Viele Ukrainer und Russen sind bitterarm, doch so groß ist Putins Vermögen!

Moskau - Nach dem Angriff auf die Ukraine dürfte der russische Präsident, Wladimir Putin (69), über angedrohte Sanktionen, die sein Vermögen betreffen, nur müde lächeln. Denn ernsthaft sorgen muss er sich deshalb sicher nicht.

Russlands Präsident, Wladimir Putin (69), soll ein beachtliches Vermögen angehäuft haben.
Russlands Präsident, Wladimir Putin (69), soll ein beachtliches Vermögen angehäuft haben.  © Mikhail Klimentyev/POOL SPUTNIK KREMLIN/AP/dpa

Noch immer ist nur schwer zu fassen, was seit drei Tagen in der Ukraine passiert. Die Menschen dort, aber auch weltweit, stehen nach wie vor unter Schock. Während Hunderttausende aus dem Land flüchten, sind viele Ukrainer bereit, ihre Heimat gegen Russland zu verteidigen.

Und: Viele Menschen, die nun ihr Hab und Gut zurücklassen müssen oder durch Bombenangriffe verloren, besaßen vorher ohnehin nicht viel.

Nach offiziellen Angaben der ukrainischen Finanzbehörden betrug der Durchschnittslohn in der Ukraine im Dezember 2021 nur 17.453 Hrywnja. Das sind umgerechnet gerade einmal 516 Euro. Auf das Jahr hochgerechnet kommt ein ukrainischer Arbeitnehmer im Schnitt auf rund 6200 Euro.

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In der Hauptstadt Kiew waren die Löhne höher. Dort lag das Pro-Kopf-Einkommen im Dezember vergangenen Jahres bei 26.759 Hrywnja (792 Euro).

Auch in Russland leben die meisten Menschen in armen Verhältnissen. Laut Statista lag das jährliche Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 2020 bei durchschnittlich 848.000 Rubel (9000 Euro).

Doch wie reich ist eigentlich Wladimir Putin?

Ist der Präsident einer der reichsten Menschen der Welt?

Der Rote Platz und der Kreml in Moskau. Russland ist das flächenmäßig größte Land der Erde, erstreckt sich über Europa und Asien und vom Pazifik bis zum Atlantik.
Der Rote Platz und der Kreml in Moskau. Russland ist das flächenmäßig größte Land der Erde, erstreckt sich über Europa und Asien und vom Pazifik bis zum Atlantik.  © Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

Das versuchen derzeit verschiedene Stellen herauszufinden, darunter der Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten, CIA.

Vermutet wird ein gut verstecktes Vermögen zwischen 40 Milliarden und 160 Milliarden Dollar (35 Milliarden bis 142 Milliarden Euro). Damit wäre der russische Präsident einer der reichsten Menschen der Welt.

Offiziellen Angaben zufolge sieht das natürlich ganz anders aus: Der Jahresbericht der Duma - das Unterhaus der Föderationsversammlung Russlands - nennt 180.000 Dollar (160.000 Euro), die Putin auf einem Sparkonto haben soll. Außerdem mehrere Autos und ein 5000-Quadratermeter-Grundstück in einem Vorort von Moskau.

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Das Jahresgehalt des Präsidenten beträgt demnach 187.000 Dollar (166.000 Euro), macht monatlich rund 15.600 Dollar beziehungsweise 13.800 Euro.

Beim britischen Portal Celebrity Net Worth, das die Finanzen der Reichen dieser Welt verfolgt, ist man von den offiziellen Zahlen wenig überzeugt. Die Journalisten dort schätzen Putins Nettovermögen auf 70 Milliarden Dollar (62 Milliarden Euro). Dazu gehören sollen auch Beteiligungen am Erdgasproduzenten Gazprom, an der Ölgesellschaft Surgutneftegas sowie Ölhandelsunternehmen Gunvor.

Kritiker behaupten, Putin habe seine Macht während seiner Regierungszeit genutzt, um seinen Reichtum anzuhäufen.

