"Ich bin kein Mörder!" - Mit diesem Sound greift Rapper Manis nach den Sternen

Dresden - Ginge es nach seinen Eltern, würde er heute als Zahnarzt arbeiten. Doch statt den ganzen Tag Füllungen zu setzen oder Zähne zu bohren, widmet sich Rapper "Manis" (29) lieber der Kunst. Seine Leidenschaft, die Musik, ist für den Dresdner Selbstverwirklichung und Therapie zugleich.

Der Künstler ist seit 2021 professionell im Musikgeschäft unterwegs.
Der Künstler ist seit 2021 professionell im Musikgeschäft unterwegs.  © privat

Nach der Frage, was er mit seiner Musik zum Ausdruck bringen möchte, wird es für einen Moment still.

Manis, der mit Vornamen Michal heißt, überlegt. Er holt tief Luft. Dann sagt er: "Ich lasse beim Aufschreiben los. Von einem Gefühl, aber auch von einer Person."

Loslassen, das ist für den gebürtigen Slowaken, der mit zwölf Jahren nach Deutschland kam, ein zentrales und immer wiederkehrendes Motiv in seinen Songs. Häufig verbunden mit dem Gefühl von Kummer. Über unerwiderte Liebe oder den Trennungsschmerz nach einer Beziehung.

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"Es ist wie Therapie, als würde ich das jemandem erzählen. Manchmal kotze ich die Trauer einfach aus."

Unüberhörbar in Liedern wie "Bist mir egal". Dort heißt es in einer Zeile: "Wenn du magst, dann schlag mir noch mal ins Gesicht."

Andere Songs wie "Verlierer" fragen die Angebetete: "Sag mir, was ist Liebe? Ich werd laut und du schaltest auf stumm."

Dieses Lebensgefühl trifft bei seinem wachsenden Publikum einen Nerv. Auf TikTok folgen dem 29-jährigen Künstler mittlerweile 22.000 Nutzer. Auch sein Spotify-Kanal gedeiht, hat aktuell rund 50.000 monatliche Hörer.

Zudem verliert Manis seinen YouTube-Kanal nicht aus dem Blick, produziert mitunter sehr aufwendige Videos.

Weil er für den Dreh von "Bist mir egal" keinen passenden Friedhof in Dresden fand, sorgte er mithilfe eines Kumpels und in mehrtägiger Arbeit selbst für eine stimmige Kulisse.

Manis muss schmunzeln: "Niemand wollte uns glauben, dass die Grabsteine aus Styropor und damit nicht echt sind", sagt er. Die Dreharbeiten fanden dann in einem Waldstück nahe Dresden statt.

Manis lässt sich nicht auf ein Genre reduzieren

Wie er seine Musik einordnen würde? Manis muss zugeben: "Selbst meine Produzenten wissen es nicht." Er nennt es "Melted Pop", eine Mischung aus Hip-Hop, Pop und Rock. Und auch das kann, in einem Spektrum zwischen hauchiger, mit Autotune unterlegter Stimme und fast schon hypnotischer Melodie, nur eine Annäherung sein. "Jeder interpretiert das anders", fügt Manis hinzu.

Der Mann kann aber nicht nur himmelhochjauchzend, sondern auch heiter. So etwa in "High". Der Song, welcher auf Spotify die Hitliste des Musikers anführt, ist aus einer reinen Partylaune heraus entstanden.

Diese Abwechslung und Kreativität spiegelt sich auch in seinem aktuellen Projekt, einer Trilogie, wider. Bedeutet: drei Lieder, drei Videos, eine Geschichte. In dieser geht es um ein lyrisches Ich, das seine Freundin umgebracht und nun von deren Geist verfolgt wird.

"Das ist aber wirklich alles fiktiv, ich bin kein Mörder!", stellt er mit schüchternem Lachen klar. Die ersten beiden Songs sind bereits erschienen. Der letzte Teil erscheint mit Musikvideo am 12. Mai.

Abschied, Reue und Eifersucht sind häufige Motive in den Liedern des Dresdner Musikers.
Abschied, Reue und Eifersucht sind häufige Motive in den Liedern des Dresdner Musikers.  © privat

Doch wie geht der Künstler mit persönlicher Kritik und Hass auf Social Media um? "Daran habe ich mich gewöhnt", stellt er klar. "Auf TikTok kann jeder seine Meinung vom Stapel lassen. Ich gebe auf unsachliches Feedback nicht viel."

Auch beim Thema Selbstzweifel gibt sich der Johannstädter selbstbewusst. Manis kennt seine Branche, macht Musik, seit er 14 Jahre alt ist, spielte schon in einer eigenen Band. Doch gab es einen Punkt in seinem Leben, an dem das Feuer für seine Leidenschaft beinahe erlosch. Erst sein Umzug nach Dresden veranlasste ihn dazu, wieder selbst Musik zu machen.

"Ich wollte diese anfängliche Leere, ohne soziale Kontakte, füllen", erinnert er sich.

So geht es jetzt für ihn weiter

In der Zwischenzeit hat sich viel getan. Manis arbeitet mit Produzenten wie "misc.ink" oder "avo" zusammen, die auch schon für Gruppen wie "01099" Songs abgemischt haben. Er verfügt in Dresden jetzt über ein weitreichendes Netzwerk: "Alle meine Freunde machen Musik."

Für den Videodreh von "Bist mir egal" baute Manis mit einem Kumpel einen Friedhof aus Styropor.
Für den Videodreh von "Bist mir egal" baute Manis mit einem Kumpel einen Friedhof aus Styropor.  © privat

Spätestens im Studio würde er dann alle treffen, auch Kollegen, die extra aus Berlin oder Österreich anreisen. "Die rufen mich manchmal einfach an, wenn sie noch jemanden für einen Auftritt brauchen", sagt Manis erfreut.

In Zukunft will sich der Dresdner aber erst mal auf die Veröffentlichung weiterer Songs und kleinere Auftritte konzentrieren. Erst dann kann sich Manis auch größere Touren vorstellen.

Titelfoto: privat

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