Nahost-Konflikt: Israels Außenminister sieht Palästina-Anerkennung als Belohnung für Terror

Israel - Während Israel seine militärische Offensive in der Stadt Gaza mit massiven Angriffen fortsetzt, gerät das Land zunehmend in die internationale Isolation.

Großbritanniens Premierminister Keir Starmer (63) verkündete am Sonntag die Anerkennung des Staates Palästina.
Großbritanniens Premierminister Keir Starmer (63) verkündete am Sonntag die Anerkennung des Staates Palästina.  © Leon Neal/PA Wire/dpa

So hat etwa Großbritannien den Staat Palästina anerkannt.

Premierminister Keir Starmer (63) verkündete die Entscheidung am Sonntag - und damit noch vor dem Beginn der UN-Vollversammlung kommende Woche.

Ab Dienstag kommen in New York etwa 150 Staats- und Regierungschefs zur Generaldebatte der Vereinten Nationen zusammen. Am Vorabend des größten diplomatischen Ereignisses der Welt ist eine Zwei-Staaten-Konferenz geplant.

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Israel Krieg Er ist Israeli: Entsetzen nach Festival-Ausladung von Dirigent Shani

Die zur G7-Gruppe der großen westlichen Wirtschaftsmächte gehörenden Staaten Frankreich und Kanada sowie Australien, Belgien und weitere Länder hatten im Vorfeld angekündigt, einen Staat Palästina anzuerkennen.

Alle Entwicklungen zum Nahost-Konflikt findet Ihr hier im TAG24-Newsticker.

21. September, 19.44 Uhr: Israels Außenminister sieht Palästina-Anerkennung als Belohnung für Terror

Der israelische Außenminister Gideon Saar (58) hat die Anerkennung eines palästinensischen Staates durch Großbritannien, Kanada und Australien scharf verurteilt.

"Die meisten Staaten der Welt haben bereits früher einen palästinensischen Staat anerkannt", sagte er nach Angaben seines Büros. "Das war natürlich ein Fehler. Aber jene Länder, die dies jetzt tun, nach dem 7. Oktober, unternehmen einen Schritt, der falsch ist, empörend und unmoralisch."

Einerseits sei es eine Belohnung für die islamistische Terrororganisation Hamas nach dem Massaker in Israel vor knapp zwei Jahren, sagte er. Gleichzeitig sei es auch eine Belohnung für die Palästinensische Autonomiebehörde, der Saar vorwarf, weiterhin den Terror zu unterstützen.

Von Israels Außenminister Gideon Saar (58) kommen nach der Palästina-Anerkennung scharfe Töne.
Von Israels Außenminister Gideon Saar (58) kommen nach der Palästina-Anerkennung scharfe Töne.  © Katharina Kausche/dpa

21. September, 18.03 Uhr: Ausweitung der Offensive in der Stadt Gaza mit dritter Division

Israel weitet seine Offensive in der Stadt Gaza aus.

Truppen einer dritten Division hätten begonnen, in die Küstenstadt vorzudringen, teilte das Militär mit. Zuvor waren den Angaben zufolge bereits zwei Divisionen an dem Einsatz beteiligt gewesen. Eine Division besteht in der Regel aus 10.000 bis 15.000 Soldaten.

Die Soldaten hätten in den vergangenen Tagen "Dutzende Terrorziele" angegriffen, um das Vordringen weiterer Bodentruppen zu ermöglichen, hieß es weiter in der Mitteilung. Die Truppen würden "im Gazastreifen weiterhin so lange operieren, wie es erforderlich ist, um die Bürger Israels zu schützen". Ziel des Einsatzes ist nach Darstellung der Regierung, die Hamas zu zerschlagen und die Freilassung der verbliebenen Geiseln zu erreichen.

Die israelische Armee verstärkt ihre Offensive in Gaza-Stadt.
Die israelische Armee verstärkt ihre Offensive in Gaza-Stadt.  © Ohad Zwigenberg/AP/dpa

21. September, 17.45 Uhr: Israels Außenministerium kritisiert Palästina-Anerkennung scharf

Das israelische Außenministerium hat die Anerkennung eines palästinensischen Staates durch Großbritannien scharf kritisiert.

