Ukraine-Krieg, Tag 50: Russischer Raketenkreuzer "Moskwa" gesunken

Ukraine - Es läuft bereits Tag 50 des Angriffskrieges, den der russische Präsident Wladimir Putin (69) gegen die Ukraine entfesselt hat. Russland zieht seine Truppen im Osten und Süden zusammen, der Westen rüstet die weiter erbittert kämpfenden Verteidiger derweil massiv auf. TAG24 berichtet im Liveticker über die Ereignisse in Osteuropa.

Zerstörung, Todesopfer, Leid: Der Krieg in der Ukraine dauert weiterhin an - und hat für die Menschen im Land schreckliche Folgen.
Zerstörung, Todesopfer, Leid: Der Krieg in der Ukraine dauert weiterhin an - und hat für die Menschen im Land schreckliche Folgen.  © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Russische Truppen versuchen nach ukrainischen Angaben ihre Verluste auszugleichen, die Bomben- und Artillerieangriffe gingen aber weiter, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) in einer Videobotschaft in der Nacht zum Donnerstag.

In Kürze werde mit einer russischen Großoffensive gerechnet. Die USA und die Europäische Union - darunter auch Deutschland - wollen Kiew daher weiterhin unterstützen und mit Waffen aufrüsten.

Die russische Armee brachte nach eigenen Angaben inzwischen den Hafen der weitgehend zerstörten Stadt Mariupol komplett unter die eigene Kontrolle. Verbliebene ukrainischen Truppen seien "blockiert und der Möglichkeit beraubt, aus der Einkesselung zu entkommen". Von ukrainischer Seite gab es mit Blick auf die Meldung bislang keinerlei Bestätigung.

Ukraine-Krieg: Lukaschenko beschwört Apokalypse bei Druck auf Russland
Ukraine Ukraine-Krieg: Lukaschenko beschwört Apokalypse bei Druck auf Russland

In Berlin geht derweil die Diskussion um die Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland an die Ukraine weiter. Außerdem sorgt die Reise deutscher Politiker in die ukrainische Hauptstadt Kiew für eine viel beachtete und anhaltende Debatte im Land.

Wer die Geschehnisse des Mittwochs (13. April) nochmals nachverfolgen möchte, hat hier die Möglichkeit dazu. Alle aktuellen Entwicklungen des Ukraine-Kriegs am heutigen Donnerstag (14. März) gibt es wie gewohnt im Liveticker.

22.07 Uhr: Agentur: Russischer Raketenkreuzer "Moskwa" gesunken

Der angeschlagene russische Raketenkreuzer "Moskwa" ist nach russischen Angaben gesunken. Das Flaggschiff der Schwarzmeerflotte sei am Donnerstag während eines Sturms untergegangen, als es an sein Ziel geschleppt wurde, berichtete die Staatsagentur Tass am Donnerstagabend in Berufung auf das russische Verteidigungsministerium.

Ein Abschleppen sei notwendig geworden, da das Schiff seine Stabilität aufgrund von Schäden am Rumpf verloren habe, der während eines Brandes durch die Detonation von Munition beschädigt worden sei. "Bei stürmischer See sank das Schiff", hieß es weiter.

Ukrainische Militärs hatten zuvor berichtet, das Schiff sei von einer Anti-Schiffs-Rakete getroffen worden. In der Nacht zu Donnerstag hatte es von russischer Seite geheißen, die Besatzung des Schiffes sei nach einem Brand vollständig auf andere Schiffe der Schwarzmeerflotte in der Gegend evakuiert worden.

Ein hochrangiger US-Verteidigungsbeamter sagte am Donnerstag in Washington, bislang lasse sich nicht mit Klarheit sagen, was den Schaden auf dem Raketenkreuzer verursacht habe. Man gehe davon aus, dass sich das Schiff 60 bis 65 nautische Meilen südlich der ukrainischen Stadt Odessa befunden habe, als es zu einer Explosion gekommen sei. "Im Moment können wir nicht definitiv sagen, was diese Explosion und das anschließende Feuer verursacht hat." Es könne auf einen Raketenangriff zurückzuführen sein, es könne aber auch andere Gründe geben.

