Ukraine-Krieg, Tag 102: Putin warnt vor Lieferung von Raketen mit hoher Reichweite

Kiew (Ukraine) - Seit nunmehr 102 Tagen führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Ein Ende der Kämpfe ist nach wie vor nicht in Sicht. Alle aktuellen Entwicklungen findet Ihr hier im TAG24-Liveticker!

Ein Mann fährt mit einem Fahrrad an einem Wohnhaus in Sjewjerodonezk vorbei, das durch einen früheren russischen Angriff beschädigt wurde. Die blutigen Straßenkämpfe in der Großstadt dauerten an.
Ein Mann fährt mit einem Fahrrad an einem Wohnhaus in Sjewjerodonezk vorbei, das durch einen früheren russischen Angriff beschädigt wurde. Die blutigen Straßenkämpfe in der Großstadt dauerten an.  © Daniel Carde/ZUMA Press Wire/dpa

Seit Beginn des Kriegs am 24. Februar habe Russland bereits mehr als 2500 Raketen auf die Ukraine abgefeuert, klagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44).

"Unsere Helden halten die Stellung und tun alles, um dem Feind maximale Verluste zu verursachen."

Selenskyj und der ukrainische Generalstab berichteten von schweren Kämpfen vor allem im Osten der Ukraine. Dort liegt ein Schwerpunkt im Gebiet Luhansk mit dem schwer umkämpften Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk.

Hamburgs Bürgermeister Tschentscher überraschend nach Kiew gereist
Ukraine Hamburgs Bürgermeister Tschentscher überraschend nach Kiew gereist

Die blutigen Straßenkämpfe dauerten an, so der Staatschef. Die ukrainischen Streitkräfte wollen weiter verhindern, dass die russischen Truppen dort komplett die Vorherrschaft übernehmen.

Fällt die Großstadt, hätte Russland ein wichtiges Kriegsziel erreicht: die vollständige Kontrolle über das Gebiet Luhansk.

Die wichtigsten Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr im TAG24-Ticker vom Samstag nachlesen. Alle Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Sonntag (5. Juni) gibt es wie gewohnt hier in unserem Liveticker.

16.19 Uhr: Weitere Angriffe der russischen Luftwaffe

Nach Darstellung des russischen Militärs wurden durch Raketenangriffe auch im Gebiet Donezk etwa in der Stadt Kramatorsk in der Ostukraine mehrere Ziele zerstört, darunter eine Werkstatt für die Wiederherstellung beschädigter Kriegswaffen.

Bei weiteren Angriffen der russischen Luftwaffe seien erneut Munitionsdepots, Sammel- und Kommandopunkte zerstört worden. Dabei seien auch mehr als 350 ukrainische Kämpfer "vernichtet" worden, sagte Konaschenkow.

Nahe der Stadt Slowjansk im Gebiet Donezk sei bei einem Luftkampf ein ukrainisches Flugzeug vom Typ MiG-29 abgeschossen worden. Im Gebiet Odessa habe Russlands Luftabwehr eine Antonow An-26 vom Himmel geholt, die Militärtechnik transportiert habe. Ministeriumssprecher Konaschenkow sagte, dass durch russische Artillerie Dutzende weitere militärische Ziele in der Ukraine getroffen worden seien. Von unabhängiger Seite überprüfbar waren die russischen Angaben nicht.

16.17 Uhr: Kiew fordert neue Sanktionen

Nach mehreren Raketenschlägen in Kiew sprach der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak von einem "Akt des Terrorismus". Er forderte vom Westen weitere Sanktionen gegen Russland sowie die Lieferung schwerer Waffen.

"Die heutigen Raketenangriffe auf Kiew haben nur ein Ziel - so viele Ukrainer wie möglich zu töten", schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter. Tote gab es bei den Angriffen am Sonntag nicht.

13.42 Uhr: Päpstlicher Appell für neue Verhandlungen

Papst Franziskus (85) hat zum Pfingstfest ein Ende der Gewalt in der Ukraine gefordert.

"Während die Wut der Zerstörung und des Sterbens grassiert und die Gegensätze aufflammen und eine immer gefährlichere Eskalation für alle nähren, erneuere ich meinen Appell an die Verantwortlichen der Nationen: Bitte, stürzt die Menschheit nicht ins Unglück", sagte das 85 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag nach dem Mittagsgebet Regina Coeli vor zahlreichen Gläubigen in Rom.

Der Papst forderte, konkrete Verhandlungen für einen Waffenstillstand und eine nachhaltige Lösung aufzunehmen.

"Man erhöre den verzweifelten Schrei der Menschen, die leiden", sagte der Argentinier und verlangte, die Zerstörung von Städten und Dörfern zu stoppen.