Putins geheimer Palast am Schwarzen Meer

In einer Dokumentation wird der angebliche Palast von Putin vorgestellt.
In einer Dokumentation wird der angebliche Palast von Putin vorgestellt.  © YouTube/Screenshots/Alexej Nawalny

"Celebrity Net Worth" hat nachgerechnet, dass die Jahreseinnahmen von Gazprom jährlich 150 Milliarden Dollar (133 Milliarden Euro) erreichen, die von Guvnor 80 Milliarden Dollar (71 Milliarden Euro) und die von Surgutneftegas über 20 Milliarden Dollar (18 Milliarden Euro).

"Unter Berücksichtigung der jüngsten Marktkapitalisierung dieser Unternehmen und Putins Gesamtanteile an ihnen würde sich sein persönliche Nettovermögen auf 70 Milliarden US-Dollar belaufen", argumentieren die Reporter.

Auch die Journalisten der Faktencheck-Website poligraph.info haben versucht, mehr über Putins Vermögen herauszubekommen. Angeblich hätten sie Zugang zu Berichten über seine angeblichen Milliarden bekommen, allerdings lieferten sie keine verwertbaren Zahlen.

Einen Betrag von 40 Milliarden Dollar (35 Milliarden Euro) nannten - unabhängig voneinander - die CIA, der russische Politikwissenschaftler und Autor des Buches "Wladimir. Die ganze Wahrheit über Putin", Stanislaw Belkowski (51), sowie der schwedische Ökonom Anders Aslund (70).

Vor einem Jahr veröffentlichte zudem das Team des inhaftierten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny (45) die Dokumentation "Putins Palast. Die Geschichte der größten Bestechung" über Putins angebliches Herrenhaus an der Schwarzmeerküste.

Das prachtvolle Anwesen soll eine Fläche von fast 20.000 Quadratmetern haben - inklusive mehreren Swimmingpools, einer privaten Eisbahn, großem Garten und einem Bunker, der der Explosion einer Atombombe standhalten könne. Geschätzter Wert: 100 Milliarden Rubel (1.058.310.300,00 Euro). Finanziert worden sei die Residenz von dem Präsidenten nahestehenden Aktionären und Unternehmen.

Der Autor des Berichts wurde drei Monate nach Erstausstrahlung zu zwei Jahren und acht Monaten in einer Strafkolonie verurteilt. Bis heute wurde der zweistündige Film bei YouTube 122 Millionen Mal gesehen.

Anderen Hypothese zufolge sind Putins offizielle Steuererklärungen echt. "Er muss kein Vermögen haben, weil ihm ganz Russland gehört", sagen seine Unterstützer.

Update 28. Februar 2022: Stellungnahme der Gunvor-Gruppe in Genf (Schweiz)

Die von Ihnen erwähnte Vermutung, dass der russische Präsident Wladimir Putin in irgendeiner Form an der Ölhandelsfirma Gunvor mit Sitz in der Schweiz beteiligt gewesen sei oder ist, entbehrt jeder Grundlage. Wir halten fest, dass Präsident Putin über keine wirtschaftlichen oder sonstigen Eigentumsrechte an Gunvor verfügt und auch in der Vergangenheit niemals verfügte. Er ist kein Begünstigter von Gunvor oder der Aktivitäten der Gesellschaft. Jede anderslautende Annahme ist fundamental falsch und verleumderisch.

Herr Guennadi Timtschenko war Mitbegründer (in 2000) und zu gleichen Teilen Miteigentümer der Firma (Herr Timtschenko hatte keine operative Funktion.) mit dem Schweden Torbjörn Törnqvist,Gunvor’s CEO, bevor er am 19. März 2014 seine Anteile an Herrn Torbjörn Törnqvist verkaufte. Die restlichen Anteile werden von den leitenden Angestellten von Gunvor gehalten, hauptsächlich Schweizer, Franzosen, Holländer, Engländer und Amerikaner. Auch möchten wir festhalten, dass Gunvor keinen Sanktionen der USA oder einer europäischen Regierung unterliegt.

Titelfoto: Mikhail Klimentyev/POOL SPUTNIK KREMLIN/AP/dpa

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