Wenn eine ganze Kirche umzieht: 672-Tonnen-Gebäude rollt in anderes Dorf

Kiruna (Schweden) - Immer wieder hört man auch in Deutschland von Dörfern, die aufgrund von Abbauarbeiten den zerstörerischen Kohlebaggern weichen müssen. Meist wird den betroffenen Bewohnern einfach ein neues Haus gebaut, doch eine kleine Stadt aus Schweden entschied sich dazu, ihr größtes Gebäude einfach im Ganzen mitzunehmen.

Vor ihrer großen Reise wurde die Wendigkeit und Funktionstüchtigkeit der Apparatur auf einer 30 Meter langen Bahn am vergangenen Wochenende getestet.
Vor ihrer großen Reise wurde die Wendigkeit und Funktionstüchtigkeit der Apparatur auf einer 30 Meter langen Bahn am vergangenen Wochenende getestet.  © JONATHAN NACKSTRAND / AFP

Laut einer Dokumentation von DW Deutschland befindet sich in der schwedischen Stadt Kiruna, welche im Norden des Landes liegt, das größte unterirdische Eisenerzbergwerk der Welt. Die Stadt wurde ursprünglich als Bergbaustadt gegründet und beherbergt noch heute viele der Beschäftigten der Bergbaufirma "LKAB".

Vor einiger Zeit wurden auch unter dem Boden, auf dem die Stadt errichtet wurde, seltene und kostbare Erze entdeckt. Diese sollen nun abgebaut werden, doch dafür muss die Stadt und ihre knapp 17.000 Einwohner weichen und mit ihnen auch das vermeintliche Wahrzeichen: die 1912 eingeweihte "Kiruna Kyrka" - eine große Kirche, bestehend aus rotem Holz.

Der Betreiber der Mine stellte die Menschen vor eine Wahl. Entweder baut er ihnen ein neues Haus im "neuen" Kiruna, welches ungefähr fünf Kilometer entfernt immer noch errichtet wird, oder entschädigt sie finanziell für ihren Heimatverlust.

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Ein Großteil der Menschen entschied sich für einen Umzug, doch mit ihnen zusammen müssen auch insgesamt 23 Gebäude mit in den neuen Ort - eines davon ist eben die 672 Tonnen schwere Kirche.

Um das Spektakel mit eigenen Augen zu sehen, versammelten sich mehr als 10.000 Schaulustige in der kleinen Stadt. Selbst der schwedische König Carl XVI. Gustaf ließ es sich nicht nehmen einmal vorbeizuschauen.
Um das Spektakel mit eigenen Augen zu sehen, versammelten sich mehr als 10.000 Schaulustige in der kleinen Stadt. Selbst der schwedische König Carl XVI. Gustaf ließ es sich nicht nehmen einmal vorbeizuschauen.  © JONATHAN NACKSTRAND / AFP
Das riesige Bauwerk wird von insgesamt 224 Rädern einer ferngesteuerten Apparatur ihrem Ziel entgegengefahren. Dabei erreicht die Kirche eine Maximalgeschwindigkeit von 0,5 Kilometern pro Stunde.
Das riesige Bauwerk wird von insgesamt 224 Rädern einer ferngesteuerten Apparatur ihrem Ziel entgegengefahren. Dabei erreicht die Kirche eine Maximalgeschwindigkeit von 0,5 Kilometern pro Stunde.  © JONATHAN NACKSTRAND / AFP

Kirche rollt mit 0,5 Kilometern pro Stunde ihrem Ziel entgegen

Fernsehsender aus aller Welt haben entlang der Kirchen-Route dutzende Kameras aufgestellt und Livestreams gestartet, damit auch ja kein Meter der Reise ungesehen bleibt.
Fernsehsender aus aller Welt haben entlang der Kirchen-Route dutzende Kameras aufgestellt und Livestreams gestartet, damit auch ja kein Meter der Reise ungesehen bleibt.  © JONATHAN NACKSTRAND / AFP

Am heutigen Dienstagvormittag war es schließlich so weit. Laut eines Berichts des britischen "Guardian" versammelten sich über 10.000 Schaulustige, darunter auch der schwedische König Carl XVI. Gustaf, in dem kleinen Ort, sprachen zusammen ein letztes Gebet und danach ging es auch schon los.

Die "Kiruna Kyrka" hisste die Segel und rollt seitdem mit gemütlichen 0,5 Kilometern pro Stunde ihrem neuen Standort entgegen. Mit dieser Geschwindigkeit soll sie voraussichtlich binnen zweier Tage ihr Ziel erreichen. Wer den Weg des historischen Gotteshauses mitverfolgen möchte, kann sich auf diversen Livestreams, darunter auch der deutschen Streaming-Anbieter "Joyn", hinzuschalten.

Am morgigen Mittwoch wird es zudem einen Weltrekord-Versuch für das größte Kirchenkaffee nach einem abgehaltenen Gottesdienst geben.

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Der dazugehörige Glockenturm soll im Laufe der nächsten Woche seinen Weg in die neue Stadt antreten. Auch er "fährt" in einem Stück zum Zielort.

Titelfoto: JONATHAN NACKSTRAND / AFP

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