Von Britta Schultejans
München - Boygroups und Tamagotchis, DJ Bobo und Dr. Martens – und das alles gerne in grellen Neonfarben. Die 1990er Jahre waren ein sehr spezielles Jahrzehnt. Und auch mehr als 30 Jahre später sind sie wieder allgegenwärtig.
Die Klamotten von damals – diese viel zu weiten Hosen, die Dr. Martens, die Tattoo-Halsbänder – sind ohnehin längst zurück.
Überall in der Republik werden – wie an diesem Samstag auf dem Münchner Königsplatz – 90er-Partys gefeiert. Und das nicht nur von denjenigen, die damals jung waren, sondern immer wieder auch von denen, die es heute sind.
"Die Musik der 90er war unglaublich vielfältig. Man ging auf ein Festival und da standen Ghetto-Gangster-Rapper und absoluter Plastik-Pop auf ein und derselben Bühne. Das war so bunt, so naiv, irgendwie süß", sagt Lou Bega, der auch in München auftritt und so gerade noch in die 90er zählt, weil er 1999 seinen großen Durchbruch mit "Mambo No. 5" hatte.
"Die ganze Zeit war musikalisch gesehen ein einziger bunter Mix – und das machte sie so einzigartig."
Neben Lou Bega stehen auf dem Programm der "90s Super Show", die danach mit wechselnder Besetzung durch Deutschland tourt, noch Größen der Zeit wie Haddaway ("What is love"), East 17 ("Alright") oder Caught in the Act ("Love is Everywhere") auf der Bühne - und Rednex.
Wild und frei: Zwischen Flanellhemden, Buffalos und Chucks
"Das erste, was uns einfällt, ist die pure Wildheit und Freiheit dieser Ära – vor allem in der Musik. Die 90er waren eine seltsame und magische Mischung von Genres, Kulturen – und Rebellion", teilt die Band mit, die damals mit ihrem "Cotton Eye Joe" Massen dazu brachte, eingehakt im Kreis zu springen.
"Die 90er Jahre waren nach der Wiedervereinigung eine Zeit des Umbruchs und der Veränderung, auch kulturell. Es war eine Dekade, in der das Internet wuchs und neue Musikrichtungen wie etwa Euro Dance oder Grunge, Trends und Lebensstile die Jugend prägten", sagt Alexander Gernandt, Musikexperte und in den 90ern Chefredakteur der Bibel eines jeden Teenagers: der "Bravo".
"Man trug schrillbunte Sportoutfits oder Flanellhemden und zerrissene Jeans, dazu Buffalo Boots, Chucks oder Doc Martens Schuhe."
"Sing Hallelujah'", "Wannabe" und "Back for good" kämpften um die Gunst der Fans. Ebenso "HipHop Hooray" und "Smells like Teen Spirit".
Aus der Sicht von Lou Bega erkennen wir heute, "dass die 90er wahrscheinlich das fröhlichste und beste Jahrzehnt der Weltgeschichte waren".