"Seelenlos"! "Der König der Löwen" von einigen Kritikern zerrissen

Dresden - Nicht das erhoffte Meisterwerk? Glaubt man einigen Kritikern, ist die Neuverfilmung von "Der König der Löwen" sogar weit davon entfernt, ein zeitloser Klassiker wie das Zeichentrickoriginal aus dem Jahre 1994 zu sein.

Die Neuverfilmung von "Der König der Löwen" soll laut vieler Kritiker zwar optisch überragen, inhaltlich aber deutliche Schwächen haben.
Die Neuverfilmung von "Der König der Löwen" soll laut vieler Kritiker zwar optisch überragen, inhaltlich aber deutliche Schwächen haben.  © PR/Disney/Disney Pixar

So schreibt David Ehrlich von "Indiewire": "Der neue 'Der König der Löwen" missversteht verhängnisvoll, was Disney einst besonders gemacht hat."

Weiterhin bezeichnet er den Film als "am wenigsten überzeugenden Deepfake" und nennt ihn "seelenlos". Er sei "ein schön gemachtes, aber kreativ bankrottes Selbstportrait eines Filmstudios, das seinen eigenen Schwanz isst."

Denn: Er sei ein "Szene-für-Szene-Remake" des Originals. Ehrlich lobt zwar die Eröffnungssequenz mit dem Song "Ein ewiger Kreis", bemängelt aber wenig später, dass auch die Animationen der Tiere, gerade, wenn diese sprechen, nicht überzeugend seien. In seinem Fazit bezeichnet Ehrlich den Film als "langweilig".

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Auch Matt Goldberg vom "Collider" ist nicht gerade begeistert, was schon seine Überschrift beweist: "Die kalte Würde des Fotorealismus".

Dieser sei die "größte Stärke aber auch die größte Schwäche" des Filmes. Denn durch ihn wirke "Der König der Löwen" wie ein Disney-Nature-Film mit "Promi-Stimmen". Er sei zwar ein "technischer Meilenstein", aber verfehle das Ziel: Die Geschichte zu unterstützen. So verliere er "die dramatischen Schnörkel und Theatralität", durch die ein Film erst aufblühen kann.

Ebenfalls ein Kritikpunkt: "Die Löwen haben nicht viele Gesichtsausdrücke." So sehe Simba selbst in traurigen Momenten fröhlich aus. Die Gesichter seien "eingefroren".

Timon und Pumbaas Szenen in "Der König der Löwen" sollen stark sein

Die Szenen mit Erdmännchen Timon (oben) und Warzenschwein Pumbaa (r.) sollen große Stärken des Films sein.
Die Szenen mit Erdmännchen Timon (oben) und Warzenschwein Pumbaa (r.) sollen große Stärken des Films sein.  © PR/Disney/Disney Pixar

Dafür überzeuge "Hans Zimmers meisterlicher Score". Doch es gebe nur wenige Momente, in denen die Neufassung ausbrechen kann und "Spontanität zeigt". Letzteres sei vor allem in Szenen mit Timon und Pumbaa der Fall.

Beinahe alle Kritiker erwähnen oder beanstanden, dass der Live-Action-Film zu nah am Original bleibt.

Doch es gibt auch positivere Besprechungen. So schreibt Leah Greenblatt in ihrem Fazit in "Entertainment Weekly": "Ein weiteres Remake, das vielleicht nicht unbedingt nötig war - aber es ist immer noch gut genug, um, König zu sein."

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Peter Debruge von "Variety" nennt das Aussehen der Spezialeffekte "atemberaubend fotorealistisch".

Doch Regisseur Jon Favreaus Version ist zwar "unbestreitbar beeindruckend", sei aber eine Sicherheitsvariante.

Die wichtigste Aufgabe war wohl, es nicht zu versauen. Das habe geklappt. Doch auch hier wird bemängelt, das dem Film die Eigenständigkeit fehlt.

Wie unterschiedlich Kritiker denselben Film gesehen haben, zeigt "Filmstarts" auf. Karin Jirsak-Biemann gibt in ihrer Review 4,5 von 5 Sternen und nennt ihn "Disneys beste Neuverfilmung".

"Der König der Löwen" sei optisch überragend, habe aber inhaltlich Schwächen

Selten war ein Film so umstritten und wurde so unterschiedlich gesehen, wie "Der König der Löwen".
Selten war ein Film so umstritten und wurde so unterschiedlich gesehen, wie "Der König der Löwen".  © PR/Disney/Disney Pixar

Christoph Petersen landet bei 3,5 von 5 Sternen, Björn Becher und Katharina Franke bewerten ihn mit drei und Chefredakteur Carsten Baumgardt vergibt lediglich 2,5 von 5 Sternen.

Der bekannte YouTube-Kritiker Robert Hofmann spricht eine fast 20-minütige Review in der er erklärt, dass das Zeichentrickoriginal noch immer sein absoluter Lieblingsfilm sei.

Er hat das Gefühl, dass in der neuen Version "alles etwas gedämpfter" sei und meint damit die Emotionen, die sich auf die Zuschauer übertragen.

Denn das Original beinhalte schockierende Szenen, die nun offenbar entschärft wurden. Traue Disney es dem heutigen Publikum nicht mehr zu, diese zu verarbeiten? Anschließend führt er einige detaillierte Beispiele an.

Dazu seien einige Sequenzen "in die Länge gezogen", was es nicht gebraucht hätte. Dafür seien optisch viele Momente "brillant".

In seinem Fazit erklärt er: "Ich finde, dass diese Version einiges richtig macht, leider auch einiges falsch macht." Er komme "in keinster Weise, weder musikalisch, noch inhaltlich" an das Original heran. Es sei "ein akzeptabler Film", aber "bei weitem kein starker" geworden, was er "schade findet".

Nun darf man gespannt sein, wie das Publikum auf die neue Verfilmung reagiert. Viele Kritiker vermuten, dass Disney sich wieder eine goldene Nase verdienen wird, wofür auch der glänzend angelaufene Vorverkauf spricht.

Titelfoto: PR/Disney/Disney Pixar

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