Die Gefahr von Bränden und Explosionen auf derartigen Schiffen sei generell groß, da diese brennbares und explosives Material an Bord hätten, betonte er. Daher gelte es, vorsichtig zu sein mit Schlussfolgerungen. "Wir glauben, dass auf dem Schiff immer noch ein Brand bekämpft wird", sagte der Beamte weiter. Der Kreuzer bewege sich derzeit nach Osten, mutmaßlich Richtung Sewastopol, um dort repariert zu werden.

Zuletzt sei das Schiff noch in der Lage gewesen, sich aus eigener Kraft fortzubewegen. Der Verteidigungsbeamte sagte, nach US-Erkenntnissen seien mehrere andere russische Schiffe, die zuvor in der Nähe der "Moskwa" im nördlichen Schwarzen Meer im Einsatz gewesen seien, weiter nach Süden verlegt worden.

Ein russischer Matrose (l.) salutiert am Bug der "Moskwa". Der Lenkwaffenkreuzer ist neuesten Berichten zufolge gesunken.
Ein russischer Matrose (l.) salutiert am Bug der "Moskwa". Der Lenkwaffenkreuzer ist neuesten Berichten zufolge gesunken.  © Pavel Golovkin/AP/dpa

21 Uhr: Ukrainisches Parlament stuft Russland als Terrorstaat ein

Das ukrainische Parlament hat Russland als Terrorstaat eingestuft und die Symbolik des als "Spezialoperation" bezeichneten russischen Angriffskrieges verboten.

Für das Gesetz stimmten am Donnerstag 354 Parlamentarier, schrieb der Abgeordnete Jaroslaw Schelesnjak auf seinem Telegram-Kanal. 226 Stimmen wären notwendig gewesen. "Die Russische Föderation ist ein Terrorstaat, eines der Ziele des politischen Regimes ist der staatliche Genozid des ukrainischen Volkes, die physische Auslöschung, die massenhafte Ermordung der Bürger der Ukraine", heißt es im Gesetz.

Verboten werden dabei die Symbole der russischen Streitkräfte und anderer russischer Behörden. Die Verwendung der lateinischen Buchstaben "V" und "Z" zur Propagierung des russischen Einmarsches von vor sieben Wochen ist ebenso untersagt. Russlands Regierung wird dabei als "neonazistisches totalitäres Regime" eingestuft.

Der Kreml verfolge "Prinzipien, die von den faschistischen und nazistischen militaristischen Regimen Hitlers, Mussolinis und anderen eingeführt wurden", wird im Erklärungstext betont. Strafmaße wurden noch nicht festgelegt. Ein Entwurf sieht bis zu zehn Jahre Gefängnis vor.

19.46 Uhr: Selenskyj kritisiert Deutschland scharf wegen russischer Ölkäufe

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Deutschland wegen des weiteren Einkaufs von russischem Öl erneut scharf kritisiert. Deutschland sowie Ungarn hätten ein Embargo blockiert, sagte Selenskyj der BBC in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interviewausschnitt.

"Wir verstehen nicht, wie man mit Blut Geld verdienen kann. Leider ist es das, was einige Länder tun." Nun müsse mit diesen Ländern gesprochen werden, um deren Haltung zu ändern, sagte Selenskyj sieben Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs.

"Einige unserer Freunde und Partner verstehen, dass jetzt eine andere Zeit ist, dass es nicht länger um Geschäfte und Geld geht. Dass es eine Frage des Überlebens ist", betonte der Staatschef. Er lobte die USA, Großbritannien und einige andere europäische Staaten für Waffenlieferungen. "Aber wir brauchen sie trotzdem früher, früher und schneller. Das Schlüsselwort lautet "jetzt"."

Wolodymyr Selenskyj hat Deutschland wegen des weiteren Einkaufs von russischem Öl kritisiert.
Wolodymyr Selenskyj hat Deutschland wegen des weiteren Einkaufs von russischem Öl kritisiert.  © Ukrainian Presidency Press Offic/ZUMA Press Wire Service/dpa

19.29 Uhr: Ukrainisches Parlament wirft Russland Völkermord vor

Das ukrainische Parlament hat die Gräueltaten der russischen Armee offiziell als "Völkermord" eingestuft. Eine entsprechende Entschließung wurde am Donnerstag verabschiedet, wie das Parlament auf seiner Internetseite mitteilte.

