Ukraine-Krieg: Polen bestellt nach Luftraumverletzung russischen Botschafter ein

Ukraine - Die Ukraine hat erneut Ziele auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim angegriffen. Die Russen nehmen dafür wieder Kiew ins Visier.

Die Ukraine hat die Hafenstadt Sewastopol auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim in der Nacht zu Sonntag erneut mit Raketen beschossen. (Archivbild)
Die Ukraine hat die Hafenstadt Sewastopol auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim in der Nacht zu Sonntag erneut mit Raketen beschossen. (Archivbild)  © Uncredited/AP/dpa

Bei einem groß angelegten Luftangriff der Ukraine auf die Hafenstadt Sewastopol sei ein 65-jähriger Einwohner der Stadt durch Raketensplitter ums Leben gekommen. Vier weitere seien verletzt worden, teilte der von Russland eingesetzte Stadtchefs von Sewastopol, Michail Raswoschajew, auf seinem Telegram-Kanal mit.

Der "massivste Angriff in der vergangenen Zeit" sei vom Militär abgewehrt worden. Ukrainischen Medienberichten zufolge wurde bei dem Angriff das Hauptkommunikationszentrum der russischen Schwarzmeerflotte von drei Marschflugkörpern getroffen. Die genauen Auswirkungen der Attacke waren nicht bekannt.

Am frühen Sonntagmorgen wurde der Fahrzeugverkehr über die Krim-Brücke zum zweiten Mal seit Samstagabend vorübergehend gestoppt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtete.

Ukraine-Krieg: Drohnenangriff auf russisches Gebiet angeblich abgewehrt
Ukraine Ukraine-Krieg: Drohnenangriff auf russisches Gebiet angeblich abgewehrt

Derweil nahm das russische Militär die ukrainischen Großstädte Kiew und Charkiw ins Visier. Nach Berichten ukrainischer Medien schlugen im Laufe des Tages mehrere Raketen in Charkiw ein. Dabei kam mindestens ein Mensch ums Leben.

Die wichtigsten Entwicklungen in der Ukraine findet Ihr in diesem fortlaufend aktualisierten Artikel.

24. März, 14.30 Uhr: Polen bestellt nach Luftraumverletzung russischen Botschafter ein

Die mutmaßliche Verletzung des polnischen Luftraums durch einen russischen Marschflugkörper am frühen Sonntagmorgen hat diplomatische Konsequenzen.

Das Außenministerium in Warschau werde den russischen Botschafter einbestellen, der sich dazu erklären müsse, sagte Vize-Außenminister Andrzej Szejna nach Angaben der Agentur PAP. Von den Informationen des Botschafters hänge das weitere Vorgehen ab.

Der Marschflugkörper war um 4.32 Uhr 39 Sekunden über polnischem Territorium, wie Szejna im TV-Sender Polsat sagte. Wenn dies länger gedauert hätte, wäre sie abgeschossen worden.

Ziel der russischen Angriffe seien Städte in der Westukraine gewesen. Das Objekt sei in der Nähe des Dorfes Oserdow (Woiwodschaft Lublin) in den polnischen Luftraum eingetreten. (Archivbild)
Ziel der russischen Angriffe seien Städte in der Westukraine gewesen. Das Objekt sei in der Nähe des Dorfes Oserdow (Woiwodschaft Lublin) in den polnischen Luftraum eingetreten. (Archivbild)  © Wojtek Jargilo/PAP/dpa

24. März, 9.40 Uhr: Kiew meldet zwei getroffene russissche Schiffe bei Angriffen auf Krim

Die Ukraine teilte am Sonntagmorgen mit, dass sie bei einem nächtlichen Angriff auf die Stadt Sewastopol auf der von Russland annektierten Krim-Halbinsel zwei russische Landungsschiffe getroffen habe.

