Vor brutalem Messerangriff: Bürgermeisterin bat Polizei um Hilfe
Herdecke - Hätte die brutale Attacke verhindert werden können? Einen Tag vor dem Messerangriff auf Iris Stalzer (57, SPD), wandte sich die neu gewählte Bürgermeisterin von Herdecke (NRW) an die Polizei.

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, bestätigte ein Sprecher der Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis, dass die Polizei am Montag zweimal Kontakt zur 57-Jährigen hatte. Einmal suchte sie dabei persönlich die Polizeiwache in Wetter an der Ruhr auf, offenbar wegen Vorfälle häuslicher Gewalt.
Nach Informationen der BILD soll sich Iris Stalzer von ihrer 17 Jahre alten Adoptivtochter bedroht gefühlt und um ihr Leben gefürchtet haben. Mehrfach hätte sie bereits Konflikte mit der Jugendlichen bei der Polizei gemeldet. "Ein Vorgang wurde angelegt, alle notwendigen Maßnahmen wurden getroffen", erklärte ein Polizeisprecher gegenüber der Boulevard-Tageszeitung.
Trotzdem erhielt sie offenbar keinen ausreichenden Schutz. Am Dienstag wurde sie in ihrem Haus lebensgefährlich verletzt. Nach bisherigen Erkenntnissen steht ihre Adoptivtochter im Verdacht, sie stundenlang im Keller festgehalten, bedroht und gequält zu haben. Dabei soll das Mädchen auch versucht haben, Kleidung und Haare ihrer Adoptivmutter mit Deospray und einem Feuerzeug anzuzünden. Die 57-Jährige erlitt neben 13 Messerstichen auch zahlreiche Kopfverletzungen, befindet sich mittlerweile jedoch außer Lebensgefahr.
Den Notruf soll die Adoptivtochter selbst abgesetzt und dabei behauptet haben, ihre Mutter sei überfallen worden. Der Ehemann von Stalzer, ein Unternehmensberater, befand sich zu diesem Zeitpunkt auf Geschäftsreise.

Iris Stalzer soll schon länger um Hilfe gebeten haben

Laut BILD habe sich die Politikerin bereits im Juni 2025 mit einem alarmierenden Schreiben an Polizei und Jugendamt gewendet. Darin soll sie ihre Verzweiflung und das Gefühl, von den Behörden im Stich gelassen worden zu sein, geschildert haben.
Trotz der bedrohlichen Situation zu Hause habe sie jedoch offenbar keine ausreichende Unterstützung erhalten. Das Jugendamt wollte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Fall äußern, berichtete die dpa.
Im Krankenhaus gab Stalzer schließlich an, dass ihre Adoptivtochter die Täterin sei. Berichten zufolge fühlte sich die 17-Jährige im Vergleich zu ihrem 15-jährigen Adoptivbruder benachteiligt. Immer wieder soll es deshalb zu heftigen Streitigkeiten gekommen sein.
Gegen die Jugendliche wird nun wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt, ein Haftbefehl liegt nach bisherigen Informationen nicht vor. Beide Kinder sollen sich mittlerweile in Obhut des Jugendamtes befinden.
Titelfoto: Bildmontage: Alex Talash/dpa, Bernd Henkel/dpa