Streik bei Hagenbeck startet: "Wenn ihm das Tierwohl so viel Wert wäre, würde er die Kassen zumachen"

Hamburg - Die Mitarbeiter des Hamburger Tierparks Hagenbeck werden am Montagmorgen in den Streik treten. Unbefristet, bis sich Geschäftsführer Dr. Dirk Albrecht verhandlungsbereit zeigt, erklärte Dirk Johne, stellvertretender Regionalleiter der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) auf TAG24-Nachfrage.

Dirk Johne, stellvertretender Regionalleiter der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) sprach mit TAG24 vor dem angekünddigten Streik.
Dirk Johne, stellvertretender Regionalleiter der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) sprach mit TAG24 vor dem angekünddigten Streik.  © Dirk Johne

Ab 10 Uhr soll gestreikt werden, teilte Gewerkschaftssekretär Pascal Lechner am Sonntagabend mit. Gestartet wird demnach mit einer Auftaktveranstaltung die bis etwa 14 Uhr geplant sei.

Am Dienstag starte dann der "reguläre" unbefristete Erzwingungsstreik.

Wie lange er andauert, liege in der Hand von Dr. Albrecht und den Gesellschaftern, erklärte Johne TAG24 schon am Sonntagmittag.

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"Sobald sie gesprächsbereit sind, ist der Streik vorbei oder er findet gar nicht statt."

Bislang habe es noch keine Gespräche gegeben. Im April letzten Jahres sei der erste Entwurf für den geforderten Rahmentarifvertrag übergeben worden. Seither habe es schon mehrere Warnstreiks gegeben, zuletzt am 1. Mai.

Unterstützung gab es von SPD, Linke und den Grünen. Nichtsdestotrotz fehlte es an der Gesprächsbereitschaft des Geschäftsführers, so Johne weiter.

"Er redet immer nur über uns, aber nicht mit uns. So kommt man natürlich nicht dazu, dass man eine Basis hat, auf der man vernünftig etwas regeln kann."

Zuletzt hatte Albrecht seine Mitarbeiter noch motiviert, sich mit Blick auf das Wohl der Zootiere dem Streik nicht anzuschließen, winkte sogar mit einer einmaligen finanziellen Spritze in Höhe von 150 Euro brutto.

Versorgung der Zootiere in Hagenbeck gesichtert?

Geschäftsführer Dr. Dirk Albrecht will den Tierpark trotz Streik öffnen.
Geschäftsführer Dr. Dirk Albrecht will den Tierpark trotz Streik öffnen.  © Georg Wendt/dpa

Tiere würden durch den geplanten Streik, anders als von Albrecht prophezeit, nicht zu Schaden kommen.

"Wenn ihm das Tierwohl so viel Wert wäre, würde er die Kassen einfach zumachen. Fertig."

Es gebe einen Notfallplan, der zum Einsatz käme. Sollten Störungen auftreten, Personal ersetzt werden müssen, könne man auch darauf reagieren.

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"Es liegt in seiner Hand. Er kann den Streik ja abwenden. In dem Moment, in dem er sich mit uns an einen Tisch setzt, ist der Streik vorbei. Wenn der Tierpark nicht öffnet, braucht er deutlich weniger Personal. Auch das ist seine Entscheidung."

Wenn Albrecht denke, es wird gestreikt und der Betrieb laufe weiter, liege er falsch. "Das ist nicht der Sinn eines Streiks."

Nach Angaben der Deutschen Presseagentur (dpa) betonte der Tierpark-Direktor, dass er "ausschließlich mit dem zuständigen Betriebsrat über eine neue Betriebsvereinbarung für alle Mitarbeiter verhandeln" möchte.

Die Zootiere werden trotz Streik versorgt.
Die Zootiere werden trotz Streik versorgt.  © Jonas Walzberg/dpa

Von Streikbrecher-Prämie hält Gewerkschafter nichts

Ab Montag wollen Hagenbeck-Mitarbeiter in einen unbefristet Streik treten.
Ab Montag wollen Hagenbeck-Mitarbeiter in einen unbefristet Streik treten.  © Christian Charisius/dpa

Wie viele Pfleger am Ende tatsächlich streiken werden, konnte Dirk Johne nicht sagen.

"Bei den Tierpflegern wird der Anteil derjenigen, die streiken können, am geringsten sein. (...) So wie er das darstellt, ist ja die derzeitige Besetzung schon in Notdienstvereinbarung. Weil er sagt, er kann auf niemanden verzichten. Da fragt man sich natürlich, was er in den drei Jahren, in denen er Chef ist, eigentlich gemacht hat, wenn immer noch so viel Personal fehlt, dass er aus diesem Notdienstmodus gar nicht herauskommt."

Von der Streikbrecher-Prämie hält der Gewerkschafter nichts.

"Die Beschäftigten haben ihn seit über drei Jahren kennengelernt. Wenn er schon die Tasche aufmacht und da 150 Euro rausholt, scheint da ja deutlich mehr drin zu sein. Warum soll ich mich für 150 Euro kaufen lassen, wenn es offensichtlich doch noch mehr zu verteilen gibt?"

Erstmeldung: 27. August, 17.37. Aktualisierung: 21.48 Uhr.

Titelfoto: Jonas Walzberg/dpa

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