22-Jähriger aus der Provinz liefert Hits für Kollegah und Co.

Drangstedt - Er arbeitet als Musikproduzent mit bekannten Deutsch-Rappern wie Kool Savas (46), Alpa Gun (40) oder Kollegah (36) zusammen - doch das ist für Kiarash Hashemi (22) kein Grund, der niedersächsischen Provinz den Rücken zu kehren.

Kiarash Hashemi (22) aus Drangstedt in Niedersachsen ist als Musikproduzent für Deutsch-Rapper erfolgreich.
Kiarash Hashemi (22) aus Drangstedt in Niedersachsen ist als Musikproduzent für Deutsch-Rapper erfolgreich.  © Sina Schuldt/dpa

Ein Award, den Hashemi gut sichtbar in seiner Küche platziert hat, steht für seine Erfolge: Das Album KKS von Kool Savas war 2019 zehn Wochen in den Charts - die Komposition eines Songs stammt von ihm.

"Das war mein erster Award, er ist für mich etwas ganz Besonderes", sagt Hashemi. Damals war er 19. "Ich war gefühlt lange immer der Jüngste in der Szene."

Im letzten Jahr bekam er einen Exklusivvertrag mit dem großen Musikkonzern Universal Music. Dass er es geschafft hat, als Musikproduzent sein Geld zu verdienen und ein eigenes Studio in Bremerhaven zu haben, kann er selbst manchmal kaum glauben.

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Mit 13 fing er nach eigenen Angaben an, Beats am Keyboard oder per Computer zu komponieren. Klangschnipsel, Töne und Teile von bestehenden Songs werden dabei zu eigenen Instrumentalstücken. Diese stellte er in einschlägige Internetportale, wo jeder sie kostenlos herunterladen konnte.

"Rap hat mich immer fasziniert, man kann aus einem Minimum ein Maximum herausholen", sagt Hashemi. "Ich wollte was zu der Kultur beitragen." Das sei zu einer Zeit gewesen, bevor Deutsch-Rap unter Jugendlichen richtig angesagt war. Er ging damals aufs Gymnasium in Bremerhaven.

Kiarash Hashemi brach für Karriere als Musikproduzent die Schule ab

Für seine Karriere als Musikproduzent brach der 22-Jährige in der 12. Klasse die Schule ab.
Für seine Karriere als Musikproduzent brach der 22-Jährige in der 12. Klasse die Schule ab.  © Sina Schuldt/dpa

Drei Jahre später hatten seine Instrumentalstücke bis zu 800.000 Aufrufe. "Das war superkrass, da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass das Potenzial hat und man damit Geld verdienen kann."

Inzwischen werden seine Songs auf Musikplattformen millionenfach geklickt. Rapper wurden auf seine Kompositionen aufmerksam, steuerten Texte bei - Songs entstanden. Als Produzent verfeinert Hashemi das Produkt danach noch einmal.

2016 hatte der Deutsch-Rapper Alpa Gun eine gute Chart-Platzierung mit einem Song, dessen Komposition von Hashemi stammt. "Das war der erste kommerziell erfolgreiche Song für mich." Danach ging der Erfolg weiter, in der 12. Klasse brach er deshalb die Schule ab. "Ich war die meiste Zeit unterwegs. Und in dem Musikbereich fragt dich keiner nach einem Abizeugnis", sagt er.

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Kamil Kukielka ist sein Musikmanager, er vermittelt Kontakte zu den Künstlern. "Kiarashs Gabe, mit seinen Produktionen immer den Wunsch der Künstler zu erfüllen und gleichzeitig den Zeitgeist zu überholen, macht ihn als Produzenten sehr besonders", findet Kukielka. Die Zusammenarbeit mit Kiarash sei außergewöhnlich schnell und präzise.

Kiarash Hashemis Familie war aus dem Iran geflohen, als er noch ein Baby und sein Bruder ein Kleinkind waren. Über Umwege landete die Familie in Drangstedt, erzählt der 22-Jährige. Die Mutter arbeitet heute als Steuerfachwirtin, sein Vater als Bürokaufmann.

Der Produzent kann sich nicht vorstellen, seine 1500-Seelen-Heimat zu verlassen

Der 22-Jährige produziert Hits für Kollegah und Kool Savas, wohnt aber immer noch im 1500-Seelen-Ort Drangstedt in Niedersachsen.
Der 22-Jährige produziert Hits für Kollegah und Kool Savas, wohnt aber immer noch im 1500-Seelen-Ort Drangstedt in Niedersachsen.  © Sina Schuldt/dpa

Einen solch soliden Beruf hätten sich seine Eltern auch für ihn gewünscht, sagt der Musiker. Wer den äußerst höflichen Kiarash Hashemi in seinem Haus mit akkurat angelegtem Garten besucht, könnte sich das auch vorstellen.

Stattdessen arbeitet er jedoch mit Gangster-Rappern zusammen, die machohaft mit dicken Autos posieren. Kiarash Hashemi winkt ab: "Das sind alles super höfliche Typen. Die bedienen alle nur ein Klischee."

Auf die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Deutsch-Rapper Samra angesprochen sagt er: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass an den Vorwürfen etwas dran ist."

Abseits von der Kunstfigur Samra habe sich der Künstler ihm privat gegenüber nie frauenfeindlich oder gewaltbereit geäußert. "Das ist wie bei einem Schauspieler, der eine Rolle spielt."

Als Produzent entspricht der diesem Gangster-Rapper-Klischee selbst nicht. Und so kommt es für ihn auch nicht infrage, aus der niedersächsischen Provinz wegzuziehen. "Hier sind meine alten Schulfreunde, mit denen ich seit Jahren abhänge. Ich könnte mir niemals vorstellen, von den Jungs wegzuziehen."

Titelfoto: Sina Schuldt/dpa

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