Diese sei "nichts anderes als eine Belohnung für die dschihadistische Hamas – ermutigt durch ihre der Muslimbruderschaft nahestehenden Verbündeten im Vereinigten Königreich", hieß es in einem Post des Ministeriums in Jerusalem auf der Plattform X.

21. September, 17.20 Uhr: Israels Minister Ben-Gvir fordert nach Palästina-Anerkennung Annexion

Nach der Anerkennung eines palästinensischen Staates durch Kanada, Großbritannien und Australien hat Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir (49) eine sofortige Annexion des Westjordanlands gefordert.

Außerdem müsse die Palästinensische Autonomiebehörde, die er als "Terrorbehörde" bezeichnete, komplett zerschlagen werden, forderte er in einem Post auf der Plattform X.

Ben-Gvir verurteilte die Anerkennung mit Blick auf das beispiellose Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 als Preis für Mörder, die der islamistischen Terrororganisation Hamas angehörten. Er werde bei der nächsten Regierungssitzung einen Vorschlag zur "Ausweitung der (israelischen) Souveränität" vorlegen - damit ist de facto eine Annexion gemeint, die einen eigenen palästinensischen Staat in noch weitere Ferne rücken ließe.

Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir (49) spricht sich für die sofortige Annexion des Westjordanlands aus.
Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir (49) spricht sich für die sofortige Annexion des Westjordanlands aus.  © Ilia Yefimovich/dpa

21. September, 15.36 Uhr: Großbritannien, Kanada und Australien beschließen Anerkennung von Staat Palästina

Großbritannien, Kanada und Australien haben die Anerkennung von Palästina als Staat erklärt.

Der britische Premierminister Keir Starmer (63) und der kanadische Regierungschef Mark Carney (60) teilten ihre Entscheidungen fast gleichzeitig mit. Die Hoffnung auf eine Zweistaatenlösung müsse aufrechterhalten werden, sagte Starmer.

"Kanada erkennt den Staat Palästina an und bietet seine Partnerschaft an, um das Versprechen einer friedlichen Zukunft für sowohl den Staat Palästina als auch den Staat Israel zu verwirklichen", heißt es in einer Erklärung von Carney. Sein Land habe als erste der großen westlichen Wirtschaftsnationen die Anerkennung eines palästinensischen Staates beschlossen.

Australiens Premierminister Anthony Albanese (62) ließ die Anerkennung via X verlautbaren.

Drei Länder haben die Anerkennung von Palästina als Staat bekanntgegeben.
Drei Länder haben die Anerkennung von Palästina als Staat bekanntgegeben.  © Khalil Hamra/AP/dpa

21. September, 9.43 Uhr: Zwei Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert

Extremistische Palästinenser im Gazastreifen haben erneut zwei Raketen auf Israel abgefeuert.

Die israelische Armee teilte mit, ein Geschoss sei von der Raketenabwehr abgefangen worden und das zweite in einem offenen Gebiet eingeschlagen.

Zuvor habe es in der Hafenstadt Aschdod nördlich des Gazastreifen und in einem anderen Gebiet weiter östlich Raketenalarm gegeben. Es gab keine Berichte über mögliche Verletzte. Es war zunächst unklar, welche der palästinensischen Terrororganisationen hinter dem Angriff stand.

Aus dem umkämpften Gebiet in Gaza wurden zwei Raketen auf Israel abgefeuert.
Aus dem umkämpften Gebiet in Gaza wurden zwei Raketen auf Israel abgefeuert.  © Leo Correa/AP/dpa

21. September, 7.17 Uhr: Von der Leyen verteidigt vorgeschlagene Israel-Sanktionen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verteidigt die von ihrer Behörde diese Woche vorgeschlagenen Sanktionen gegen Israel.

Sie wisse, wie sehr die grausamen Hamas-Anschläge vom 7. Oktober 2023 Israel bis ins Mark erschüttert hätten, sagte von der Leyen in einem schriftlich geführten Interview der Zeitungskooperation "Leading European Newspaper Alliance" (Lena), zu der auch "Welt am Sonntag" gehört.

"Aber die jüngsten Entwicklungen sind besonders besorgniserregend, mit einer menschengemachten Hungersnot und der finanziellen Austrocknung der Palästinensischen Autonomiebehörde."

