Trotz Orbans Verbot: Rekord bei Parade - jetzt drohen heftige Strafen
Von Gregor Mayer
Budapest (Ungarn) - Auf die große Pride-Parade in Budapest mit der Rekordzahl von gut 200.000 Teilnehmern könnten nach Befürchtungen von Oppositionspolitikern Rekord-Geldstrafen folgen.

Zahlreiche Kamerawagen der Polizei seien am Samstag im Einsatz gewesen, und gearbeitet werde mit Software zur Gesichtserkennung, schrieb der parteilose Abgeordnete Akos Hadhazy (51) auf seiner Facebok-Seite. "Die nächsten Tage werden erweisen, was die Kameras können."
Tatsächlich hatte die von Ministerpräsident Viktor Orban kontrollierte Polizei die diesjährige Pride im Vorfeld verboten, die wie andere Paraden weltweit für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, Trans- und queeren Menschen (LGBTQ) eintritt.
Die Behörde bezog sich auf neue gesetzliche Grundlagen, die der Rechtspopulist Orban schaffen ließ.
Demnach können nun Versammlungen untersagt werden, bei denen nicht-heterosexuelle Lebens- und Verhaltensweisen sichtbar gemacht werden.
Während des Umzugs am Samstag griff die Polizei nicht ein. Das novellierte Gesetz sieht aber vor, dass Teilnehmer einer für "illegal" erklärten Versammlung mit Geldstrafen von umgerechnet 500 Euro belangt werden können. Das Gesetz erlaubt außerdem den Einsatz von Gesichtserkennungs-Software, um Teilnehmer zu identifizieren.
Organisatoren einer "illegalen" Versammlung drohen Gefängnisstrafen

Gegen Geldstrafen können Betroffene zwar vor Gericht Einspruch einlegen. Sie werden aber bei mutmaßlichen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz unmittelbar nach ihrer Verhängung vom Finanzamt eingetrieben.
Den Organisatoren einer "illegalen" Versammlung drohen zudem Gefängnisstrafen von bis zu einem Jahr. Für die diesjährige Pride stellte sich der liberale Budapester Oberbürgermeister Gergely Karacsony als Hauptorganisator zur Verfügung.
Der Abgeordnete Hadhazy, der selbst immer wieder Proteste gegen die Regierung organisiert, verwies in seinem Facebook-Posting auf die möglichen weiteren Konsequenzen des repressiven Versammlungsrechts.
Eine Pride gebe es nur einmal im Jahr, schrieb er, aber länger anhaltende Protestwellen, ausgelöst etwa durch einen Wahlbetrug, könnten durch die permanente Verhängung von hohen Geldstrafen effizient unterdrückt werden.

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Titelfoto: Fotomontage: Rudolf Karancsi/AP/dpa