Das passierte wirklich am Set von "Nicht schummeln, Liebling!"

Dresden/Böhla/Quedlinburg - Im Sommer vor genau 50 Jahren wurde der DEFA-Musikfilm "Nicht schummeln, Liebling!" gedreht. Der Druck war groß. Denn nach dem Riesenerfolg von "Heißer Sommer" mit Chris Doerk (80) und Frank Schöbel (79) wollte man einen zweiten Sommer-Schlager in den DDR-Lichtspieltheatern landen.

Dorit Gäbler (79) hat nie aufgehört, eine stolze Lady zu sein.
Dorit Gäbler (79) hat nie aufgehört, eine stolze Lady zu sein.  © IMAGO/Viviane Wild

Auch die Dresdner Schauspielerin Dorit Gäbler (79) posierte fleißig mit dem Filmstar Karel Fiala (†95) aus der ČSSR. Ein echtes Staraufgebot - nur die Story war lauwarm.

Aktuell läuft wieder der Klassiker "Heißer Sommer" in vielen Freilichtkinos. (N)Ostalgie pur mit Chris Doerk und Frank Schöbel. Diesen Kultstatus hat der zweite Musikfilm mit dem damaligen DDR-Traumpaar nie erreicht. "Nicht schummeln, Liebling" blieb immer im Schatten des Sommer-Sonnen-Blockbusters.

Chris Doerk (80) weiß auch, warum: "Man wollte an den Erfolg vom 'Heißen Sommer' anknüpfen. Doch eine Kopie wird meistens schlechter." Vorsichtshalber setzten die Filmleute auf eine hohe Promidichte.

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Neben Chris und Frank spielten beispielsweise die Dresdner Chansonette Dorit Gäbler (79), die Komiker Rolf Herricht (†53) und Gerd E. Schäfer (†78) sowie Märchenprinzessin Christel Bodenstein (83) mit.

Rolf Herricht (†53) spielte im Film einen Kulturrat.
Rolf Herricht (†53) spielte im Film einen Kulturrat.  © DEFA-Stiftung/Klaus Goldmann

Beim Dreh von "Nicht schummeln, Liebling!" ging es heiß her

Er singt und singt und singt: Frank Schöbel (79) scheint einfach unverwüstlich.
Er singt und singt und singt: Frank Schöbel (79) scheint einfach unverwüstlich.  © imago/Star-Media

Gedreht wurde das Filmmusical im Sommer 1972 im beschaulichen Quedlinburg, im Film einfach "Sonnethal" genannt. Dort regiert König Fußball. Der Bürgermeister hofft, dass durch den Aufstieg der Männermannschaft Sonnethal bekannt wird. Doch die Schuldirektorin ruft eine Frauenfußballmannschaft ins Leben. Und das (Liebes-)Spiel beginnt…

Mittendrin in der Story: Chris und Frank als Brigitte und Bernd. Im wahren Leben inzwischen verheiratet und junge Eltern von Sohn Alexander. "Da es am Set zu turbulent für ihn geworden wäre, verbrachte er den Sommer bei meiner Mutter in Böhla", denkt Chris zurück.

Bei den Dreharbeiten ging es heiß her. Überall lag Liebe in der Luft. Die Kostüme der Sängerinnen und Schauspielerinnen waren kurz, die Beine der Tänzerinnen lang. "In den Pausen unterhielten uns die Tänzer halbnackt mit Extrashows", erinnert sich Chris.

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Sie schwebte zu der Zeit mit ihrem Frank noch auf Wolke Sieben. Selbstbewusst schmetterte sie dann auch im Film den Schlager "Der Mann gehört mir". Noch nicht ahnend, dass nur zwei Jahre später die Traumehe geschieden wurde.

Niveau und Trikots im Frauen-Fußball haben sich seit den Dreharbeiten verändert.
Niveau und Trikots im Frauen-Fußball haben sich seit den Dreharbeiten verändert.  © DEFA-Stiftung/Klaus Goldmann

Dorit Gäbler musste Perücke tragen - damit sie älter aussah

Chris Doerk (80) heute und im Film mit Frank Schöbel.
Chris Doerk (80) heute und im Film mit Frank Schöbel.  © IMAGO/Viviane Wild, DEFA-Stiftung/Klaus Goldmann

Die Dresdner Schauspielerin und Chansonette Dorit Gäbler (79) mimte die Fachschuldirektorin Dr. Barbara Schwalbe, die in Sonnethal gegen den Willen des Bürgermeisters eine Frauenfußballmannschaft aufbaut.

"Für das Casting bei der DEFA in Potsdam-Babelsberg habe ich mir im 'Exquisit' extra ein Wildlederkostüm für 1200 DDR-Mark gekauft. Dafür gingen meine gesamten Ersparnisse drauf, doch ich sah umwerfend aus." Kombiniert mit schicker Bluse und Schmuck bekam Gäbler die Rolle.

"Wir haben uns am Set alle gut verstanden und hatten viel Spaß", erinnert sich die Dresdnerin. "Weil ich aber ein paar Monate jünger als Chris Doerk bin, musste ich künstlich altern. Deshalb trage ich den ganzen Film lang auch eine Perücke."

Dorit Gäbler sang alle Lieder selbst ein. Mit von der Partie waren auch Tänzer vom Friedrichstadtpalast und aus der Sowjetunion. "Ich war oft bei denen im Zelt, liebe selber das Tanzen. Bei Regen haben wir uns Witze erzählt", sagt Gäbler. "Die meist schwulen Palast-Tänzer machten sich gern an die Russen heran, die aber Freundinnen hatten. Bis ich dann mal gesagt habe, Jungs, lasst doch mal die Jungs in Ruhe..."

Gäblers Filmpartner war der Bürgermeister - gespielt von Karel Fiala (†95) aus der ČSSR, der im Oktober 2020 in Prag verstarb. Der Operntenor war über Jahrzehnte der Gesangsstar im Prager Musiktheater Karlín und tschechischer Filmstar. "Karel war ein Charmebolzen. Er wollte seinen Text unbedingt selber auf Deutsch sprechen. Dabei redete er langsam, um sich der Worte besinnen zu können.

Gedreht wurde in Quedlinburg - offenbar mit viel Spaß an der Sache.
Gedreht wurde in Quedlinburg - offenbar mit viel Spaß an der Sache.  © DEFA-Stiftung/Klaus Goldmann

Ich habe ihm noch ein paar freche deutsche Worte beigebracht", schmunzelt Gäbler. Auch seine Frau war mit am Set. "Karel war sehr sympathisch, leider hat sich aber keine Freundschaft entwickelt. Ich wollte ihn zwar einmal bei meinem Konzert in der Prager Botschaft besuchen, aber da war er nicht zu Hause."

Als vor allem Frauenschwarm Frank Schöbel beim Mittag von Autogrammjägern bestürmt wurde, dachte Gäbler: "Nur gut, dass du nicht so bekannt bist. Frank gab immer freundlich und geduldig Autogramme."

Titelfoto: DEFA-Stiftung/Klaus Goldmann

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