Der Genozid äußere sich dabei in den "massenhaften Gräueln" in den Kiewer Vororten Butscha, Borodjanka, Hostomel, Irpin und anderen Ortschaften. Darunter seien Morde, Entführungen, Folter und Vergewaltigungen von ukrainischen Bürgern.

Zudem versuche Moskau, durch die komplette oder teilweise Blockade von Städten Teile der ukrainischen Bevölkerung auszulöschen. Der Kreml verhindere nicht zuletzt durch Zwangsdeportationen von Kindern und deren Adoption durch Russen deren Selbstidentifikation als Ukrainer.

19.11 Uhr: Litauen: Russische Atomwaffen-Drohung "leerer Schuss in die Luft"

Litauens Präsident Gitanas Nauseda hat die russische Drohung, im Fall eines Nato-Beitritts von Finnland und Schweden Atomwaffen im Ostseeraum zu stationieren, als "einen leeren Schuss in die Luft" bezeichnet.

"Ich weiß nicht, ob es möglich ist, etwas, was im Grunde schon stationiert ist, wieder neu zu stationieren", sagte er am Donnerstag in Vilnius. Nach Angaben des Staatsoberhaupts des baltischen EU- und Nato-Landes hat Russland bereits Atomwaffen in seine Ostsee-Exklave Kaliningrad verlegt. "Keine strategischen, aber sie sind stationiert", sagte Nauseda. Litauen grenzt im Westen an Kaliningrad - das Gebiet um das frühere Königsberg.

19 Uhr: US-Regierung erwägt hochrangigen Besuch in Kiew

Nach den jüngsten hochrangigen politischen Besuchen in Kiew erwägt auch die US-Regierung, einen ranghohen Vertreter zu Gesprächen in die Ukraine zu schicken. US-Präsident Joe Biden sagte am Donnerstag kurz vor der Abreise zu einem Besuch im Bundesstaat North Carolina auf eine entsprechende Frage von Reportern, diese Entscheidung werde derzeit getroffen.

US-Medien hatten zuvor berichtet, die US-Regierung denke darüber nach, womöglich Verteidigungsminister Lloyd Austin oder Außenminister Antony Blinken zu einem Besuch in die Ukraine zu entsenden. Der Sender CNN meldete unter Berufung auf Regierungskreise, es sei weniger wahrscheinlich, dass Biden oder seine Stellvertreterin Kamala Harris selbst dorthin reisen würden.

18.50 Uhr: Baerbock: Finnland und Schweden wären in Nato herzlich willkommen

Außenministerin Annalena Baerbock hat vor dem Hintergrund russischer Drohungen für den Fall eines Nato-Beitritts von Finnland und Schweden auf das freie Entscheidungsrecht beider Länder gepocht. "Es ist das Recht eines jeden Landes (...), sich seine Verteidigungsbündnisse frei zu wählen", sagte Baerbock am Donnerstag am Rande eines Besuches in Niger. Dies gelte erst recht für zwei europäische Länder, die bereits Mitglieder in der Europäischen Union seien.

"Wenn sich Finnland und Schweden dafür entscheiden, dann sind sie herzlich willkommen" in der Verteidigungsallianz, sagte Baerbock auf eine entsprechende Journalistenfrage in einer Pressekonferenz mit ihrem nigrischen Kollegen Hassoumi Massoudou in der Hauptstadt Niamey. Es handele sich aber ausschließlich um eine Entscheidung von Finnland und Schweden selbst, betonte die Ministerin.

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sei auch ein Angriff auf die europäische Friedensordnung. Die nordischen Partner hätten deutlich gemacht, dass auch ihre Sicherheitssorgen damit größer würden.

Annalena Baerbock (41) äußerte sich am Rande ihres Besuchs in Niger zum Ukraine-Konflikt.
Annalena Baerbock (41) äußerte sich am Rande ihres Besuchs in Niger zum Ukraine-Konflikt.  © Kay Nietfeld/dpa

18.25 Uhr: Moskau wirft Kiew Angriff auf Zivilisten in Russland vor

Russland wirft der Ukraine den Beschuss von Zivilisten im westrussischen Grenzgebiet Brjansk vor. Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat deshalb ein Strafverfahren eingeleitet, wie sie am Donnerstag mitteilte.

