Kabarettist Alfons mit gleich drei Programmen auf Tour, doch: "Als Kind wollte ich Bauer werden!"

Hamburg – Mit gleich drei Programmen ist Emmanuel Peterfalvi (56) alias Kabarettist Alfons aktuell auf Tour durch ganz Deutschland. Warum ihm das gerade recht ist, erzählt der gebürtige Franzose im Interview mit TAG24.

Alfons (56) Geschichten, seine Umfragen mit dem Puschelmikrofon und natürlich sein Humor erfreuen sich beim Publikum seit mehr als 20 Jahren großer Beliebtheit.
Alfons (56) Geschichten, seine Umfragen mit dem Puschelmikrofon und natürlich sein Humor erfreuen sich beim Publikum seit mehr als 20 Jahren großer Beliebtheit.  © Guido Werner

TAG24: Neben "Jetzt noch deutscherer" und "Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Und gibt es dort genug Parkplätze?" spielst du auch noch das Programm "Le best of". Planst du bereits deinen Abschied von der Bühne?

Alfons: Nein, nein! "Le best of" ist daraus entstanden, dass viele mir gesagt haben: "Wir lieben deine Filme, Umfragen und Reportagen, schade, dass du das in deinen Programmen nicht mehr zeigst".

Und dann dachte ich, okay, es gibt immer noch Leute, die meine Filme auf der Bühne sehen wollen. Warum nicht ein extra Programm daraus machen? Das war ein Grund für das Best-of und ein anderer ist: Es gibt tatsächlich Geschichten und Texte, die ich eigentlich gar nicht mehr oder auch noch nie erzählt habe, ich aber liebe und die packe ich auch ins "Le best of".

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TAG24: Ist es nicht anstrengend, mit gleich drei Programmen gleichzeitig zu touren? Oder tut es dir ganz gut, nicht immer das Gleiche zu spielen?

Alfons: Ja, das tut es. Gerade wenn ich "Jetzt noch deutscherer" drei bis viermal auswärts spiele, habe ich das Gefühl, jetzt wäre es auch mal gut, was anderes zu spielen. Es ist bei meinen Geschichten wichtig, dass ich diese wirklich lebe, und sobald es ein Automatismus wird, geht das einfach nicht mehr. Es darf einfach nicht so werden, dass es nur mein Job ist. Ich muss Lust haben, die Geschichten zu erzählen. Dafür müssen natürlich ein paar Bedingungen erfüllt werden.

TAG24: Kannst du da Beispiele nennen?

Alfons: Dadurch, dass ich so viel auftrete, habe ich gelernt, mir Inseln zu schaffen - dass nicht das Gefühl der Erschöpfung oder Unlust auftritt. Das sind kleine Dinge, wie wandern gehen oder tauchen. Ich kenne da ein paar Strecken in Frankreich, wo ich sechs Tage alleine wandern kann und keinen einzigen Menschen sehe. Also so richtig mit Zelt, Proviant und ohne Handynetz in den Alpen, das ist nicht ohne, aber ich brauche das, um mich zu regenerieren.

"Ich habe meine Mutter so lange genervt, bis ich mit neun Jahren auf einen Bauernhof durfte"

Der Kabarettist Emmanuel Peterfalvi (56, l.) bekam 2017 vom damaligen Hamburger Bürgermeister und heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) feierlich die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen. Den emotional sehr aufgeladen Weg zu der Entscheidung, wirklich Deutscher zu werden, erzählt Alfons in seinem Programm "Jetzt noch deutscherer".
Der Kabarettist Emmanuel Peterfalvi (56, l.) bekam 2017 vom damaligen Hamburger Bürgermeister und heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) feierlich die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen. Den emotional sehr aufgeladen Weg zu der Entscheidung, wirklich Deutscher zu werden, erzählt Alfons in seinem Programm "Jetzt noch deutscherer".  © Christian Charisius/dpa

TAG24: Klingt danach, als wärst du sehr naturverbunden.

Alfons: Ja, sehr. Als Pariser ein bisschen merkwürdig (lacht), aber schon als Kind wollte ich Bauer werden und habe meine Mutter so lange genervt, bis ich mit neun Jahren auf einen Bauernhof durfte. Das war damals das Größte überhaupt. Und seitdem vergeht kein einziger Sommer, den ich nicht auf genau diesem Bauernhof verbringe. Früher ganze zwei Monate, um die Lavendelernte mitzumachen, heute immer nur ein paar Tage, aber ich bin jedes Jahr da.

TAG24: Anfang November stehst du unter anderem wieder mit deinem sehr beliebten Programm "Jetzt noch deutscherer" auf der Bühne, in dem du auch viel über deine Großmutter erzählst und wie sehr sie dich geprägt hat. Fragst du dich manchmal, was sie zu deinem Programm gesagt hätte?

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Alfons: So direkt tatsächlich nicht. Ich habe oft darüber nachgedacht, was sie gesagt hätte, wenn sie gewusst hätte, dass ich die Möglichkeit habe, Deutscher zu werden. Aber über das Programm nicht. Meine Mutter hat es aber gesehen und meinte, ihre Mutter – also meine Großmutter – wäre stolz gewesen. Letztendlich glaube ich das auch.

Alfons spielt für Schulen: "Alles hat damit angefangen, dass eine Lehrerin in mein Stück wollte!"

Der gebürtige Franzose und treuer Wahl-Hamburger lebt seit über 30 Jahren in Deutschland.
Der gebürtige Franzose und treuer Wahl-Hamburger lebt seit über 30 Jahren in Deutschland.  © Sebastian Gollnow/dpa

TAG24: Im Rahmen Deines Projekts "Alfons spielt für Schulen" hast du das Programm auch schon öfter für Schulklassen gespielt, machst du das aktuell noch?

Alfons: Ja, das ist noch aktuell. Ich spiele aber nicht in Schulen, sondern bei jeder Vorstellung können Karten für Schulen aus der Region reserviert werden.

Wir hatten erst unsere Bedenken, dass die Jugendlichen ihre Handys herausholen und Chaos machen, aber das Gegenteil ist der Fall: Sie sind super aufmerksam. Und auch die Lehrer und Lehrerinnen sind oft super dankbar, auf diese Art die Schüler für die wichtigen Themen des Stücks zu begeistern.

TAG24: Wie kamst du auf die Idee?

Alfons: Alles hat damit angefangen, dass eine Lehrerin mit ihren Schülern in mein Stück wollte. Da ich aber nicht in deren Stadt gespielt habe, wollten sie sich ein Bus mieten und drei Stunden zu meiner Show fahren. Das hat mir so imponiert, dass ich gesagt habe, wenn ihr das wirklich macht, dann bin ich am nächsten Tag in eurer Schule und beantworte euch alle Fragen.

Da sie tatsächlich da waren, habe ich an dem Tag mein Hotel gecancelt und bin mit ihnen im Bus zurückgefahren. Die Diskussion hat schon im Bus begonnen und wurde am nächsten Tag in der Schule fortgesetzt. Das fand ich so genial, dass ich mit meinem Team darüber geredet habe und so ist das Projekt entstanden.

In Hamburg gastiert Alfons am 2. und 3. November mit seinem Programm "Jetzt noch deutscherer" und am 4. und 5. November mit "Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Und gibt es dort genug Parkplätze?" im Alma Hoppes Lustspielhaus und am 20. November mit "Le best of" im St. Pauli Theater. Tickets und weitere Termine unter alfons-fragt.de.

Titelfoto: Sebastian Gollnow/dpa

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