Die Zweistaatenlösung sei die einzige Perspektive für einen langfristig nachhaltigen Frieden in der Region. Die Pläne für ein Siedlungsprojekt im sogenannten E-1-Gebiet würden das besetzte Westjordanland im Wesentlichen von Ost-Jerusalem abschneiden, sagte von der Leyen demnach weiter.

"Was wir in den letzten Monaten von der israelischen Regierung gesehen haben, ist ein klarer Versuch, die Zweistaatenlösung zu untergraben." Deswegen habe die Kommission beschlossen, zu handeln, und ein Paket "gezielter und verhältnismäßiger Maßnahmen vorgeschlagen, um einen Weg nach vorne zu finden."

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen will Israels Kurs mit gezielten Sanktionen ändern. Sie wirbt für die von ihrer Behörde vorgeschlagenen Strafmaßnahmen.
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen will Israels Kurs mit gezielten Sanktionen ändern. Sie wirbt für die von ihrer Behörde vorgeschlagenen Strafmaßnahmen.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

20. September, 12.46 Uhr: Berichte über heftige israelische Angriffe in der Stadt Gaza

Trotz weltweiter Kritik setzt Israel seine militärische Offensive in der Stadt Gaza mit großer Härte fort. Es gebe schwere Bombardierungen und einen "Ring aus Feuer" in mehreren Teilen der größten Stadt des Küstenstreifens, berichtete das israelische Nachrichtenportal "ynet" unter Berufung auf palästinensische Quellen.

Nach Angaben aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen wurden am Samstag mindestens 47 Palästinenser getötet, davon mindestens 31 in der Stadt Gaza. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht.

Berichte sprechen von schweren Bombardierungen in der Stadt Gaza und Dutzenden Toten.
Berichte sprechen von schweren Bombardierungen in der Stadt Gaza und Dutzenden Toten.  © Abdel Kareem Hana/AP/dpa

20. September, 11.13 Uhr: Portugal kündigt Anerkennung von Palästinenser-Staat an

Noch vor Frankreich und weiteren westlichen Staaten will Portugal an diesem Wochenende einen palästinensischen Staat anerkennen.

Das Land werde die Anerkennung am Sonntag offiziell bekanntgeben, erklärte das portugiesische Außenministerium am Freitagabend.

Zuvor hatte bereits ein Berater des französischen Präsidenten Emmanuel Macron die bevorstehende Anerkennung eines Palästinenserstaats durch Portugal bekanntgegeben.

19. September, 22.28 Uhr: Zwei Tote bei Angriffen Israels im Libanon

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben bei Angriffen im Libanon zwei Mitglieder der proiranischen Hisbollah getötet.

"Beide Terroristen beteiligten sich an Versuchen, die Terrorinfrastruktur der Hisbollah wiederherzustellen", teilte die Armee wie bei vielen früheren solchen Angriffen mit. Diese Aktivitäten stellten Verstöße gegen die Vereinbarungen zur Waffenruhe zwischen Israel und dem Libanon dar, betonte die Armee.

Zudem sei ein von der Hisbollah genutztes Schiff vor der Hafenstadt Nakura angegriffen worden.

Israels Armee nimmt regelmäßig auch Ziele im Libanon ins Visier. (Archivbild)
Israels Armee nimmt regelmäßig auch Ziele im Libanon ins Visier. (Archivbild)  © Stringer/dpa

19. September, 16.03 Uhr: Bewaffnete rauben UN-Konvoi mit Babynahrung in Gaza aus

Im Gazastreifen haben Bewaffnete vier UN-Hilfslastwagen mit Babynahrung ausgeraubt. Israelischen Angaben zufolge soll es sich um Hamas-Mitglieder handeln.

Sie hätten die Transporter direkt von einem Gelände des UN-Kinderhilfswerks Unicef gekapert, teilte die israelische Behörde Cogat mit. Unicef bestätigte den Vorfall, sprach aber lediglich von "bewaffneten Personen". Diese hätten die Fahrer mit vorgehaltener Waffe sowie die Nahrung in ihre Gewalt gebracht.