Papst Franziskus (85).
Papst Franziskus (85).  © Alessandra Tarantino/AP/dpa

13 Uhr: Moskau bestätigt Raketenangriff - Kiew fordert neue Sanktionen

Das russische Militär hat in seinem Lagebericht zum Krieg gegen die Ukraine am Sonntag die Raketenangriffe auf die ukrainische Hauptstadt Kiew bestätigt.

Zerstört worden seien am Rande Kiews von osteuropäischen Ländern gelieferte Panzer vom Typ T-72 und andere Militärtechnik. Sie waren in einem Werk für die Reparatur von Eisenbahnwaggons untergebracht, wie der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, sagte.

12.26 Uhr: Putin warnt vor Lieferung von Raketen mit hoher Reichweite an Ukraine

Russlands Präsident Wladimir Putin (69) hat für den Fall einer Lieferung westlicher Raketen mit hoher Reichweite an die Ukraine mit schweren Angriffen auf das Land gedroht.

"Wenn sie liefern, dann werden wir daraus die entsprechenden Schlüsse ziehen und unsere Mittel der Vernichtung, von denen wir genug haben, einsetzen, um jenen Objekten Schläge zu versetzen, die wir bisher nicht angreifen", sagte Putin in einem am Sonntag veröffentlichten Interview des Staatsfernsehsenders Rossija 1.

Ziel der westlichen Waffenlieferungen sei es, den Konflikt in der Ukraine möglichst in die Länge zu ziehen, meinte er.

Russlands Präsident Wladimir Putin (69).
Russlands Präsident Wladimir Putin (69).  © Uncredited/Pool Sputnik Kremlin via AP/dpa

10.16 Uhr: Ukraine meldet Gebietsgewinne in Sjewjerodonezk

Die Ukraine hat Gebietsgewinne in der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk vermeldet.

"Die Russen kontrollierten etwa 70 Prozent der Stadt, aber in den vergangenen zwei Tagen wurden sie zurückgedrängt", erklärte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, am Sonntag im Online-Dienst Telegram.

"Die Stadt ist in zwei Hälften geteilt, sie haben Angst, sich dort frei zu bewegen." Acht russische Soldaten seien festgenommen worden.

6.12 Uhr: Mehrere Raketenangriffe auf Hauptstadt und Vorort

Russland hat nach Angaben des ukrainischen Generalstabs am Morgen die Hauptstadt Kiew und einen Vorort mit Raketen beschossen.

Es seien militärische und zivile Infrastruktur getroffen worden, teilte die Militärführung in Kiew am Sonntag mit.

Auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (50) berichtete in seinen Telegram-Kanal von Raketenschlägen. Betroffen waren demnach die Stadtbezirke Darnyzja im Südosten und Dnipro im Westen der Millionenmetropole.

Es gebe nach bisherigem Stand einen Verletzten, der im Krankenhaus behandelt werde, aber keine Toten, sagte Klitschko.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (50).
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (50).  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

1.22 Uhr: Nouripour will Sieg der Ukraine im Krieg gegen Russland

Grünen-Chef Omid Nouripour (46) hat einen Sieg der Ukraine im Krieg gegen Russland als Ziel genannt.

"Die Ukrainer müssen ihre Souveränität, ihre territoriale Integrität und ihre Freiheit zurückerlangen", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Online Sonntag, Print Dienstag).

"Wir werden keinen Quadratzentimeter okkupierten ukrainischen Bodens anerkennen." Die Frage, ob die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen solle, beantwortete Nouripour mit "Ja".

Er fügte hinzu: "Aber wir sagen der Ukraine nicht, was sie zu tun hat. Wenn sie diese Territorien zurückerobern will, dann unterstützen wir sie. Und wenn sie verhandeln will, dann unterstützen wir sie auch."

Grünen-Chef Omid Nouripour (46).
Grünen-Chef Omid Nouripour (46).  © Kay Nietfeld/dpa

0.01 Uhr: Selenskyj wirft Russland massive Zerstörung von Kulturdenkmälern vor

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland in seinem Krieg eine massive Zerstörung von Kulturdenkmälern, Kirchen und anderen religiösen Stätten vorgeworfen.

Das sei Grund genug, das Land aus der Unesco, der Kultur- und Bildungsorganisation der Vereinten Nationen, auszuschließen, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Samstag in Kiew.

113 Kirchen seien bereits zerstört oder beschädigt worden.

Schon Ende Mai hatte er den Ausschluss Russlands aus der Unesco verlangt.

Titelfoto: Uncredited/Pool Sputnik Kremlin via AP/dpa

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