Wenn sich zwei Diktatoren treffen: Lukaschenko versucht Putin in Zynismus zu übertreffen
Minsk (Belarus) - Am Montag war der russische Präsident Wladimir Putin (70) bei Belarus-Machthaber Alexander Lukaschenko (68) zu Gast. Die beiden Diktatoren hatten einiges zu besprechen. Bei der abschließenden Pressekonferenz glänzte Lukaschenko mit befremdlichen Äußerungen.

Damit dürfte Lukaschenko wohl vielen Ukrainern und Unterdrückten seines Regimes aus der Seele sprechen.
Ungeniert sagte er bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Kreml-Diktator: "Ihr wisst, wir beide sind Co-Aggressoren - die schädlichsten und toxischsten Menschen auf diesem Planeten"
An Putin gewandt, ergänzte der Despot von Minsk sogleich: "Wir haben nur einen Streitpunkt: Wer ist der größere (Aggressor Anm. d. Red.)"
Und weiter: "Wladimir Wladimirowitsch sagt, ich bin es, ich fange an zu glauben, dass er es ist, also haben wir gemeinsam entschieden. Wir sind gleich (toxisch Anm. d. Red.). Das ist alles."
Lukaschenko fand seine Sprüche wohl witzig, Putin reagierte eher verkniffen.
Video: Alexander Lukaschenko wäre gerne so wie Putin
Der Diktatoren-Gipfel von Minsk dauerte nur wenige Stunden

Die Gespräche zwischen beiden Diktatoren waren mit Spannung erwartet worden.
Denn eigentlich meidet Putin seit Beginn des Ukraine-Krieges Auslandsreisen, trifft sich mit Gesprächspartnern lieber in Moskau oder seiner Wahlheimat Sotschi.
Für Lukaschenko machte der Kreml-Herrscher nun aber doch eine Ausnahme. Am Montagmorgen landete Putins Regierungsmaschine am Flughafen Minsk, wo eigens der rote Teppich für ihn ausgerollt wurde und der russische Präsident, wie es die Tradition gebietet, mit Brot und Salz empfangen wurde. Lukaschenko ließ es sich nicht nehmen, seinen Gast persönlich in Empfang zu nehmen.
Anschließend zogen sich beide Diktatoren zu Gesprächen zurück.
Plant Putin einen neuen Angriff auf Kiew?

Auf der Tagesordnung stand wohl die Lage in der Ukraine, wie Newsweek berichtet. Schon länger erhofft sich Putin mehr Engagement von seinem Verbündeten Lukaschenko.
Eine gemeinsame Kampfgruppe aus russischen und belarussische Soldaten ist seit langem in Gespräch, ebenso soll Lukaschenko damit liebäugeln, Personal seiner Luftwaffe an russischen Atomwaffen ausbilden zu lassen.
Zwar erscheint ein direktes Eingreifen Lukaschenkos in den Krieg nach wie vor unwahrscheinlich. Doch verlegt Russland derzeit Truppen und Ausrüstung ins Nachbarland. Alleine am Freitag sollen laut Informationen des unabhängigen Recherche-Portals Hajun 50 russische Ural-Trucks in Belarus eingetroffen sein.
Auch sogenannte Teilmobilisierte sollen sich bereits in Belarus aufhalten.

Ukrainische und US-amerikanische Regierungsvertreter zeigten sich angesichts des Diktatoren-Gipfels von Minsk besorgt. Sie befürchten, dass Putin, wie im Februar 2022, abermals einen groß-angelegten Angriff auf Kiew von belarussischen Territorium befehlen könnte.
Möglicher Zeitpunkt: Nächstes Frühjahr, wenn das Wetter es zulässt.
Wenige Tage vor dem Diktatoren-Treffen hat das Lukaschenko-Regime in einer "Inspektion im großen Maßstab", die Kampffähigkeit der eigenen Armee getestet. Dabei wurden Militär-Fahrzeuge mit einem "Roten Quadrat" als taktischer Kennzeichnung gesichtet.
Titelfoto: Montage: Alexander NEMENOV / AFP, Sergei KARPUKHIN / SPUTNIK / AFP