Die Hilfsgüter hätten sie "umgeleitet", die Fahrer schließlich freigelassen und die Lastwagen herausgegeben. Mindestens 2.700 schwer und akut unterernährte Kinder seien wegen "des Diebstahls" um lebensrettende Hilfsgüter gebracht worden, sagte Unicef weiter.

Laut Cogat sollte die Babynahrung kostenlos verteilt werden. "Einmal mehr beweist die Hamas, dass sie kein Interesse am Wohl der Bevölkerung hat", hieß es in einer Mitteilung.

Lastwagen mit Hilfsgütern fuhren im Januar 2024 über den Grenzübergang Kerem Schalom in den Gazastreifen ein. Jetzt wurde ein Konvoi geplündert. (Archivbild)
Lastwagen mit Hilfsgütern fuhren im Januar 2024 über den Grenzübergang Kerem Schalom in den Gazastreifen ein. Jetzt wurde ein Konvoi geplündert. (Archivbild)  © Abed Rahim Khatib/dpa

19. September, 10.48 Uhr: Israel sperrt Grenzübergang zwischen Westjordanland und Jordanien

Israel hat nach dem tödlichen Angriff auf zwei Soldaten den einzigen Grenzübergang für Palästinenser im besetzten Westjordanland nach Jordanien geschlossen.

Wie lange der Übergang gesperrt bleibt, an dem das Attentat am Donnerstag verübt wurde, teilte die zuständige Behörde nicht mit. Die israelische Armee macht einen jordanischen Fahrer eines Gaza-Hilfstransporters dafür verantwortlich, die beiden Soldaten getötet zu haben.

Auch die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete über die Schließung und meldete, dass Busse mit Reisenden aus dem nahegelegenen palästinensischen Ort Jericho hätten umkehren müssen. Viele Palästinenser aus dem Westjordanland nutzen den Übergang auch, um von Jordanien aus weiter in andere Länder zu reisen.

Nachdem zwei israelische Soldaten an einem Grenzübergang zwischen Jordanien und dem besetzten Westjordanland getötet wurden, hat Israel diesen nun geschlossen.
Nachdem zwei israelische Soldaten an einem Grenzübergang zwischen Jordanien und dem besetzten Westjordanland getötet wurden, hat Israel diesen nun geschlossen.  © Gil Cohen Magen/XinHua/dpa

19. September, 6.13 Uhr: Israel fängt Rakete aus dem Jemen ab

Eine aus dem Jemen abgeschossene Rakete hat in mehreren Gegenden Israels, darunter in der Küstenmetropole Tel Aviv, am Abend Alarm ausgelöst.

Die Rakete sei abgefangen worden, teilte die israelische Armee anschließend mit. Auch eine Drohne sei abgefangen worden.

Zuvor war laut Militär in der Stadt Eilat im Süden Israels eine "aus östlicher Richtung gestarteten Drohne" eingeschlagen. Israelische Medien meldeten unter Berufung auf Augenzeugen, die Drohne habe den Eingang eines Hotels getroffen. Berichte über Opfer bei dem Angriff gab es nicht. Zuvor hatte es in der Stadt Raketenalarm gegeben.

Die Huthi-Miliz reklamierte die Angriffe für sich.

Die Huthi-Miliz griff Israel am Donnerstagabend mit einer Rakete und einer Drohne aus dem Jemen an.
Die Huthi-Miliz griff Israel am Donnerstagabend mit einer Rakete und einer Drohne aus dem Jemen an.  © Osamah Yahya/dpa

18. September, 22.03 Uhr: Geiseln auf mehrere Viertel der Stadt Gaza verteilt

Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat eigenen Angaben zufolge die aus Israel entführten Geiseln auf mehrere Viertel der Stadt Gaza verteilt.

Der Beginn und die Ausweitung der israelischen Offensive in der Stadt bedeute, dass keiner der Entführten zurück nach Israel kehre, teilte der militärische Arm der Terrororganisation, die Kassam-Brigaden, mit. Die Hamas werde keine Rücksicht auf das Leben der Verschleppten nehmen, "solange (Israels Ministerpräsident Benjamin) Netanjahu beschließt, sie zu töten", hieß es weiter.

Titelfoto: Katharina Kausche/dpa

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