Greta Thunberg und Luisa Neubauer wollen "neues System"

Stockholm - Kurz vor dem EU-Gipfel zum Corona-Wiederaufbauplan melden sich Greta Thunberg, Luisa Neubauer und ihre Mitstreiterinnen mit Forderungen an die EU zu Wort. Sie machen sich für eine klare Abkehr vom bisherigen System stark. Unterstützung finden sie bei zahlreichen Prominenten.

Die Klimaschutzaktivistinnen Luisa Neubauer (24) (l) und Greta Thunberg (17) fordern die Staatengemeinschaft auf, viel mehr für den Klimaschutz zu tun.
Die Klimaschutzaktivistinnen Luisa Neubauer (24) (l) und Greta Thunberg (17) fordern die Staatengemeinschaft auf, viel mehr für den Klimaschutz zu tun.  © Oliver Berg/dpa

Führende Klimaaktivistinnen um Greta Thunberg haben die Europäische Union zu klaren Maßnahmen gegen die drohende Klimakatastrophe aufgerufen. 

Die EU dürfe nicht länger so tun, als könne man die Klima- und Umweltkrise lösen, ohne sie als eigentliche Krise zu behandeln, erklärten Thunberg, ihre deutsche Fridays-for-Future-Mitstreiterin Luisa Neubauer und die beiden Belgierinnen Anuna de Wever und Adélaïde Charliér in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an die EU-Führung und die Staats- und Regierungschefs des Staatenbundes.

Von Freitag an geht es auf einem EU-Sondergipfel in Brüssel um den Haushalt der Union und die geplanten Milliardenausgaben, die die Folgen der Corona-Krise abfedern sollen. 

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Klimaschützer halten es für entscheidend, das Geld in eine "grüne" Wirtschaft zu investieren.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb am Donnerstag nach einem Treffen mit den Klima-Aktivistinnen - zwei von ihnen waren per Video zugeschaltet -, auf Twitter: "Es ist inspirierend, junge Aktivisten zu treffen. Wir stimmen darüber überein, dass schnelles Handeln gegen den Klimawandel nötig ist."

Auch Leonardo DiCaprio hat den Greta Thunbergs Brief unterzeichnet

Auch Hollywood-Star Leonardo DiCaprio (45) hat das Schreiben unterzeichnet.
Auch Hollywood-Star Leonardo DiCaprio (45) hat das Schreiben unterzeichnet.  © Chris Pizzello/Invision/AP/dpa

Die EU-Staaten hätten sich mit ihren Unterschriften unter dem Pariser Weltklimaabkommen dazu bekannt, eine Führungsrolle beim Klimakampf einnehmen zu wollen, hieß es in dem Schreiben, das neben Klimaforschern wie Johan Rockström und Stefan Rahmstorf auch prominente Unterstützer wie der Hollywood-Star Leonardo DiCaprio und die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai unterzeichnet hatten.

"Die EU hat dazu die wirtschaftlichen und politischen Möglichkeiten, weshalb es unsere moralische Pflicht ist. Jetzt müssen Sie Ihre Versprechen tatsächlich einhalten."

Dazu bedarf es nach Ansicht der Klimaschützer einer klaren Abkehr vom bisherigen Wirtschaftssystem: Dieses nach der Corona-Krise wiederaufzubauen, obwohl es die Klimakrise grundsätzlich befeuere, und damit dann Klimamaßnahmen zu finanzieren, das sei genauso absurd, wie es klinge. "Unser derzeitiges System ist nicht 'kaputt' - das System tut genau das, was es soll. Es kann nicht länger 'repariert' werden. Wir brauchen ein neues System."

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Wenn beim Corona-Wiederaufbau die Klimakrise ebenso wie die Erkenntnisse der Wissenschaft weiterhin ignoriert würden, stelle dies einen Betrug an allen künftigen Generationen dar - und das, obwohl das Investitionsprogramm als "Next Generation EU" bezeichnet werde.

Greta Thunberg: "Um globale Erhitzung zu begrenzen, sind die kommenden Monate und Jahre entscheidend"

Seit fast zwei Jahren fordert Greta Thunberg unermüdlich mehr Einsatz im Kampf gegen die Klimakrise.
Seit fast zwei Jahren fordert Greta Thunberg unermüdlich mehr Einsatz im Kampf gegen die Klimakrise.  © Steffen Trumpf/dpa

Um noch eine Chance zu haben, die Klima- und Umweltkatastrophe abzuwenden, müssen laut Thunberg und Co. dringend einige erste, entscheidende Schritte getätigt werden.

Dazu zähle, Investitionen in und Subventionen für fossile Brennstoffe sofort zu stoppen. Die EU-Mitgliedstaaten müssten sich dafür einsetzen, dass schwere Umweltzerstörung als Verbrechen vor dem Internationalen Strafgerichtshof geahndet werden könne.

Und sie müssten ab sofort jährliche CO2-Budgets festlegen, um die Zweidrittelchance auf eine Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs unter 1,5 Grad Celsius zu wahren.

Außerdem müssten Klimamaßnahmen entwickelt werden, die Arbeiter und die Schwächsten der Gesellschaft schützten sowie alle Formen der ökonomischen, rassistischen und geschlechtsspezifischen Ungleichheit verringerten. Letztlich müsse die Klima- und Umweltkrise endlich als Notfall betrachtet werden.

Einfach werde die Umsetzung von all dem nicht, räumten die Aktivistinnen ein.

Dabei werde die Zeit immer knapper. "Um die globale Erhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sind die kommenden Monate und Jahre entscheidend", schrieben sie. "Die Uhr tickt. Ihr Bestes zu tun ist nicht länger gut genug. Sie müssen jetzt das scheinbar Unmögliche tun."

Titelfoto: Oliver Berg/dpa

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