Mann soll 1,6 Millionen Euro für Fernwärme zahlen und rastet aus

Norderstedt - Viele Menschen bekommen in diesen Wochen Post von ihren Energieversorgern. Auf breiter Front gibt es saftige Preiserhöhungen für Strom, Gas und Fernwärme. Auf die Spitze hat es jetzt ein Fall aus Norderstedt (Kreis Bad Segeberg) getrieben.

Der Brief der Stadtwerke Norderstedt macht Timo Sievert sauer.
Der Brief der Stadtwerke Norderstedt macht Timo Sievert sauer.  © Montage: Screenshot/youtube.com/@DerSievi (2)

Ausgerechnet er. Ausgerechnet Timo Sievert hat diesen Brief mit den falschen Zahlen bekommen. Der Schleswig-Holsteiner trägt seit mehreren Jahren den Titel "Deutschlands lautester Feuerwehrmann", da er mit herrlich norddeutschem Dialekt im Internet über seine Ärgernisse im Berufsalltag bei der Feuerwehr - und den HSV - herzieht. Sein Markenzeichen: Erst schildert Sievert die Angelegenheit halbwegs ruhig, dann fängt er an, minutenlang zu schreien.

Jetzt trifft seine Wut die Stadtwerke Norderstedt. Denn die haben ihm vor wenigen Tagen ein "Informationsschreiben zum möglichen Energieeinsparpotenzial" geschickt. Sievert hat vor knapp zwei Monaten ein Haus - sieben Zimmer auf etwa 150 Quadratmetern Wohnfläche - mit Fernwärmeanschluss im Norderstedter Stadtteil Harksheide bezogen.

Im Brief teilten ihm die Stadtwerke mit, dass sie mit einem Jahresverbrauch von 9.840.000 kWh rechnen. Dementsprechend üppig fallen auch die Kosten aus: 1.647.620,33 Euro pro Jahr soll der Feuerwehrmann zahlen. Offensichtlich ein Missverständnis.

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Bei anderen Empfängern eines solchen Briefes hätte es vermutlich nach dem ersten Schreck eine schnelle Klärung am Telefon oder per E-Mail gegeben. Doch Sievert schaltete auf Angriff. Auf YouTube, TikTok, Facebook und Instagram lud er ein Video hoch, in dem er den Vorfall öffentlich machte und die Stadtwerke scharf kritisierte.

Timo Sievert regt sich über Post der Stadtwerke Norderstedt auf

Timo Sievert nennt Brief "amateurhaft"

Timo Sievert schimpft lauthals über die falschen Zahlen.
Timo Sievert schimpft lauthals über die falschen Zahlen.  © Montage: Screenshot/youtube.com/@DerSievi (2)

"Wie könnt Ihr solche Schreiben rausschicken?" Werde das nicht geprüft? Der erwartete Verbrauch ist so aberwitzig hoch, dass der Feuerwehrmann zu einem zugespitzten Vergleich griff. Mit den Werten könne er seine Heizkörper auf "Stufe 5000" stellen und den gesamten Stadtteil heizen.

Er verbrauche nie so viel Kilowattstunden Fernwärme, das sei ihm klar. Aber andere Leute würden die falschen Zahlen nicht auf den ersten Blick erkennen. "Es gibt Menschen, die kriegen solche Briefe und bekommen einen Schlaganfall." Es sei "unfassbar" und "amateurhaft".

"Ey, mal ehrlich, Stadtwerke Norderstedt, das kann man besser, das kann man viel, viel besser!", schloss Sievert seine Schimpftirade.

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Dem Energieversorger ist das Schreiben merklich unangenehm.

"Schuld ist ein Systemfehler", sagte Unternehmenssprecher Oliver Weiß zu TAG24. Durch den Kundenwechsel, Sievert zog neu ein, sei der Jahresverbrauch des vorherigen Bewohners für die Prognose des künftigen Verbrauchs genommen worden. Die Fernwärmezähler im Netz der Stadtwerke messen immer in Megawattstunden, den Kunden werden Preis und Verbrauch aber in Kilowattstunden kommuniziert. Beim Nutzerwechsel sei es dann zum Umrechnungsfehler gekommen.

Die an Sievert kommunizierte Summe sei daher um den Faktor 1000 zu hoch. Dafür bat der Unternehmenssprecher um Entschuldigung. Generell sei so ein Benutzerwechsel selten, daher haben im Großteil der Briefe die richtigen Zahlen gestanden.

Erstmeldung: 22. November 2022, 17.36 Uhr. Aktualisiert: 23. November, 10.57 Uhr.

Titelfoto: Montage: Screenshot/youtube.com/@DerSievi (2)

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