Bei Kriegsausbruch schickte sie ihre Kinder nach Polen und blieb bei den Schützlingen im Tierheim

Ukraine - Vor neun Jahren kündigte Marina Bolokhovets ihren Job als Flugbetreuerin. Seitdem betreibt sie ein privates Tierheim in der Ostukraine. Als am 24. Februar der Krieg in der Ukraine ausbrach, traf die Frau eine mutige Entscheidung.

Marina Bolokhovets blieb auch nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine, um sich um verletzte und verlassene Tiere zu kümmern.
Marina Bolokhovets blieb auch nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine, um sich um verletzte und verlassene Tiere zu kümmern.  © Screenshot Facebook/Shelter Friend - Ukraine (3)

"Unser neuer Welpe. Dieser kleine Kerl wurde von einem Auto angefahren, das über seine Pfote fuhr. Er ist ungefähr vier bis fünf Monate alt, er hat noch Milchzähne. Leute haben ihn in die Klinik gebracht", hieß es im bislang jüngsten Post der Organisation "Shelter Friend Ukraine" auf Instagram, der am heutigen Dienstagmorgen veröffentlicht wurde.

Und weiter: "Wir nannten ihn Arnie. Die Röntgenaufnahme zeigte die gebrochenen Zehen, seine eingerissenen Glieder an den Pfoten sollten mit Salben und Verbänden behandelt werden".

Das Hündchen ist vorläufig bei Marina Bolokhovets von "Shelter Friend Region Dnjepr" im Tierheim untergekommen. Nachdem der Krieg ausgebrochen war, blieb sie - gemeinsam mit anderen Freiwilligen - bei ihren vierbeinigen Schützlingen, um die sich das Team seitdem kümmert, so gut es eben geht.

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Dabei stand der früheren Stewardess früher mal die ganze Welt offen. Doch ihr Leben wurde auf den Kopf gestellt, als ihr Partner sie verließ und mit ihrem kleinen Sohn allein zurückließ, berichtet das polnische Nachrichtenportal "Onet".

Marina, die zu dieser Zeit in Polen lebte, kehrte in die Ukraine zurück und begann, sich dort um Straßenhunde zu kümmern. Die meisten dieser obdachlosen Tiere waren nach ihrer Sterilisation in keinem guten Zustand und Marina konnte sich nicht vorstellen, sie wieder auf die Straße zu lassen.

Also kaufte sie ein Stück Acker in der Nähe des Flusses Dnjepr, stellte dort Gehege auf und begann, verletzte Tiere aufzunehmen. Das ist jetzt neun Jahre her.

Im nächsten Schritt adoptierte die alleinerziehende Mutter ein zweites Kind, ein Mädchen. Das Glück schien wieder auf ihrer Seite zu sein. Bis Ende Februar der russische Präsident, Wladimir Putin (69), den Befehl zum Einmarsch in die Ukraine erteilte. Da traf Marina eine unglaubliche Entscheidung!

Die Situation ist tragisch

Die entschlossene Frau schickte ihren Sohn und ihre heute erwachsene Tochter, die inzwischen selbst Mutter ist, zurück nach Polen - und blieb mit einer Handvoll Kollegen bei den Tieren. Schließen wolle sie die Unterkunft nur in einem Fall aufgeben: falls Russland gewinnt. Doch sie ist sich sicher: "Wir werden gewinnen", mit diesen Worten beendet sie oft ihre Einträge in den sozialen Netzwerken.

Eine große Tat! Denn in der Ukraine war die Situation für heimatlose Tiere schon vor dem Krieg schwierig. Jetzt sei sie tragisch. "Die Leute bleiben zu Hause, sie gehen nicht mehr raus." Viele Nachbarn seien auch evakuiert worden. Nur "die Alten blieben und diejenigen, deren Gesundheit es ihnen nicht erlaubte, zu gehen", sagte Marina Bolokhovets im Gespräch mit "Onet".

Für die Tiere geben Marina und ihr Team "alles, was wir können, und noch mehr" - während täglich die Sirenen zu hören sind und regelmäßig Flugzeuge über ihre Köpfe fliegen.

Kaum Tierfutter-Vorräte

Vor dem Krieg gab es in Marinas Tierheim rund 700 Tiere: Hunde, Katzen und Esel. "Jetzt sind es vielleicht sogar 800 bis 900." Sie sind entweder schwer verletzt, mit kleineren Wunden, einer Behinderung oder sie wurden allein gelassen, als ihre Besitzer flüchteten.

Marina Bolokhovets ist klar, dass sie nicht jeden aufnehmen kann, denn der Platz, den sie hat, ist nicht unendlich. Doch: "Es ist besser, ein Leben zu retten als keins", schrieb sie auf Instagram. Ein weiteres Problem: Ihr Grundstück befindet sich mitten im Nirgendwo, eine Zufahrtsstraße gibt es nicht.

Seit die russischen Bomben fallen, sei der Tierarzt nicht mehr gekommen. Besonders schwer verletzte Tiere seien deshalb auch schon mal auf einem Anhänger mit dem Traktor in die Klinik gebracht worden.

Schlimm seien auch die ersten Tage nach den Angriffen gewesen. Marina hatte nur für vier Tage Tierfutter-Vorräte.

So könnt Ihr Shelter Friend Ukraine unterstützen

Inzwischen erhält sie Unterstützung aus dem Ausland. Etwa in Polen und Deutschland engagieren sich etliche Ehrenamtliche und sammeln und transportieren auch Hilfsgüter für Tiere in der Ukraine. Einige ihre kleinen Lieblinge konnte Marina bereits an neue Besitzer vermitteln.

Weil die Zahl der ausgesetzten Tiere jedoch nicht abnimmt und Nahrung und Medikamente dringend gebraucht werden, zählt weiter jede Hilfe. Wer Marina und Shelter Friend Ukraine unterstützen möchte, kann Spenden auf folgendes Konto überweisen:

Für Zahlungen in Euro:

  • Maryna Bolokhovets, Getin Bank 81 1560 1081 2016 6300 6000 0004
  • PayPal: shelter.friend.ukraine@gmail.com

Für Zahlungen in US-Dollar:

IBAN: UA14 3052 9900 0002 6008 0502 9815 7 (Privat Bank)

Außerdem hat die tschechische Tierschutzorganisation "PesWeb" eine Sammelaktion gestartet, um "Friend Shelter" zu unterstützen. Für Zahlungen aus dem Ausland: IBAN CZ0620100000002800485041, variables Symbol (in Tschechien für "Verwendungszweck"): 77777, BIC: FIOBCZPPXXX, Bankadresse: Fio banka, as, V Celnici 1028/10, Prag 1.

Weitere Informationen, auch zu Adoptionsmöglichkeiten, gibt es unter: www.pawu.org/tag/shelter-friend/.

Titelfoto: Screenshot Facebook/Shelter Friend - Ukraine (3)

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