Handschellen! Betrieb 17-Jährige illegalen Welpenhandel?

Hamburg - Die Polizei hat eine Minderjährige beim mutmaßlich illegalen Welpenhandel in Hamburg erwischt. Tierretter Stefan Klippstein (37) brachte den Fall ins Rollen.

Dank Stefan Klippstein (37) konnte die Polizei zwei Welpen aus mutmaßlich illegalem Handel in Hamburg sicherstellen.
Dank Stefan Klippstein (37) konnte die Polizei zwei Welpen aus mutmaßlich illegalem Handel in Hamburg sicherstellen.  © Stefan Klippstein

Wie der Hamburger Tierschutzverein (HTV) mitteilte, wurde der 37-Jährige über eine Annonce bei eBay Kleinanzeigen auf die Frau aufmerksam. Dort soll sie Labrador-Welpen für je 800 Euro angeboten haben – offensichtlich illegal. Normalerweise werden für diese Rasse bis zu 2000 Euro verlangt.

Mit Unterstützung des HTV konnte Klippstein den Verdacht erhärten. Bilder und der Stil des Angebots ähnelten früheren Fällen von illegalem Welpenschmuggel aus Polen.

Also entschied sich der 37-Jährige, zum Schein auf das Angebot einzugehen. Zusammen mit Tierschutzberaterin Nicole Hartmann erschien er vor Kurzem bei der im Inserat angegebenen Adresse im Hamburger Stadtteil Rahlstedt.

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Dort erwartete die beiden eine junge Frau, die sich im Nachhinein als 17 Jahre alt herausstellte. Statt eines versprochenen reinrassigen Labradors zeigte sie den beiden Lockvögeln einen Mischling.

Der Zustand des Hundes war schlecht. Er hatte viele Flöhe, röchelte, hatte immer wieder Schluckauf, fühlte sich warm an und seine Augen waren entzündet, heißt es im HTV-Bericht.

Welpenhändlerin greift Polizisten an

Polizisten legen der Tatverdächtigen Handschellen an.
Polizisten legen der Tatverdächtigen Handschellen an.  © Stefan Klippstein

Zum Verbleib des Muttertiers machte die Anbieterin widersprüchliche Angaben. Außerdem soll sie gesagt haben, dass die Welpen bereits im Alter von vier bis fünf Wochen von ihr getrennt worden sein sollen. Viel zu früh, das Tierschutzgesetz erlaubt eine Trennung von der Mutter erst ab einem Alter von über acht Wochen. Eine Einfuhr aus einem anderen Land ist erst erlaubt, wenn die Welpen mindestens 15 Wochen alt sind.

Klippstein und Hartmann sahen ihren Verdacht bestätigt und riefen die Polizei. Als die Beamten eintrafen, eskalierte die Situation. Die Welpenhändlerin griff einen Polizisten an. Zwei Beamte brachten sie zu Boden und legten ihr Handschellen an. Die Frau wurde zur Wache gebracht, dort wurden sie erkennungsdienstlich behandelt. Anschließend wurde sie wieder freigelassen.

Nachbarn berichteten, dass sie die Minderjährige häufiger mit unterschiedlichen Welpen gesehen haben. Sie soll die oft kranken Tiere aus Polen mitgebracht haben. Daraufhin durchsuchte die Polizei zwei Wohnungen und fand einen zweiten Welpen.

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Die Frau erwartet ein Verfahren wegen Betrugs und Urkundenfälschung. Denn die beiden Impfpässe der Hunde waren gefälscht, sie hatten keine gültige Tollwutimpfung und die Herkunft der Tiere war nicht belegbar.

So geht es den geretteten Hunden jetzt

Die beiden Labrador-Mischlinge wurden im Tierheim Sürderstraße von der Tierärztin untersucht und versorgt.
Die beiden Labrador-Mischlinge wurden im Tierheim Sürderstraße von der Tierärztin untersucht und versorgt.  © Stefan Klippstein

"Dieser Fall zeigt, wie einfach und lukrativ Welpen nach Deutschland geschafft werden und hier bis zum Verkauf verwahrlosen – ohne jegliche Skrupel und oft ohne langfristige rechtliche Konsequenzen", sagte Hartmann.

Klippstein fügte hinzu: "Auf den Märkten in Polen werden die Welpen im Alter von nur fünf bis sechs Wochen für maximal 50 Euro verramscht, wie Massenware nach Deutschland verfrachtet und hier für eine immense Gewinnspanne von 800 Euro aufwärts verkauft."

Seit Jahren ermittelt der Tierretter daher gegen den tierquälerischen Welpenhandel.

"Oft sterben die Tiere schon in Polen, weil sie völlig unterversorgt sind, weitere auf dem Weg nach Deutschland oder direkt nach dem Verkauf. Jeder in Hamburg lebende Mensch, der so einen Welpen kauft, gibt den Auftrag für das Elend in Polen", sagte der 37-Jährige.

Die beiden bei der Aktion geretteten Hunde – Romeo und Julia – kamen ins Tierheim Süderstraße, wo sie gegen Parasiten behandelt wurden. Ihnen geht es nun besser. Noch können sie nicht vermittelt werden.

Titelfoto: Montage: Stefan Klippstein

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