"Die ukrainischen Streitkräfte trafen erfolgreich die amphibischen Landungsschiffe Yamal und Azov, ein Kommunikationszentrum sowie eine Reihe von Infrastruktureinrichtungen der Schwarzmeerflotte", sagte das strategische Kommunikationszentrum der ukrainischen Streitkräfte in einer Erklärung.

24. März, 7.40 Uhr: Russischer Marschflugkörper verletzt polnischen Luftraum

Polen wirft Russland eine Verletzung seines Luftraums vor. Ein auf Ziele in der westlichen Ukraine gerichteter Marschflugkörper sei um 4:23 Uhr für 39 Sekunden in den polnischen Luftraum eingedrungen, teilen die Streitkräfte mit.

Das Geschoss sei während des gesamten Flugs mit militärischen Radaranlagen beobachtet worden. Das Objekt sei in der Nähe der Stadt Oserdów in den polnischen Luftraum eingetreten.

Bereits im Dezember verletzte eine russische Rakete nach Erkenntnissen der polnischen Armee den Luftraum des Nato-Mitglieds Polen. (Archivbild)
Bereits im Dezember verletzte eine russische Rakete nach Erkenntnissen der polnischen Armee den Luftraum des Nato-Mitglieds Polen. (Archivbild)  © Wojtek Jargilo/PAP/dpa

24. März, 7.31 Uhr: Russland nimmt erneut Kiew und Charkiw ins Visier

Am frühen Sonntagmorgen teilte die Militärverwaltung von Kiew bei Telegram mit, Russland habe den dritten massiven Raketenangriff auf die Ukraine in den vergangenen vier Tagen gestartet.

Die Millionenstadt sei davon zum zweiten Mal betroffen. Über und in der Nähe der Hauptstadt seien etwa ein Dutzend feindlicher Raketen von der Luftverteidigung abgeschossen worden.

Die Marschflugkörper seien von strategischen Bomber abgefeuert worden. Der Luftalarm habe mehr als zwei Stunden gedauert. Nach vorläufigen Angaben habe es in Kiew keine Verletzten oder Schäden gegeben.

Zuvor hatte das russische Militär am Samstag auch Charkiw angegriffen. Nach Berichten ukrainischer Medien schlugen im Laufe des Tages mehrere Raketen in der Stadt ein. Dabei kam mindestens ein Mensch ums Leben. (Archivbild)
Zuvor hatte das russische Militär am Samstag auch Charkiw angegriffen. Nach Berichten ukrainischer Medien schlugen im Laufe des Tages mehrere Raketen in der Stadt ein. Dabei kam mindestens ein Mensch ums Leben. (Archivbild)  © Sergey Bobok/AFP

23. März, 22.04 Uhr: Berichte über Drohnenangriffe auf der Krim

Der russische Kriegshafen Sewastopol auf der besetzten Halbinsel Krim ist am Samstag erneut Ziel ukrainischer Drohnen- und Raketenangriffe geworden.

Die russische Flugabwehr habe am Abend über zehn Raketen und zahlreiche Drohnen abgeschossen, berichtete die Staatsagentur Tass. Kurz zuvor war der Verkehr über die Krim-Brücke zwischen der Halbinsel und dem russischen Festland vorübergehend gestoppt worden.

Nach russischer Darstellung wurden bei dem Angriff auf Sewastopol eine Frau und ein Kind verletzt. In den sozialen Medien kursierten Berichte über schwere Explosionen im Hafen von Sewastopol und möglichen Treffern auf einem dort liegenden Schiff.

Die Krim-Brücke verbindet das russische Festland und die Halbinsel Krim.
Die Krim-Brücke verbindet das russische Festland und die Halbinsel Krim.  © -/AP/dpa

23. März, 22.03 Uhr: Selenskyj: Immer schiebt Moskau Schuld auf andere

Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, hat die Versuche seines russischen Gegners, Wladimir Putin, nach dem Terroranschlag bei Moskau mit dem Finger auf die Ukraine zu zeigen, kategorisch zurückgewiesen.

