Pitbull-Terrier Bice hilft ukrainischen Kindern mit Kriegstrauma

Boyarka - Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat Millionen von Menschen traumatisiert. Vor allem die Kleinsten können mit den Folgen des Kriegs oft nicht gut umgehen. Der Amerikanische Pitbull-Terrier Bice soll ihnen in der Hundetherapie dabei helfen.

Insgesamt waren sieben Mädchen und neun Jungen, im Alter von 2 bis 18 Jahren, bei der ersten Therapiestunde dabei.
Insgesamt waren sieben Mädchen und neun Jungen, im Alter von 2 bis 18 Jahren, bei der ersten Therapiestunde dabei.  © Vasilisa Stepanenko/AP/dpa

Der verspielte achtjährige Rüde hat in dieser Woche im Zentrum für soziale und psychologische Rehabilitation mit der wichtigen und sehr sensiblen Aufgabe begonnen, wie die New York Post berichtete. Sein Hauptziel: traumatisierte Kinder trösten und aufheitern.

Ganz in der Nähe der ukrainischen Hauptstadt Kiew wartete Bice geduldig auf dem Flur, der wie ein Klassenzimmer gestaltet ist, während ein Dutzend Kinder der Psychologin Oksana Sliepora zuhörte.

"Wer hat einen Hund?", fragte sie und mehrere Hände hoben sich gleichzeitig, während sich der Raum mit Rufen wie "Ich, ich, ich!" füllte.

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Ein Junge berichtete, dass sein Hund stolze fünf Namen habe, einer davon sei "Stitch" und einer "Tank". Dass er die restlichen drei vergessen habe, sorgte im ganzen Raum für Gelächter.

Auf den ersten Blick sahen die Kinder, von denen einige festliche rote und blaue Weihnachtsmützen trugen, wie ganz normale Schüler aus. Doch manche von ihnen haben in den letzten Monaten Unvorstellbares miterleben müssen.

Russischer Angriffskrieg traumatisierte Kinder schwer: Therapiehund Bice will helfen

Die Folgen des Kriegs sind für viele Kinder sehr schwer zu verarbeiten. (Symbolbild)
Die Folgen des Kriegs sind für viele Kinder sehr schwer zu verarbeiten. (Symbolbild)  © Yuriy Dyachyshyn/AFP

Sie mussten mit ansehen, wie russische Soldaten in ihre Heimatorte eindrangen, ihre Verwandten zusammenschlugen und misshandelten. Einige sind die Söhne, Töchter, Brüder oder Schwestern von Soldaten, die an der Front sind oder dort getötet wurden.

Gemeinsam mit dem grauen Pitbull-Terrier Bice sollen die Kinder in dem staatlich betriebenen Gemeinschaftszentrum Hilfe bei der Bewältigung dieser traumatischen Erlebnisse bekommen.

Darina Korozei, Besitzerin und Betreuerin des Hundes, bat die Kinder, eines nach dem anderen zu kommen und ihn um ein oder zwei Tricks zu bitten.

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Er saß. Er stellte sich auf seine Hinterbeine. Er streckte eine Pfote aus oder drehte sich um. Dann gab es eine Gruppenumarmung und ein paar Leckerbissen für ihn.

Über eine halbe Stunde lang ließ sich der graue Rüde jegliche Streicheleinheiten und Umarmungen gefallen, ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben.

Pitbull-Terrier Bice senkt Stresslevel der Kinder und erinnert sie an "Freiheit"

Der schwanzwedelnde Pitbull-Terrier Bice sorgte in den Gesichtern der Kinder für leuchtende Augen.
Der schwanzwedelnde Pitbull-Terrier Bice sorgte in den Gesichtern der Kinder für leuchtende Augen.  © Vasilisa Stepanenko/AP/dpa

In der Vergangenheit wurden bereits Therapiepferde eingesetzt, doch Bice ist der erste seiner Art.

Auch für Psychologin Sliepora war dies die erste Hundetherapiestunde überhaupt. Sie sagte im Nachhinein: "Ich habe viel darüber gelesen, dass die Arbeit mit Hunden, mit vierbeinigen Rehabilitatoren, Kindern hilft, Stress abzubauen, die Stressresistenz zu erhöhen und Ängste zu reduzieren."

Wie hoch das Stresslevel einiger Kinder war, ließ sich leicht an ihren Reaktionen auf laute und unerwartete Geräusche erkennen. Einige zuckten bereits beim Öffnen oder Schließen eines Fensters zusammen und wollten wissen, wo der nächste Luftschutzbunker sei.

"Jedes Kind ist auf unterschiedliche Weise psychologisch traumatisiert", sagte Sliepora. Die beste Botschaft, die ihnen Bice in dieser schweren Zeit mitgeben kann, ist die der "Freiheit", so Besitzerin Korozei.

"Freiheit von Problemen und Glück", fügt sie hinzu.

Titelfoto: Vasilisa Stepanenko/AP/dpa

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