Ermittlungen gegen Hildmann-Vertrauten: Infos an "Anonymus" verkauft
Berlin - Wegen möglicher Datenschutzverletzung ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin gegen einen Ex-Vertrauten des rechtsradikalen Verschwörungserzählers Attila Hildmann (41).

Es bestehe der "Verdacht der Weitergabe von persönlichen Daten an eine im Internet agierende Gruppe", teilte ein Behördensprecher am Freitag mit. Zuvor vor hatte der NDR darüber berichtet.
Nach Angaben des Rechercheformats STRG_F, das der Sender für Funk produziert, soll Kai E. private und geschäftliche Daten von Hildmann an die Hacker-Gruppierung "Anonymous" weitergeleitet haben. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob ein Verstoß gegen das Bundesdatenschutzgesetz vorliegt.
Laut NDR war der Beschuldigte von Sommer 2020 bis Mitte 2021 enger Vertrauter Hildmanns und unterstützte ihn vor allem in technischen Angelegenheiten. Auslöser des Verfahrens sei eine Strafanzeige gewesen.
Dem Rechercheformat zufolge wird nach dem IT-Entwickler gefahndet, weil er für die Ermittler nicht auffindbar sei. Dieser habe jedoch angegeben, er halte sich in der Türkei auf und nicht vor den Behörden versteckt.
Er bezeichnete demnach den Vorwurf des Verstoßes gegen Datenschutzgesetze als "lächerlich".
Berliner Staatsanwaltschaft prüft, ob Hildmann tatsächlich die türkische Staatsangehörigkeit hat

Unterdessen dauern die Ermittlungen gegen Hildmann wegen Volksverhetzung, des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten und des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte an. Ein Haftbefehl gegen ihn kann nicht vollstreckt werden, da er sich in der Türkei aufhält.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird aber geprüft, ob Hildmann tatsächlich die türkische Staatsangehörigkeit hat. Dafür seien auch türkische Behörden kontaktiert worden, hieß es.
Der frühere Autor veganer Kochbücher war seit den ersten Monaten der Corona-Pandemie auf dem Internetkanal Telegram mit immer unverhohlenerem Judenhass aufgefallen. Neben Beleidigungen postete er wiederholt Hakenkreuze, leugnete den Holocaust und nannte sich einen Nationalsozialisten.
Zuletzt hatte im vergangenen November für Schlagzeilen gesorgt, dass Hildmann von einer ehemaligen Mitarbeiterin der Berliner Justiz interne Informationen zu Ermittlungen gegen ihn erhalten haben soll. Auch dieser Fall sei noch nicht abgeschlossen, hieß es. Es müssten vor allem noch Daten ausgewertet werden.
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