Skrupelloses Vorgehen oder gängige Praxis? Deshalb verfüttern Zoos ihre eigenen Tiere

Von Inga Jahn

Leipzig - Mehrfach am Tag werden Zoo-Bewohner mit Fleisch gefüttert. Ob etwa Löwen, Schlangen oder Greifvögel: Manche Tiere ernähren sich vor allem davon. Aber warum verfüttern Zoos manchmal auch tote Tiere aus eigener Züchtung?

In manchen Zoos ist es gängige Praxis, Tiere zu töten und an andere Tiere zu verfüttern. (Symbolbild)  © Ludìk Peøina/CTK/dpa

2014 etwa löste der Kopenhagener Zoo weltweit Entsetzen aus, weil er eine gesunde Giraffe getötet und verfüttert hatte.

Leipzigs Zoodirektor Jörg Junhold (61) hatte es vor zwei Jahren als "geübte Praxis" bezeichnet, dass ein Tier, das nicht in anderen Zoos untergebracht werden kann, getötet und verfüttert wird. Zuvor war ein 15 Jahre alter Zebra-Hengst vor Besucherinnen und Besuchern an Löwen verfüttert worden.

"Bei uns werden jeden Tag tote Tiere an andere Tiere verfüttert", berichtet die Sprecherin des Leipziger Zoos, Maria Saegebarth, der Deutschen Presse-Agentur.

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Auch im Bergzoo in Halle ist das so. Jüngst wurde dort ein eigener Truthahn geschlachtet und an Sumatra-Tigerin Lara verfüttert.

Der Zoo teilte auf Nachfrage mit, man habe sich für das Schlachten eines männlichen Truthahns entschieden, da nicht alle Vögel den Regeln entsprechend vor der sich derzeit ausbreitenden Vogelgrippe hätten geschützt werden können.

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Kleintiere werden in Halle an Raubtiere verfüttert

Im Magdeburger Zoo werden keine Tiere verfüttert, aber für den Nachwuchs schon mal Fleischstücke in Kürbissen versteckt.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Im Zoo in Magdeburg seien bisher noch keine eigenen Tiere verfüttert worden, sagte Zoosprecherin Regina Jembere. Auch wenn in einigen Teilen Deutschlands Tausende Wildvögel an Vogelgrippe gestorben seien, werde derzeit nicht über Schlachtungen von Geflügel nachgedacht.

"Wir haben etliche Vogelarten, die in Häusern unterkommen können. So können sie auch die Besucherinnen und Besucher sehen", sagte Jembere.

Im Bergzoo Halle leben einige Tiere, die mit toten Tieren gefüttert werden, weil sie Fleischfresser sind, erklärte Paulsen. Zwei Löwen, ein Tiger und mehrere Geier bekämen zum Beispiel am Wochenende Rindfleisch von Schlachtungen aus der Umgebung. Dabei handle es sich um ältere Tiere.

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Außerdem würden die Großkatzen pro Woche mit drei Kaninchen, drei Hühnern und zusätzlich mit einem Kilo Fleisch in Form von Lockstückchen gefüttert, so Paulsen.

Kleine Futtertiere wie Kaninchen, Hühner, Mäuse, Ratten, Küken und Meerschweinchen kämen vom spezialisierten Futtermittelhandel und würden unter anderem an Eulen, Adler und Erdmännchen verfüttert.

Auch die Geier im Zoo Halle bekommen Frischfleisch.  © Heiko Rebsch/dpa

PETA: Zoos behandelten Tiere "wie Wegwerfware"

Das Fleisch zooeigener Tiere oder für die Ernährung gehaltener Tiere zu verfüttern, sei aus Tierrechtssicht gleichermaßen problematisch, sagte Yvonne Würz von der Tierrechtsorganisation PETA. "Die zur Schau gestellten Tiere haben grundsätzlich überhaupt nichts in Gefangenschaft zu suchen."

Indem Zoos aber beispielsweise getötete Zebras als Nahrung für andere Tiere nutzen, würden sie versuchen, ihr "skrupelloses" Vorgehen nach außen als wirtschaftlich sinnvolle Lösung zu verkaufen, so Würz. Zoos würden Tiere "wie Wegwerfware" behandeln, so die Tierrechtlerin.

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