Vereinbarung unterzeichnet: Sachsen-Anhalt bekommt Polizeirabbiner!

Magdeburg - Als zweites Bundesland bekommt Sachsen-Anhalt einen Polizeirabbiner.

Daniel Fabian (l.) wird neuer Polizeirabbiner von Sachsen-Anhalt, das hatten Tamara Zieschang (52, CDU, m.) und Max Privorozki (r.), der Landesvorsitzende der jüdischen Gemeinden, vereinbart.
Daniel Fabian (l.) wird neuer Polizeirabbiner von Sachsen-Anhalt, das hatten Tamara Zieschang (52, CDU, m.) und Max Privorozki (r.), der Landesvorsitzende der jüdischen Gemeinden, vereinbart.  © Sebastian Willnow/dpa

Daniel Fabian soll künftig einen wesentlichen Beitrag zur "Stärkung der interkulturellen Kompetenz" insbesondere bei den jungen Polizeianwärtern leisten, wie Innenministerin Tamara Zieschang (52, CDU) sagte.

Eine entsprechende Vereinbarung zwischen der Landesregierung und dem Landesverband der jüdischen Gemeinden wurde am Mittwoch in der jüdischen Synagoge in Halle unterzeichnet.

Einige Fälle der Vergangenheit hätten gezeigt, dass es innerhalb der Polizei noch große Wissenslücken in Bezug auf das jüdische Leben in Deutschland gebe, sagte der Landesvorsitzende der jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt, Max Privorozki.

Judenhass macht vielen in Deutschland große Sorgen - Wird er durch Migration noch größer?
Judentum Judenhass macht vielen in Deutschland große Sorgen - Wird er durch Migration noch größer?

Als vor einigen Jahren in Pretzien (Salzlandkreis) auf einem Dorffest die Taschenbuchausgabe des "Tagebuchs der Anne Frank" brannte, hätten hinzugerufene Polizisten gar nicht die Bedeutung dieser Tat überblickt.

Hier habe sich vermutlich fehlendes Wissen über wichtige Teile der jüdischen Kultur in Deutschland offenbart, so Privorozki.

Rabbiner soll Bewusstsein für kulturelle Unterschiede schaffen

Zieschang betonte, dass die Anwesenheit eines Rabbiners praxisnahe und authentische Lehre ermöglicht.
Zieschang betonte, dass die Anwesenheit eines Rabbiners praxisnahe und authentische Lehre ermöglicht.  © Sebastian Willnow/dpa

Mit dem neuen Polizeirabbiner erhoffe man sich durch praxisnahe und authentische Lehre die jüdische Kultur "anders erfahrbar" zu machen als durch trockene Theorie, sagte die Innenministerin.

Fabian solle an der Fachhochschule der Polizei situativ und an konkreten Beispielen ein Bewusstsein für mögliche kulturelle Unterschiede schaffen. "Dabei bleibt mehr hängen", sagte die Ministerin. Der Ansatz mit dem aus Israel stammenden Fabian im direkten Kontakt sei eine authentische Art der Wissensvermittlung.

"Das wichtigste Mittel ist die Diskussion", sagte der neue Polizeirabbiner. Er hoffe, dass man mögliche Hemmschwellen im ungezwungenen Kontakt schnell abbauen könne. Das müsse nicht im Klassenraum passieren.

Neben dem vor 85 Jahren zerstörten Bau: Neue Synagoge in Dessau wird eingeweiht
Judentum Neben dem vor 85 Jahren zerstörten Bau: Neue Synagoge in Dessau wird eingeweiht

Auch einen unkonventionellen Austausch wie zum Beispiel beim gemeinsamen Sport hielte er für möglich. Es gehe in erster Linie nicht um Verbote und Gefahrenzonen rund um das Thema. Auch Witze seien erlaubt, betonte Fabian.

Mit der Arbeit des Polizeirabbiners sollen auch antisemitische Tendenzen innerhalb der Polizei bekämpft werden, wie Zieschang sagte.

Vereinzelte Fälle von Antisemitismus innerhalb der Polizei bekannt

Der Rabbiner Daniel Fabian soll innerhalb der Polizei für Bewusstsein kultureller Unterschiede sorgen.
Der Rabbiner Daniel Fabian soll innerhalb der Polizei für Bewusstsein kultureller Unterschiede sorgen.  © Sebastian Willnow/dpa

Auch wenn Antisemitismus innerhalb der Landespolizei kein systemisches Problem sei. In der Vergangenheit hatte es vereinzelte Fälle von Antisemitismus innerhalb der Polizei gegeben.

So soll vor wenigen Jahren der Imbiss in der Bereitschaftspolizei stets als "Jude" bezeichnet worden sein. Die komplette Dienststelle habe davon gewusst und habe nichts dagegen unternommen, hieß es damals in einem anonymen Schreiben. Nachfolgende Ermittlungen bestätigten die Vorwürfe.

Die Verbindungen von Landespolizei und jüdischen Gemeinden würden mit der Benennung eines Polizeirabbiners nun in vielerlei Hinsicht enger geknüpft, sagte Zieschang.

Mit dem Wissen über verschiedene Kulturen, Weltanschauungen und Perspektiven wachse die Sensibilität und die Sicherheit im Umgang mit Menschen und Situationen.

"Der Schutz des jüdischen Lebens ist deutsche Staatsräson", so die Ministerin.

Originalmeldung vom 24. August um 12.03 Uhr, aktualisiert um 14 Uhr.

Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa

Mehr zum Thema Judentum: