Universität entschuldigt sich für "unethische" Moskito-Experimente an Häftlingen!

San Francisco (USA) - Späte Bitte um Verzeihung! Eigentlich sollten wissenschaftliche Experimente - vor allem an Menschen - ausschließlich unter Einhaltung von strengen Vorschriften durchgeführt werden. An einer Universität in den USA war das in der Vergangenheit allerdings nicht immer der Fall.

Während der Studie wurden Mücken auf der Haut von Häftlingen platziert. (Symbolbild)
Während der Studie wurden Mücken auf der Haut von Häftlingen platziert. (Symbolbild)  © Zorginbeeld/Radboud university medical center/dpa

So ergab eine interne Untersuchung der University of California San Francisco (UCSF) nun nämlich, dass eine Studienreihe an Häftlingen in den 1960er und 1970er Jahren nicht den ethischen Standards entsprochen hat, wie der San Francisco Chronicle berichtet.

Demnach testeten zwei Dermatologen der Bildungseinrichtung im besagten Zeitraum Herbizide und Pestizide an mindestens 2600 Männern in der California Medical Facility, einem Gefängniskrankenhaus in Vacaville an der US-amerikanischen Westküste.

Die potenziell giftigen Stoffe wurden den Probanden bei den Versuchen gespritzt, anschließend platzierten die Forscher kleine Käfige mit Moskitos an den Armen der Gefangenen, um so die "Wirtsattraktivität des Menschen für Mücken" zu überprüfen.

Im Norden gebaute Rakete erstmals ins All gestartet
Wissenschaft und Forschung Im Norden gebaute Rakete erstmals ins All gestartet

Bedauerlicherweise hatten sich Dr. Howard Maibach (93), der immer noch an der Uni tätig ist, sowie der 2006 verstorbene Dr. William Epstein im Vorfeld der Experimente demzufolge keine Genehmigung des UCSF-Ausschusses besorgt.

Außerdem existieren offenbar nur spärliche Aufzeichnungen über die eigentlich erforderlichen Einwilligungserklärungen der menschlichen Versuchskaninchen.

Die UCSF entschuldigt sich für die "unethischen" Experimente

Inzwischen wurden Experimente an Gefängnisinsassen in den USA verboten.
Inzwischen wurden Experimente an Gefängnisinsassen in den USA verboten.  © Eric Risberg/AP/dpa

Zwar meldeten sich die Teilnehmer freiwillig und erhielten als Entschädigung 30 Dollar pro Monat, waren aber wohl "fragwürdigen Praktiken der informierten Zustimmung" ausgesetzt, wie der Bericht des Uni-Programms für "historische Aufarbeitung" befand.

Ob alle Häftlinge tatsächlich über die möglichen medizinischen Risiken der Studie aufgeklärt wurden, lässt sich daher nicht mehr zweifelsfrei nachvollziehen.

"Die UCSF entschuldigt sich ausdrücklich für ihre Rolle bei dem Schaden, der den Probanden, ihren Familien und unserer Gemeinschaft durch das Ermöglichen dieser Forschung zugefügt wurde und erkennt die implizite Rolle der Institution bei der Aufrechterhaltung der unethischen Behandlung gefährdeter und unterversorgter Bevölkerungsgruppen an – unabhängig von den rechtlichen oder wahrgenommenen Umständen der Zeit", so Vize-Dekan Dan Lowenstein im offiziellen Statement der Universität.

Geht Ihr bis zu zweimal am Tag aufs Klo? Dann sagen Forscher "Herzlichen Glückwunsch"
Wissenschaft und Forschung Geht Ihr bis zu zweimal am Tag aufs Klo? Dann sagen Forscher "Herzlichen Glückwunsch"

1977 endete das unbeaufsichtigte Treiben der beiden Ärzte schließlich, da Kalifornien das Forschen an Insassen von Staatsgefängnissen per Gesetz untersagt hatte.

Dr. Howard Maibach widerspricht dem Bericht der UCSF

Der UCSF-Bericht offenbarte große ethische Probleme bei den durchgeführten Experimenten. (Symbolbild)
Der UCSF-Bericht offenbarte große ethische Probleme bei den durchgeführten Experimenten. (Symbolbild)  © 123rf/studiolamagica

Während sich der mittlerweile verstorbene Epstein noch im selben Jahr bei einer staatlichen Anhörung für die erneute Legalisierung von Versuchen an Gefangenen einer Hafteinrichtung aussprach, wies Maibach die Schuld nach Bekanntwerden der Versäumnisse von sich.

"Die Aktivitäten von Dr. Maibach in Vacaville waren den UCSF-Administratoren, einschließlich des UCSF-Ethikkomitees, bekannt und wurden von diesen unterstützt", erklärte der Sohn des 93-Jährigen, da sich dieser nach einem Schlaganfall nicht persönlich äußern konnte.

Ob Maibach angesichts des Berichts Disziplinarmaßnahmen vonseiten der Universität drohen, ist derweil nicht bekannt.

Titelfoto: Zorginbeeld/Radboud university medical center/dpa

Mehr zum Thema Wissenschaft und Forschung: