Element of Crime in Berlin: Dunkle Wolken über der Zitadelle Spandau

Berlin - Grandioser Abschluss von fünf Berlin-Konzerten in Folge: Element of Crime spielten in der Zitadelle Spandau auf und lieferten getreu des ersten Songs des neuen Albums "Unscharf mit Katze" keine Lösung, dafür Lieder. Alles andere wäre auch langweiliger Stadion-Rock. Eine Konzertkritik.

Kein Dampfplauderer, sondern voll fröhlichem Schwermut: Sven Regener (62) bei einem Konzert in Berlin.
Kein Dampfplauderer, sondern voll fröhlichem Schwermut: Sven Regener (62) bei einem Konzert in Berlin.  © Christophe Gateau/dpa

Der Auftritt der Großmeister der Melancholie stand unter keinem guten Stern. Das ganze Ding wäre wörtlich ins Wasser gefallen, oder genauer gesagt: hätte wie ein begossener Pudel geendet.

"Der Nächste, der mich fragt, was geht, verliert, dunkle Wolke über mir", sang Sven Regener (62) einmal. Und in einem anderen Song: "Bitter schmeckt der Rauch, ein Gewitter kommt auf."

Dazu sollte es meteorologisch, Gott erfolgreich getrommelt, nicht kommen. Das Grummeln und Krachen blieb aus. Dafür lief die Band wie ein Uhrwerk.

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Mehr als überpünktlich betraten Element of Crime die Bühne und Regener verkündete später in seiner knorrig-warmherzigen Art mit Blick auf die positionierten Kameras: "Es wird ein Film über uns gedreht." So ein Film, sicher, geht nicht ohne Potpourri aus illustren Figuren. Tobias Bamborschke von Isolation Berlin sang, wie auf dem aktuellen Album, bei "Dann kommst du wieder" mit.

Selten sahen sich gediegenes Publikum und gestandene Punks so eng verbunden. Wirklich "stark", um Regeners Schlachtruf zu bemühen. So kann's auch gehen. In Spandau, in Kreuzberg sowieso.

Dabei tauschte Regener schon vor Äonen den Stadtteil der Lumpen-Boheme gegen den Prenzlberger Bionade-Biedermeier ein. Das tut der Authentizität der warmherzigen Großstadtstreuner mit ihren Schunkel-Shantys und ruppigen Rocksongs auch nach vierzig Jahren ohne Winterschlaf keinen Abbruch. Der spröde Charme, die feinsinnige Poesie und die schnoddrig-witzige Attitüde sind weiter da.

Element Of Crime - Morgens um vier

Sven Regener (62), Frontmann von der Band Element of Crime, hat ein fünftägiges Heimspiel hinter sich.
Sven Regener (62), Frontmann von der Band Element of Crime, hat ein fünftägiges Heimspiel hinter sich.  © Christophe Gateau/dpa

Regener, längst arrivierter Schriftsteller mit seinen Berlin-Büchern aus dem Kosmos des Herrn Lehmann und aus dem Literaturbetrieb nicht mehr wegzudenken, ist profunder Menschenkenner und sieht das Skurrile im Alltäglichen, was er tiefgehend und fröhlich-traurig transportiert.

Doch zurück zum Konzert: Leander Hausmann (64), Regisseur vor dem Herrn und Regeners langjähriger Kompagnon ("Hai-Alarm am Müggelsee") spielte zudem live Harmonika bei "Alles in Ordnung" und blies damit dem dräuenden Winter den Blues.

Immer wieder schunkelte und schwankte Regener mit seiner silbern glänzenden Trompete über die Bühne, riss die Arme ungewohnt euphorisch in die Höhe, und wenn der wohl berlinischste aller Ex-Grünkohlkönige, ganz nordisch, ganz lakonisch nach der letzten Zugabe ins Mikrofon knarzte: "Passt gut auf dem Weg nach Hause auf euch auf. Baut keinen Scheiß." - Ja, dann kann doch niemand mehr in den Tüdel geraten.

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Es zeigte sich wieder: Element of Crime müssen sich nicht anbiedern, sind, was sie sind und als musikalische Großstadtstreuner zwischen schnoddrigen Schunkel-Shantys und ruppigen Rocksongs seit vierzig Jahren ohne Winterschlaf nicht mehr aus Berlin wegzudenken.

Kleiner Service-Hinweis, wenn jemand das letzte Berlin-Konzert verpasste: Der gebürtige Bremer war in der am Donnerstag ausgestrahlten Sendung von "Inas Nacht" zu Gast. Unter anderem sprach der Musiker und Autor über Urlaub, Stofftaschentücher, Bob Dylan (82), Skifahren und wie ihn Snowboard-Kids mit Schneebällen bewarfen.

Mit einem Duett wird der Gehörgang auch versorgt.

Titelfoto: Christophe Gateau/dpa

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