Wieder Würzburg, wieder ein islamistischer Anschlag? Die Politik muss handeln!

Würzburg - Wieder eine Bluttat. Wieder Würzburg. Und womöglich erneut ein islamistisches Motiv. Das muss endlich aufhören, fordert TAG24-Redakteur Patrick Hyslop.

Würzburg, am Samstag: Ein junger Mann entzündet vor der Woolworth-Filiale am Barbarossaplatz eine Kerze.
Würzburg, am Samstag: Ein junger Mann entzündet vor der Woolworth-Filiale am Barbarossaplatz eine Kerze.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Am Tag nach dem entsetzlichen Messer-Angriff in Würzburg herrscht Trauer und Fassungslosigkeit in der Stadt. Drei Menschen sind tot. Zwei kämpfen derzeit noch um ihr Leben.

Meine Gedanken sind bei den Opfern der Tat, ihren Familien und Angehörigen. Wie jeder, der in Würzburg groß geworden ist, kenne auch ich den Tatort seit Kindesbeinen.

Die Angriffe geschahen rund um den Barbarossaplatz, einem beliebten Treffpunkt in der Domstadt. Als Jugendliche haben wir uns dort früher verabredet, sind von da aus etwa zum Woolworth gegenüber gegangen. Oder ins Kino. Oder zum Döner-Imbiss.

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Auch heutzutage noch treffen sich dort junge Menschen mit ihren Freunden. Andere warten einfach auf den Bus oder verschnaufen, wenn sie sich mit ihren Einkaufstaschen quer durch die Innenstadt kämpfen.

Am heutigen Samstag ist die Atmosphäre eine andere. Der Woolworth ist mit Flatterband abgesperrt, Polizei steht davor. Menschen haben Blumen und Kerzen vor dem Gebäude abgelegt, sie nehmen Anteil an der Bluttat vom Freitag. Über allem steht die Frage: Warum?

Auf den Woolworth, in den wir als Jugendliche gegangen sind und in dem ich auch heute noch regelmäßig einkaufe, schaut nun ganz Deutschland. Drei Menschen wurden in dem Kaufhaus umgebracht. Erstochen. Mit einem Messer, das sich der Täter dort besorgte.

Polizei prüft islamistisches Motiv

Blick auf den Barbarossaplatz am Samstag.
Blick auf den Barbarossaplatz am Samstag.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Ein 24 Jahre alte Somalier soll derjenige sein, der das Leben der drei Opfer auf brutale Weise beendet und weitere verletzt hat.

Laut Bild heißt der Mann Abdirahamn J., war zuletzt in einer Obdachlosenunterkunft gemeldet. Er kam 2015 ins Land, war polizeibekannt.

Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, wurde sein Asylantrag abgelehnt.

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In den Wirren des Nachmittags war erst davon die Rede, dass der Mann psychisch krank sei. Später dann informierte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (64, CSU): "Es gibt jedenfalls Indizien dafür, dass es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte."

Auch die Ermittler schreiben am späten Freitagabend: "Laut Zeugenangaben soll der Angreifer während der Tatausführung 'Allahu Akbar' gerufen haben. Ein islamistisches Motiv wird daher derzeit geprüft."

Am Samstag dann neue Infos: Laut Bild wurde in dem Obdachlosenheim, in dem der 24-Jährige lebte, IS-Propaganda gefunden. Und: Mit dem Angriff habe der Somalier seinen "Dschihad" verwirklicht, soll gezielt Frauen attackiert und in Hals sowie Nacken gestochen haben. Die Hinweise auf eine islamistische Tat verdichten sich.

Jedoch kommen nicht nur den Einwohnern der Stadt am Main bei den Worten "islamistischer Anschlag" und "Würzburg" schnell Erinnerungen an den Sommer 2016 hoch.

Erinnerungen an Anschlag in Regionalzug

TAG24-Redakteur Patrick Hyslop.
TAG24-Redakteur Patrick Hyslop.  © privat

Damals hatte ein junger Afghane in einem Regionalzug zwischen Würzburg und Winterhausen Bahnreisende mit Messer und Beil angegriffen, schrie dabei "Allahu Akbar".

Im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld stoppte der Zug, der Islamist flüchtete und schlug einer Passantin zweimal mit dem Beil ins Gesicht. Schließlich erschossen ihn Polizisten. Auch damals wurde nach der Tat gefragt: Warum?

Nun also wieder Würzburg. Möglicherweise wieder ein islamistischer Anschlag.

Sollte gewiss sein, dass der 24-Jährige aus ideologischen Gründen zustach, dann sollte nicht nur die Frage nach dem Warum gestellt werden - sondern auch die, wie solche Angriffe künftig zu verhindern sind.

Ob nun Würzburg, Berlin oder auch Dresden: Nach mehreren islamistischen Attacken in den vergangenen Jahren auf deutschem Boden braucht es nun dringend eine Antwort darauf.

Was muss getan werden, damit wir in den Innenstädten wieder sicherer sind? Was kann überhaupt getan werden? Wo könnte nachgebessert werden?

Mehr Geld, Überwachung und Präventionsarbeit?

Braucht es etwa mehr Geld für die Sicherheitsbehörden? Mehr Überwachung? Konsequentere Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber?

Muss Vater Staat bereits genauer hinschauen, sobald jemand polizeibekannt ist? Gibt es genügend Präventionsangebote, die einer Radikalisierung und letztlich einem Anschlag vorbeugen könnten? Braucht es dort mehr Mittel oder mehr Stellen?

Wie nach all den Bluttaten zuvor stellen sich (nicht nur) für mich auch nach Würzburg wieder einige Fragen. Fragen, auf welche die Politik dringend Antworten finden muss.

Denn es kann nicht angehen, dass es (wie am Freitag) letztlich an mutigen Bürgern hängen bleibt zu handeln, wenn die Tat bereits geschehen ist. So etwas muss bereits im Vorfeld unterbunden werden.

Titelfoto: Montage: Karl-Josef Hildenbrand/dpa, privat

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