Das "Phantom-Rektum-Syndrom" existiert wirklich - Schmerzen, obwohl nichts mehr da ist

London - Von Phantomschmerzen und -empfindungen bei amputierten Gliedmaßen hat wahrscheinlich jeder schon einmal gehört. Die Patienten fühlen etwas, obwohl da eigentlich gar nichts mehr ist. Doch dieses außergewöhnliche Syndrom kann nicht nur an Armen und Beinen, sondern sogar bei inneren Organen wie dem Dickdarm auftreten!

Das "Phantom-Rektum-Syndrom" tritt häufiger auf, als man annehmen würde.
Das "Phantom-Rektum-Syndrom" tritt häufiger auf, als man annehmen würde.  © 123rf/andreypopov

Phantomempfindungen und Phantomschmerzen sind viel häufiger, als man denken würde. Nach Amputationen von Armen oder Beinen treten sie bei fast jedem Patienten auf. Es fühlt sich für die Betroffenen so an, als seien die Gliedmaße immer noch da - teilweise scheinen sie gar zu schmerzen.

Sogar bei Menschen, die sich Teile des Dickdarmes - also des Rektums - entfernen lassen müssen, treten derartige Empfindungen zum Beispiel nach einer durch Darmkrebs notwendigen Operation auf.

"Menschen, die ein Glied verloren haben, haben immer noch Schmerzen oder Juckreiz oder sie haben das Gefühl, dass ihr Glied noch da ist", erklärte BBC-Moderatorin Sam Cleasby, die 2013 selbst eine Kolektomie über sich ergehen lassen musste, gegenüber der BBC.

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"Das ist also das Gleiche, aber in deinem Rektum. Es ist, als ob dein Gehirn nicht weiß, dass es nicht mehr angeschlossen ist." Eine Kolektomie ist die operative Entfernung des Kolons, also des Dickdarms, ohne Entfernung des Mastdarms.

Das "Phantom-Rektum-Syndrom" tritt zwar nicht ganz so regelmäßig auf wie klassische Phantomempfindungen, aber dennoch ziemlich häufig, nämlich bei 32 bis 68 Prozent der Patienten.

So unangenehm ist das "Phantom-Rektum-Syndrom"

Die Hälfte der Betroffenen empfindet dabei Schmerzen, während andere vermeintlichen Stuhldrang, Kribbeln oder Jucken spüren.

"Ich bekomme definitiv 'Phantom-Rektum-Symptome'", schrieb Cleasby auf ihrer Website. "Ich glaube wirklich, mein Gehirn sagt meinem Körper, er soll etwas tun, was er nicht kann."

Sie führte aus: "Zum Beispiel nach einer morgendlichen Tasse Kaffee, wenn du 'diesen Drang' verspürst, bekomme ich das immer noch, aber da unten ist nichts. Ich kann nur durch mein Stoma Stuhl ablassen. Ich habe kein Rektum oder Anus, aber ich bekomme ein echtes körperliches Gefühl, dass ich Stuhlgang durch meinen Hintern machen muss."

Titelfoto: 123rf/andreypopov

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