Flammeninferno im Urlaubs-Paradies: Mindestens 36 Tote, Tausende ohne Strom

Honolulu (Hawaii) - Bei schweren Busch- und Waldbränden auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii sind übereinstimmenden Medienberichten zufolge mindestens 36 Menschen ums Leben gekommen.

Die Halle der historischen Waiola Church in Lahaina und die nahe gelegene Lahaina Hongwanji Mission stehen in Flammen.
Die Halle der historischen Waiola Church in Lahaina und die nahe gelegene Lahaina Hongwanji Mission stehen in Flammen.  © Matthew Thayer/The Maui News via AP/dpa

Das berichteten der ABC-Tochtersender KITV4 und das Portal "Hawaii News Now" am späten Mittwochabend (Ortszeit) unter Berufung auf den Bürgermeister des Bezirks Maui, Richard Bissen.

Dichter Rauch hängt über dem Urlaubsparadies, ein Küstenstreifen von Maui steht in Flammen, Teile der gewöhnlich üppig-grünen Insel sind schwarz verkohlt. Es sind schockierende und seltene Bilder. Und es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer noch steigen könnte. Mindestens 20 Personen hätten Verbrennungen erlitten.

Viele Gebäude seien "bis auf den Boden" abgebrannt. Das ganze Ausmaß der Schäden sei noch nicht absehbar.

Drama in Sachsen: Mädchen (5) stürzt aus 5. Stock
Unglück Drama in Sachsen: Mädchen (5) stürzt aus 5. Stock

Hawaiis Gouverneur Josh Green sprach von einer "schrecklichen Katastrophe". Von Reisen nach Maui wurde abgeraten. "Dies ist kein sicherer Ort", warnte die stellvertretende Gouverneurin Sylvia Luke.

Per Notfall-Erklärung wollten sie Touristen fernhalten. Der Bezirk Maui rief am Mittwoch Reisende auf, die Insel so schnell wie möglich zu verlassen.

Es gebe freie Sitze auf Flügen vom Flughafen Kahului im Osten der Insel. Reisende müssten aber zuvor die Fluggesellschaften anrufen und reservieren. In West-Maui gebe es allerdings weiter keinen Strom und auch keine Mobilfunk- oder Festnetzverbindungen.

Lahaina im Westen von Maui: Ein ganzer Ort ist zerstört

In Hawaii spitzt sich die Lage wegen starker Busch- und Waldbrände auf der Insel Maui zu.
In Hawaii spitzt sich die Lage wegen starker Busch- und Waldbrände auf der Insel Maui zu.  © Alan Dickar/AP/dpa

Augenzeugen beschrieben apokalyptische Szenen in dem am schwersten betroffenen Küstenort Lahaina, gewöhnlich ein malerisches Touristenziel im Westen von Maui.

Auf der Flucht vor schnell um sich greifenden Flammen seien Menschen ins Meer gesprungen. Die Küstenwache teilte später laut CNN mit, dass mehr als ein Dutzend aus dem Wasser gerettet wurden.

In dem historischen Ort seien weite Teile zerstört worden, auch der Hafen und Umgebung hätten Schaden erlitten, schrieb der Bezirk Maui in einer weiteren Mitteilung vom Mittwoch. Mehr als 271 Gebäude seien von den Flammen erfasst worden. "Wir haben kein Lahaina mehr, es ist weg", zitierte der US-Sender CNN einen Einwohner.

Dackel fällt Frau an und zerbeißt ihr das Gesicht: "Ich werde für mein Leben gezeichnet sein"
Unglück Dackel fällt Frau an und zerbeißt ihr das Gesicht: "Ich werde für mein Leben gezeichnet sein"

Helikopter-Pilot Richard Olsten flog am Mittwoch über den Ort. Der größte Teil des historischen Kerns sei abgebrannt. Es sähe wie in einer Kriegszone aus, als ob das Gebiet bombardiert wurde, beschrieb er bei CNN seine Eindrücke.

Heftige Sturmböen ließen die Bekämpfung der Flammen aus der Luft am Dienstag zunächst nicht zu. Am Mittwoch brannte es noch an drei Stellen auf Maui. Feuer wüteten auch auf der östlich gelegenen Nachbarinsel Hawaii, der größten Insel des gleichnamigen Bundesstaats.

Waldbrände in mehreren Gebieten

Rauch und Flammen steigen in der Innenstadt von Lahaina auf. Etliche Häuser sind abgebrannt.
Rauch und Flammen steigen in der Innenstadt von Lahaina auf. Etliche Häuser sind abgebrannt.  © Alan Dickar/AP/dpa

Mitverantwortlich für die rasch um sich greifenden Brände sei der Hurrikan Dora, der südlich der Inseln des US-Bundesstaats vorbeiziehe, so die Behörden.

"Die Tatsache, dass wir in mehreren Gebieten Waldbrände haben, die indirekt auf einen Hurrikan zurückzuführen sind, ist beispiellos. Das ist etwas, was die Bewohner von Hawaii und der Staat noch nicht erlebt haben", sagte Sylvia Luke.

Die Behörden hatten wegen hoher Feuergefahr, begünstigt durch Trockenheit, hohe Temperaturen und starke Winde, eine "Red-Flag"-Warnung für die Hawaii-Inselkette herausgegeben. Solche Bedingungen kennt man sonst von westlichen US-Staaten, darunter Kalifornien oder Oregon, wo es häufiger zu verheerenden Flächenbränden kommt.

US-Präsident Joe Biden (80) hat dem Bundesstaat Hawaii Hilfe der Regierung zugesagt. Die Nationalgarde und die Marine stehe den Einsatzteams zur Seite.

Das Verkehrsministerium werde dabei helfen, Urlauber von Maui auszufliegen, hieß es in einer Mitteilung.

Sie sollten auf die westlich von Maui gelegenen Insel Oahu gebracht werden, berichtete der Sender Hawaii News Now. Dort werde ein Kongresszentrum in eine Notunterkunft verwandelt.

Mehrere Fluggesellschaften sagten Flüge nach Maui am Mittwoch kurzfristig ab. Allerdings gebe es weiterhin Flüge von Maui, damit Urlauber ihre Rückreise antreten könnten, berichtete CNN.

Inseleinwohner noch immer ohne Strom

Neben der örtlichen Feuerwehr arbeiten auch etliche Mitarbeiter des Stromversorgers "Hawaiian Electric" daran, Tausende Haushalte wieder mit Energie zu versorgen.
Neben der örtlichen Feuerwehr arbeiten auch etliche Mitarbeiter des Stromversorgers "Hawaiian Electric" daran, Tausende Haushalte wieder mit Energie zu versorgen.  © Matthew Thayer/The Maui News/AP/dpa

Tausende Menschen auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii sind noch immer ohne Strom.

In der Nacht zum Donnerstag (3 Uhr Ortszeit/15 Uhr MESZ) waren rund 11.000 Haushalte von Stromausfällen betroffen, wie aus Daten der Webseite PowerOutage.us hervorgeht.

Das entspricht etwa 15 Prozent der Haushalte auf der Insel. Der Stromversorger "Hawaiian Electric" bat die Bevölkerung um Geduld.

Mitarbeiter arbeiteten an der Reparatur mehrerer umgestürzter Strommasten. Wie lange die Arbeiten dauern werden, ist bei der schwierigen Situation vor Ort allerdings nicht abzusehen.

Erstmeldung von 7.41 Uhr, zuletzt aktualisiert um 16.24 Uhr.

Titelfoto: Matthew Thayer/The Maui News via AP/dpa

Mehr zum Thema Unglück: