Ägypten - Bei Deutschen ist Ägypten eines der beliebtesten Urlaubsländer. Rund 1,5 Millionen von ihnen besuchen das Land am Roten Meer jährlich. Sie setzen sich aber offenbar auch einer Gefahr aus, denn tödliche Bootsunglücke häufen sich. Wie 2024 beim Kentern der "Sea Story" mit elf Toten.
Ein Informant sagt der verdeckt ermittelnden Journalistin Michelle Janetschek, dass die Betroffenheit über den Unfall zunächst groß gewesen sei. Aber: "Jeder, der den Bootsnamen gehört hat, war nicht überrascht", sagt er in der aktuellen "Stern Investigativ"-Folge.
"Mit dem Ding und der Stabilität dürfen sie noch nicht mal über den Rhein fahren", erkennt Schiffbauingenieur Prof. Dr. Stefan Krüger. "Die haben so lang etwas obendrauf gebaut, bis Feierabend war." Der Schwerpunkt sei viel zu hoch, erkennt er anhand der vorliegenden Daten.
45 Menschen, darunter 30 Touristen, steigen am 24. November 2024 an Bord des Bootes, das sie eine Woche lang zu verschiedenen Tauchspots im Roten Meer bringen soll. Elf Personen verlieren bereits in der ersten Nacht ihr Leben.
Schon als das Schiff mittags am Hafen Port Ghalib, direkt neben dem Touristen-Flughafen Marsa Alam, ablegt, ist es schaukelig, erinnert sich Mathias Baier (33).
"Sea Story" kentert: "Mit dem Ding dürfen sie noch nicht mal über den Rhein fahren"
3 Uhr nachts kippt die "Sea Story" dann auf die Seite. Der Münchner knallt "von einem Raum in den anderen an die Wand".
Er und sein Zimmerkollege können sich nicht aus der Kabine befreien - Koffer, Matratzen und andere Gegenstände liegen auf der Tür. Versuche, das Badfenster einzuschlagen, misslingen.
Zwar hören sie draußen den Motor eines Beibootes. Doch dieses fährt irgendwann davon. "Uns war klar, dass uns jetzt keiner mehr helfen wird." Die Männer schaffen es dennoch nach draußen und werden dort von der Besatzung eines Helikopters gefunden - etwa sieben Stunden nach dem Unfall.
Zum Zeitpunkt der Rettung einiger Schiffbrüchiger sind Lucianna Galetta und Christophe Lemmens noch im kopfüber treibenden Bootsrumpf gefangen, der mit Luft gefüllt ist. "Ich habe langsam die Hoffnung verloren und mich gefragt: Wie möchte ich sterben?"
Auch andere Personen sind noch im Inneren des 44 Meter langen, neun Meter breiten und vier Decks hohen Schiffs. Die Hoffnung schwindet. "Ich habe Schreie gehört - und dann nichts mehr", erinnert sich Lucianna.
Fotos des Untergangs der "Sea Story"
Auch fehlende Genehmigungen führten wohl zum tödlichen "Sea Story"-Unglück
Aber wie konnte es zu dem Unglück kommen, das sich in eine Reihe anderer Bootsunfälle in Ägypten einreiht - unter anderem das Sinken des Touristen-U-Bootes "Sindbad" im März 2025 vor Hurghada mit sechs Toten?
Der Gouverneur des Roten Meeres, Amr Hanafy, behauptet, eine Riesenwelle habe das Boot getroffen und zum Kentern gebracht. Vorliegende Aufzeichnungen belegen allerdings nur Wellen von maximal 2,20 Metern Höhe. "Das muss jedes vernünftige Seeschiff abkönnen", sagt Schiffbauingenieur Prof. Dr. Krüger.
Die Akten sprechen eine klare Sprache: Der Kapitän hatte keine passende Lizenz, seine Crew kannte die "Sea Story" nicht. Eine Genehmigung für Ausflüge auf hoher See lagen nicht vor. Und die Vergrößerung erfolgte ebenfalls ohne Genehmigung.
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