"Nach dem, was gestern in Moskau passiert ist, versuchen Putin und die anderen Bastarde natürlich nur, jemand anderem die Schuld in die Schuhe zu schieben", sagte Selenskyj am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Die russische Seite habe immer die gleichen Methoden. "Und immer schieben sie die Schuld auf andere."

23. März, 18.43 Uhr: Ukraine kontert Putin: Anschuldigungen zu Anschlag "absolut falsch"

Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR hat die Behauptungen von Kremlchef Wladimir Putin zu einer angeblichen Verwicklung der Ukraine in den Terroranschlag in Moskau deutlich zurückgewiesen.

Putins Anschuldigung, dass vier Täter nach dem Verbrechen am Freitagabend von Russland aus die Grenze zur Ukraine hätten überqueren wollen, sei eine "absolut falsche und absurde Aussage", sagte HUR-Vertreter Andrij Jussow am Samstag laut ukrainischen Medien.

"Dafür muss man kein Experte für Sicherheitsfragen sein", führte Jussow demnach aus: "Seit mehr als zwei Jahren dauert die Vollinvasion an, die Grenzgebiete sind voller feindlicher Truppen, Spezialagenten, Vertretern von Geheimdiensten und Sicherheitskräften. Die Grenzlinie ist vermint, sie wird mit allen Mitteln überwacht - darunter Luftaufklärung von beiden Seiten."

Die Ukraine hat jede Verwicklung am Anschlag auf das Veranstaltungszentrum Crocus City Hall am westlichen Rand von Moskau kategorisch zurückgewiesen.
Die Ukraine hat jede Verwicklung am Anschlag auf das Veranstaltungszentrum Crocus City Hall am westlichen Rand von Moskau kategorisch zurückgewiesen.  © Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

23. März, 7.25 Uhr: Russland wehrt ukrainische Drohnenangriffe ab, Raffinerie gerät in Brand

Die russische Flugabwehr hat Behördenangaben zufolge über vier Gebieten erneut ukrainische Drohnen abgeschossen. Nach dem Angriff war erneut eine Ölraffinerie in Brand geraten.

Insgesamt seien in der Nacht zu Samstag zwölf Drohnen über den Regionen Brjansk (fünf), Belgorod (fünf), Woronesch (eine) und Saratow (eine) vernichtet worden, schrieb das Verteidigungsministerium auf Telegram. Der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, berichtete in seinem Telegram-Kanal, dass es keine Verletzten oder Schäden durch Schäden infolge von Trümmern gegeben habe.

Russland hat schon mehrfach im Gebiet Saratow, wo sich auch der Militärflugplatz Engels-2 befindet, Drohnen abgeschossen. Dort hat Russland strategische Bomber stationiert, die für Raketenangriffe auf die Ukraine genutzt werden.

Die russische Flugabwehr hat nach Behördenangaben fünf Drohnen abgefangen.
Die russische Flugabwehr hat nach Behördenangaben fünf Drohnen abgefangen.  © -/ukrin/dpa

22. März, 22.24 Uhr: Medwedew droht Ukraine: "Tod für Tod"

"Wenn feststeht, dass es sich um Terroristen des Kiewer Regimes handelt, ist es unmöglich, mit ihnen und ihren ideologischen Inspiratoren anders zu verfahren. Sie alle müssen gefunden und als Terroristen rücksichtslos vernichtet werden", schrieb der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dimitri Medwedew (58), auf seinem Telegramm-Kanal am Freitagabend.

Der russische Politiker sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und betonte, dass Terroristen nur die Sprache von "Vergeltungsterror" verstehen würden: "Tod für Tod."

