Zwei Kommunen in Bayern verlieren Feiertag – aber warum eigentlich?

Von Kathrin Zeilmann

Marktschorgast - In sechs bayerischen Gemeinden war der 15. August bisher kein Feiertag - ist es aber ab diesem Jahr. Zwei Kommunen dagegen verlieren ihren Feiertagsstatus, der kommende Freitag ist ein ganz normaler Werktag bei ihnen. Kompliziert? In der Tat.

Morgennebel liegt vor der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt (r.) und der Kreuzkirche in Haindling. Marias – angebliche – Aufnahme in den Himmel spaltet Bayern.
Morgennebel liegt vor der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt (r.) und der Kreuzkirche in Haindling. Marias – angebliche – Aufnahme in den Himmel spaltet Bayern.  © Armin Weigel/dpa

Und das liegt nicht einmal an der theologischen Komplexität von Mariä Himmelfahrt, denn eine handfeste biblische Grundlage gibt es gar nicht für eine Aufnahme Mariens in den Himmel, so der offizielle Titel des katholischen Hochfestes.

Ob der 15. August in der jeweiligen Kommune ein Feiertag ist, hängt davon ab, ob es mehr Katholiken oder Protestanten gibt.

Bislang dienten als Grundlage hierfür Daten des Zensus 2011. Ab diesem Jahr aber gelten die Infos aus dem Zensus 2022.

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Das bedeutet: In Seßlach im Landkreis Coburg und in Marktschorgast im oberfränkischen Landkreis Kulmbach gibt es inzwischen mehr Mitbürgerinnen und Mitbürger evangelischer Konfession als Katholiken. Der Feiertag ist also weg.

Bürgermeister Marc Benker sieht es gelassen: Die großen Industriebetriebe und Unternehmen im Ort hätten zu dieser Zeit meist Betriebsferien, deshalb seien die Auswirkungen des gestrichenen Feiertags nicht so groß.

München und Oberbayern fest in Hand der Katholiken

Kirche statt Büro? Ob man am 15. August Feiertag feiert oder nicht, hängt vom Wohnort im Freistaat ab.
Kirche statt Büro? Ob man am 15. August Feiertag feiert oder nicht, hängt vom Wohnort im Freistaat ab.  © Uwe Lein/dpa

Allerdings: Arbeitnehmer bräuchten eben einen zusätzlichen Urlaubstag. Dem verlorenen Feiertag trauere man nicht hinterher: "Es ist jetzt so, wie es ist."

Und umgekehrt: Im oberfränkischen Marktrodach, in Baiersdorf und Weisendorf in Mittelfranken, in Schwebheim in Unterfranken und in den schwäbischen Kommunen Memmingerberg und Oettingen in Bayern leben inzwischen mehr Katholikinnen und Katholiken als Protestanten.

Hier bleiben Läden, Betriebe und Behörden geschlossen. Gravierende Auswirkungen habe das nicht, heißt es aus dem Rathaus Baiersdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt.

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In den meisten Städten und Gemeinden freilich ist seit Jahrzehnten klar, ob Mariä Himmelfahrt ein Feiertag ist oder nicht. In München und in Oberbayern leben traditionell mehr Katholiken als Protestanten. Komplizierter ist es in Franken.

Es kann also gut sein, dass jemand in einer katholischen Gemeinde in der Fränkischen Schweiz wohnt - und obwohl er daheim Feiertag hat, zu seiner Arbeitsstelle ins evangelische Bayreuth muss.

Titelfoto: Uwe Lein/dpa

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