgeflogen werden.

Zudem kündigte Tajani an, auch Hilfsgüter aus der Luft über den Gazastreifen abwerfen zu lassen. Einen genauen Zeitpunkt nannte Tajani nicht. Zusätzlich plant Italien, weitere fünf Millionen Euro für den Kauf von Lebensmitteln bereitzustellen.

1. August, 16.13 Uhr: Auch Frankreich wirft Hilfsgüter über dem Gazastreifen ab

Auch Frankreich hat Hilfsgüter über dem Gazastreifen abgeworfen.

Angesichts der absoluten Notlage der palästinensischen Zivilbevölkerung seien Lebensmittel aus der Luft abgeworfen worden, teilte Präsident Emmanuel Macron mit. "Die Abwürfe allein reichen nicht aus. Israel muss einen vollen humanitären Zugang eröffnen, um der Gefahr einer Hungersnot zu begegnen", schrieb Macron auf X.

1. August, 12 Uhr: Die Bundeswehr beliefert Gaza-Region mit Lebensmitteln und Gütern

Die Bundeswehr hat ihre Hilfsaktion für notleidende Menschen im Gazastreifen begonnen.

Deutsche Transportflugzeuge hätten 34 Paletten mit knapp 14 Tonnen Lebensmitteln und medizinischer Ausrüstung über dem Gebiet abgeworfen, teilte das Verteidigungsministerium mit.

Der Gazastreifen steht nach UN-Angaben unmittelbar vor einer Hungersnot. Israel kontrolliert alle Zugänge zu dem Küstengebiet am Mittelmeer und ließ über mehrere Monate keine oder nur wenige Hilfslieferungen passieren. So sollte nach israelischer Darstellung der Druck auf die islamistische Hamas erhöht werden, die letzten der am 7. Oktober 2023 entführten Geiseln freizulassen.

Die Menschen im Gazastreifen stehen wegen des Kriegsgeschehens vor einer Hungersnot.
Die Menschen im Gazastreifen stehen wegen des Kriegsgeschehens vor einer Hungersnot.  © Jehad Alshrafi/AP/dpa

1. August, 10.46 Uhr: Deutschland gibt weitere Hilfen gegen Hunger in Gaza

Außenminister Johann Wadephul kündigte bei seinem Besuch in Israel zusätzliche Mittel von fünf Millionen Euro für das UN-Welternährungsprogramm WFP an.

"Damit werden unter anderem Bäckereien und Suppenküchen unterstützt, um die Menschen in Gaza auch mittelfristig mit Brot und warmen Mahlzeiten zu versorgen", sagte er.

Außerdem finanziert die Bundesregierung ein Feldkrankenhaus der Malteser. Dieses wird demnach in Gaza Stadt eine dringend benötigte grundlegende Gesundheitsversorgung anbieten.

Außenminister Johann Wadephul (CDU) forderte die israelische Regierung auf, bei der humanitären Hilfe für den Gazastreifen schnell zu einer engen Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen und ihren Institutionen zurückzukehren.
Außenminister Johann Wadephul (CDU) forderte die israelische Regierung auf, bei der humanitären Hilfe für den Gazastreifen schnell zu einer engen Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen und ihren Institutionen zurückzukehren.  © Soeren Stache/dpa

1. August, 6.13 Uhr: Deutschland hält sich bei Sanktionen zurück

Mit Blick auf Gaza verwies Wadephul auf Diskussionen in der Europäischen Union über Sanktionen gegen Israel und auf die steigende Bereitschaft mehrerer Länder, einen palästinensischen Staat anzuerkennen.

Bei der Frage von Sanktionen hält sich Deutschland anders als viele andere europäische Staaten bisher zurück. Ob die Bundesregierung dabei mitgehen wird, dürfte auch von den Ergebnissen der Reise des Außenministers abhängen. Anders als etwa Frankreich, Großbritannien und Kanada erwägt Deutschland laut Wadephul bislang auch keine Anerkennung eines palästinensischen Staates.

1. August, 6 Uhr: Kritik an Hilfssystem und Israels Armee

Bei ihrem Besuch im Gazastreifen wollen der US-Sondergesandte Witkoff und US-Botschafter Huckabee Verteilzentren für Hilfslieferungen inspizieren und einen Plan für weitere Lieferungen ausarbeiten.

Zudem gehe es darum, von den Menschen dort "aus erster Hand mehr über die dramatische Lage vor Ort zu erfahren", erklärte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt.

Die Verteilung von Hilfsgütern durch die von Israel unterstützte Gaza Humanitarian Foundation (GHF) ist höchst umstritten. Neben Israel stehen auch die USA hinter der Stiftung, die Kritikern zufolge nicht ansatzweise dieselben Hilfsleistungen erbringt, wie es sie früher über die Vereinten Nationen gab.

31. Juli, 16.58 Uhr: Hamas könnte laut Trump humanitäre Krise in Gaza beenden

US-Präsident Donald Trump (79) hat der Hamas erneut eine zentrale Rolle für das Leid der Menschen im Gazastreifen zugewiesen.

"Der schnellste Weg, um die humanitäre Krise in Gaza zu beenden, ist, DASS DIE HAMAS KAPITULIERT UND DIE GEISELN FREILÄSST!!!", schrieb der Republikaner auf seiner Plattform Truth Social.

US-Präsident Donald Trump (79). (Archivbild)
US-Präsident Donald Trump (79). (Archivbild)  © Andrew Leyden/ZUMA Press Wire/dpa

31. Juli, 13.01 Uhr: Wadephul fordert sicheren Zugang auf Landweg nach Gaza

Zur Linderung der Not der Menschen im Gazastreifen hat Außenminister Johann Wadephul (CDU) Israel aufgefordert, sichere Zugänge auf dem Landweg in das Kriegsgebiet zu schaffen.

"Nur über den Landweg können Hilfsgüter die Menschen in ausreichender Menge erreichen", sagte Wadephul vor seinem Abflug nach Tel Aviv. "Deswegen fordere ich die israelische Regierung dringend auf, den UN und den internationalen Hilfsorganisationen sicheren Zugang und vor allem auch sichere und effektive Verteilung zu ermöglichen."

Wadephul will in Jerusalem neben seinem israelischen Kollegen Gideon Saar auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Staatspräsident Izchak Herzog treffen. Dabei soll es unter anderem um die katastrophale Situation im Gazastreifen und Wege zur Beendigung des Krieges gehen. Auch ein Treffen mit Verantwortlichen der Palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah im Westjordanland ist geplant.

31. Juli, 11.46 Uhr: Israelische Siedler greifen Dörfer an

Bei einem Angriff israelischer Siedler auf palästinensische Dörfer im Westjordanland ist nach palästinensischen Angaben ein Mann getötet worden.

Der 45-Jährige sei an Brandrauch erstickt, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Siedler hätten in dem Ort Silwad zwölf Fahrzeuge und ein Haus in Brand gesetzt. Auch in weiteren Dörfern in der Nähe von Ramallah seien Autos angezündet worden.

Immer wieder kommt es im besetzten Westjordanland zu Angriffen radikaler israelischer Siedler auf Palästinenser. Erneut kommt dabei ein Mensch zu Tode.
Immer wieder kommt es im besetzten Westjordanland zu Angriffen radikaler israelischer Siedler auf Palästinenser. Erneut kommt dabei ein Mensch zu Tode.  © Nasser Nasser/AP/dpa

31. Juli, 9.16 Uhr: 200 Prominente fordern Waffenstopp für Israel

Mehr als 200 Schauspieler, Musiker und Medienleute von Ski Aggu bis Katharina Thalbach drängen Bundeskanzler Friedrich Merz zum Stopp der Waffenlieferungen an Israel und zu weiteren Sanktionen.

In einem offenen Brief verweisen die Künstler auf das Leid von Kindern im Gazastreifen und betonen: "Auch wir verurteilen die grauenvollen Verbrechen der Hamas aufs Schärfste. Aber kein Verbrechen legitimiert es, Millionen von unschuldigen Menschen auf brutalste Weise kollektiv zu bestrafen."

Zu den Erstunterzeichnern gehören unter vielen anderen die Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, die Musikerin Shirin David und der Musiker Zartmann, die Schauspielerinnen Jessica Schwarz, Heike Makatsch und Liv Lisa Fries, die Schauspieler Benno Führmann, Daniel Brühl und Jürgen Vogel sowie der Autor Marc-Uwe Kling. Organisiert hat die Aktion nach eigenen Angaben die Kampagnengruppe Avaaz.

Im Gazastreifen hungerten und stürben Kinder, die nicht Teil des Krieges seien und doch dessen Last trügen, heißt es in dem offenen Brief. "Mehr als 17.000 wurden bereits getötet. Hunderttausende sind verletzt, traumatisiert, vertrieben, hungern."

Prominente darunter Joko Winterscheidt (v.l.n.r.), der Rapper Ski Aggu und Klaas Heufer-Umlauf fordern in einem Brief den Waffenstopp an Israel.
Prominente darunter Joko Winterscheidt (v.l.n.r.), der Rapper Ski Aggu und Klaas Heufer-Umlauf fordern in einem Brief den Waffenstopp an Israel.  © Bilmontage: Daniel Karmann/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa / Carsten Koall/dpa

31. Juli, 6.13 Uhr: Auch Kanada will Palästina als Staat anerkennen

Nach Frankreich will auch Kanada Palästina als Staat anerkennen.

"Kanada beabsichtigt, den Staat Palästina in der 80. Sitzung der UN-Vollversammlung im September 2025 anzuerkennen", sagte Ministerpräsident Mark Carney.

Er begründete den Schritt mit zunehmend schlechteren Aussichten auf eine Zweistaatenlösung in Nahost und prangerte die Lage im Westjordanland sowie die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen an.

Israels Regierung verurteilte Carneys Entscheidung. Der Kurswechsel der kanadischen Regierung sei eine Belohnung für die palästinensische Terrororganisation Hamas, kritisierte das Außenministerium. Er schade den Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der von den Islamisten im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Der Druck auf Israel wegen der verheerenden Lage in Nahost wächst. Nun will nach Frankreich auch Kanada Palästina anerkennen, wie Premier Mark Carney erklärte.
Der Druck auf Israel wegen der verheerenden Lage in Nahost wächst. Nun will nach Frankreich auch Kanada Palästina anerkennen, wie Premier Mark Carney erklärte.  © Adrian Wyld/The Canadian Press/AP/dpa

30. Juli, 20.03 Uhr: Weitere Lebensmittel aus der Luft über Gaza abgeworfen

Nach israelischen Angaben sind den vierten Tag in Folge Hilfsgüter aus der Luft über dem Gazastreifen abgeworfen worden.

Die Lieferungen umfassten 32 Paletten mit Lebensmitteln, die in den vergangenen Stunden an Fallschirmen von jordanischen, emiratischen und ägyptischen Flugzeugen abgeworfen wurden, wie die israelische Armee mitteilte.

Titelfoto: Jehad Alshrafi/AP/dpa

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