Zu teuer, zu lästig, zu alt: Warum Besitzer ihre Haustiere plötzlich verkaufen wollen
Von Susanne Kupke-Flohr
Karlsruhe - Der zweijährige reinrassige Labrador Retriever ist für 1450 Euro zu haben, die fünfjährige Mischlingshündin schon für 290 Euro - das Internet ist voller Kleinanzeigen mit Haustieren. Warum verkaufen Menschen ihre scheinbar so geliebten, oft als treu und sanftmütig angepriesenen haarigen Gefährten?
Alles in Kürze
- Viele Haustiere werden online verkauft.
- Tierarztkosten werden oft unterschätzt.
- Tierschützer warnen vor unüberlegtem Kauf.
- Besitzer sollten Bedürfnisse des Tieres berücksichtigen.
- Tierheime bieten Beratung und passende Tiere an.

Glaubt man den Annoncen, sind die geimpften, entwurmten und natürlich längst stubenreinen Vierbeiner alle topfit und superlieb.
Zwischen den Zeilen erfährt man zuweilen, dass ein Vierbeiner extrem ängstlich ist, offenbar viel bellt, gerne den Postboten beißt und sich mit anderen Hunden oder Katzen zofft. Einige Hunde "kennen" den Anzeigen zufolge die Kommandos "Sitz" und "Platz" - ob sie die befolgen, erfährt man allerdings nicht.
Die Gründe, warum Haustiere in Kleinanzeigen landen, sind vielfältig. Fast immer versichern Frauchen oder Herrchen, dass es ihnen schwerfällt, sich von ihrem treuen Wegbegleiter zu trennen.
Wer nach Angeboten für einen Hund oder eine Katze sucht, wird online schnell fündig. Auf Tiervermittlungsportalen schauen einem auf unzähligen Fotos süße Welpen und kuschelige Kätzchen entgegen. Wo das Tier herkommt, was es möglicherweise durchlitten hat und wie der Gesundheitszustand ist, erkennt man darauf nicht.
Tierarztkosten werden unterschätzt

Auch könnten Papiere wie der Impfschein gefälscht sein. Die Stiftung Warentest ("Finanztest" 12/2024) rät zur Vorsicht und hat Tipps für den Online-Tierkauf.
Häufig unterschätzt werden die Tierarztkosten. 2000 bis 3000 Euro für gängige Operationen könnten viele Leute nicht mehr stemmen, beobachtet Henriette Stutz vom Landestierschutzverband Baden-Württemberg.
Dass Tiere angeschafft und dann irgendwann doch nicht mehr gewollt werden, ist ein großes Problem, sagt Stutz. Besonders in der Corona-Zeit legten sich demnach viele Familien spontan für ihre Kinder ein Haustier zu, vor allem Kaninchen und Meerschweinchen. Nach der Pandemie wurden ihr zufolge "Unmengen" wieder abgegeben.
"Tierheime sollen es dann auffangen", sagt Stutz. Doch die sind teils schon übervoll. Vor allem mit Problemhunden, die nach Beobachtung des Tierschutzverbandes immer häufiger dort landen.
Es werde auch immer wieder versucht, mit den Tieren noch etwas Geld zu verdienen. Wenn die Vierbeiner dann über Kleinanzeigen verkauft werden, gebe es keine Kontrolle, ob sie wirklich in gute Hände kommen, bedauert die Tierschützerin.
Vor dem Kauf überlegen, ob man Bedürfnisse des Tieres erfüllen kann
Schlimm findet sie es auch, wenn Tiere kurz vor der großen Urlaubsreise weggegeben werden. "Das Problem haben wir immer wieder vor den Sommerferien."
Der Appell der Tierschützerin: Man sollte die Anschaffung eines Tieres gründlich durchdenken und sich fragen: Was für ein Tier passt zu mir? Kann ich ihm genügend Auslauf geben und Zeit widmen? Kann ich seine Bedürfnisse erfüllen?
"Wer acht Stunden täglich außer Haus ist, sollte sich keinen Hund anschaffen", betont Stutz. Sie weist auch darauf hin, dass man sich bei der geplanten Aufnahme eines Hundes oder einer Katze gerne an ein Tierheim wenden kann. "Dort wird man gut beraten. Und vielleicht findet man dort gerade das Tier, das auf 'einen wartet'."
Titelfoto: Friso Gentsch/dpa/dpa-tmn