"Soldaten der ukrainischen Streitkräfte sind in zwei Kampfhubschraubern, ausgestattet mit schweren Angriffswaffen, illegal in den russischen Luftraum eingedrungen", schrieb die Behörde auf ihrer Internetseite. In der Ortschaft Klimowo hätten sie dabei mehrere Wohnhäuser beschossen und sieben Menschen verletzt, darunter ein Kleinkind.

Überprüfbar von unabhängiger Seite waren diese Angaben nicht. Erst am Mittwoch hatte das Verteidigungsministerium in Moskau mit neuen Schlägen gegen die ukrainische Hauptstadt Kiew gedroht, sollte die Ukraine weiter russisches Staatsgebiet beschießen.

17 Uhr: Ukraine informiert über vierten Gefangenenaustausch mit Russland

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben einen weiteren Gefangenenaustausch mit Russland vollzogen. "Ausgetauscht wurden fünf Offiziere und 17 einfache Soldaten", teilte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Donnerstag im Nachrichtenkanal Telegram mit.

Zudem seien acht Zivilisten, darunter eine Frau, an Kiew übergeben worden. Wie viele Russen im Gegenzug übergeben wurden, teilte sie nicht mit. Es war Wereschtschuk zufolge der vierte Austausch seit dem Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine vor sieben Wochen. Moskau machte bisher keine Angaben dazu.

14.49 Uhr: Medwedew: Atomfreies Baltikum bei Nato-Beitritt Finnlands passé

Russland hat für den Fall eines Beitritts von Finnland und Schweden zur Nato vor Folgen für die Sicherheit in Europa gewarnt und offen mit der Stationierung von Atomwaffen im Baltikum gedroht.

"In diesem Fall kann schon nicht mehr von einem atomwaffenfreien Status des Baltikums die Rede sein", schrieb der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew am Donnerstag in Moskau in seinem Nachrichtenkanal bei Telegram. Mit Baltikum ist aus Moskauer Sicht der Ostseeraum gemeint, wo auch die russische Region Kaliningrad um das frühere Königsberg liegt.

Der Politiker, Vize-Chef des Sicherheitsrates, drohte konkret mit der Stationierung von "Iskander"-Raketen, Hyperschallwaffen und Kriegsschiffen mit Atomwaffen – für die Finnen und Schweden etwa in Reichweite "des eigenen Hauses". "Wir wollen hoffen, dass die Vernunft der nördlichen Partner doch noch siegt", meinte Medwedew. Doch wenn nicht, dann werde Russland handeln. Er äußerte sich mit Blick auf Debatten in Finnland und Schweden, in nächster Zeit über eine Nato-Mitgliedschaft zu entscheiden.

"Womöglich wird die Welt dann schon bald, also bis zum Sommer dieses Jahres, noch unsicherer", sagte der Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin. Die Nato hatte Bereitschaft signalisiert, die beiden Länder rasch aufzunehmen. "Das bedeutet, dass Russland mehr offiziell registrierte Gegner haben wird", meinte Medwedew. Moskau werde darauf mit "kühlem Kopf" reagieren.

Sollten Finnland und Schweden der Nato beitreten, hätte dies klare Folgen für die Sicherheit des Baltikums, warnte Dmitri Medwedew (56).
Sollten Finnland und Schweden der Nato beitreten, hätte dies klare Folgen für die Sicherheit des Baltikums, warnte Dmitri Medwedew (56).  © Yekaterina Shtukina/Pool Sputnik Government/AP/dpa

14.40 Uhr: Vier von fünf Unternehmen erwarten Belastungen durch Ukraine-Krieg

Fast 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland erwarten finanzielle Belastungen durch den Ukraine-Krieg.

Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichen German-Business-Panel-Monitor für den April hervor, an dem sich gut 1000 Unternehmen beteiligten. Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine seien die Umsatz- und Gewinnerwartungen deutlich eingebrochen, heißt es in der Studie. Daran hätten auch die weitreichenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen am 20. März nichts ändern können.

Titelfoto: Pavel Golovkin/AP/dpa

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