Dimitri Medwedew (58) drohte nach dem Terroranschlag in Moskau mit Vergeltung. (Archivbild)
Dimitri Medwedew (58) drohte nach dem Terroranschlag in Moskau mit Vergeltung. (Archivbild)  © Peer Grimm/dpa-Zentralbild/dpa

22. März, 21.27 Uhr: Kiew dementiert Beteiligung an Terroranschlag in Moskau

Vertreter Kiews haben den Verdacht einer ukrainischen Verwicklung in den mutmaßlichen Terroranschlag bei Moskau zurückgewiesen.

"Die Ukraine steht in absolut keiner Beziehung zu den Vorgängen", betonte Mychajlo Podoljak, Berater von Präsidentenbürochef Andrij Jermak, in einer Videobotschaft bei Telegram am Freitag. Sein Land stehe mit Russland und der russischen Armee in einem Krieg und werde diese mit "entschiedenen Offensivhandlungen" zerschlagen. Gleichzeitig hob er hervor: "Die Ukraine hat im Unterschied zur Russischen Föderation niemals terroristische Methoden der Kriegsführung, Terrorismus als solchen angewandt."

Nach dem Angriff auf eine Veranstaltungshalle in der Region Moskau hat der russische Inlandsgeheimdienst FSB laut Agentur Interfax Tote und Verletzte bestätigt.
Nach dem Angriff auf eine Veranstaltungshalle in der Region Moskau hat der russische Inlandsgeheimdienst FSB laut Agentur Interfax Tote und Verletzte bestätigt.  © Dmitry Serebryakov/AP

22. März, 15.21 Uhr: Tote und Stromausfälle nach massivem russischen Luftangriff

Infolge eines massiven russischen Luftangriffs mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen sind in der Ukraine mindestens fünf Menschen getötet worden.

Gut zwei Dutzend weitere wurden vor allem in den Regionen Saporischschja und Chmelnyzkyj verletzt, teilten örtliche Behörden am Freitag mit. Von mehr als 150 Drohnen und Raketen konnte die ukrainische Flugabwehr nach eigenen Angaben nur gut 60 Prozent abfangen.

Laut Angaben der Staatsanwaltschaft sind mehr als 130 Objekte im Land beschädigt worden. Allein acht Raketen schlugen demnach im Dnipro-Wasserkraftwerk in Saporischschja ein. Das Kraftwerk mit einer Nennleistung von rund 1600 Megawatt wurde außer Betrieb gesetzt. Einer Mitteilung des ukrainischen Stromnetzbetreibers Ukrenerho zufolge kam es in sieben Gebieten zu Versorgungsproblemen.

Auf diesem vom Telegramm-Kanal des ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal zur Verfügung gestellten Foto steigen Rauch und Feuer über dem Dnipro-Wasserkraftwerk nach russischen Angriffen auf.
Auf diesem vom Telegramm-Kanal des ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal zur Verfügung gestellten Foto steigen Rauch und Feuer über dem Dnipro-Wasserkraftwerk nach russischen Angriffen auf.  © Uncredited/Telegram Channel of Ukraine's Prime Minister Denys Shmyhal/AP/dpa

22. März, 15.12 Uhr: Kiew lässt sich nicht in Angriffe auf russische Ölanlagen hineinreden

Die Ukraine lässt sich nach Aussage ranghoher Politiker in Kiew nicht von den USA in Drohnenangriffe auf russische Ölraffinerien hineinreden.

Die Ölanlagen seien aus militärischer Sicht legitime Ziele für die Ukraine, sagte Vizeministerpräsidentin Olha Stefanischyna, zuständig für europäische und transatlantische Integration, am Freitag in Kiew. Zuvor hatte die britische Zeitung "Financial Times" berichtet, die US-Regierung dränge Kiew dazu, diese Angriffe einzustellen. Hintergrund sei die Befürchtung einer Eskalation und weltweit steigender Ölpreise vor der US-Präsidentenwahl. Das Blatt berief sich dabei auf drei nicht namentlich genannte Beteiligte an solchen Gesprächen.

Titelfoto: Wojtek Jargilo/PAP/dpa

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