"Rave the Planet"- Legende Dr. Motte kämpft für den Techno-Feiertag

Von Matthias Fischer

Berlin - Dr. Motte ist der Gründer von "Rave The Planet" und die treibende Kraft hinter der gleichnamigen Organisation. Am Samstag zelebriert Berlin die Parade bereits zum vierten Mal. TAG24 traf den DJ vorab zum Interview.

Dr. Motte, mit bürgerlichem Namen Matthias Roeingh (65), ist seit den frühen 1980er Jahren als DJ aktiv.  © Matthias Fischer/FISCHERPRESS

TAG24: Am 12. Juli findet wieder "Rave the Planet" statt. Warum an diesem Datum?

Dr. Motte: Es ist das Traditionsdatum der "Love Parade" gewesen. Immer am zweiten Samstag im Juli. Und daran schließen wir auch an. Wir demonstrieren ja auch in Berlin dafür, dass wir das als Feiertag kriegen.

Wir haben jetzt mit "Rave the Planet" auch das immaterielle Kulturerbe für Techno-Kultur in Berlin hinbekommen. Und es wäre ja schön, wenn wir nach so langer Zeit vielleicht auch einen Feiertag kriegen. Das würde das Gefühl nochmal verstärken und in der Allgemeinheit eine Anerkennung finden.

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TAG24: Wer denkt sich das jährliche Motto aus?

Dr. Motte: Das machen wir als Team. Da kann jeder seine Vorschläge einsenden. Anschließend werden diese aufgeschrieben und wir reden über die einzelnen Themen. So kommt eins zum anderen.

TAG24: Gibt es dieses Jahr Erneuerungen und welche DJs/Gäste kommen nach Berlin?

Dr. Motte: Es ist natürlich so, dass wir unseren eigenen Wagen haben. Da haben wir ein Line-up und eigene Floats, das wird alles auf Social Media gepostet. Zudem gucken wir uns alle Künstler ganz genau an. Wir wollen natürlich auch keine Leute dabei haben, die unseren Code of Contact nicht erfüllen. Das dürfen also keine Leute sein, die unsere Ziele oder unsere Vorstellungen nicht vertreten. Also die Besucher dürfen gespannt sein.

TAG24: Was war für Sie persönlich der schönste oder prägendste Love-Parade-Moment?

Dr. Motte: Da ist eine ganze Menge dabei. Also die erste Parade war natürlich Wahnsinn, weil es große Euphorie und das erste Mal war. Man war blauäugig, hat einfach eine Demo angemeldet und tanzte den Ku'damm rauf und runter. Das war natürlich Gänsehaut pur. Das ist bei vielen auch tief hängen geblieben.

Und ich kann mich daran erinnern, als wir, ich glaube, es war 98 oder 99, 1,2 Millionen Leute auf der "Love Parade" waren. Da hatten wir um die Siegessäule zwei DJ-Türme. Da war auch Kai Cox dabei. Überall, wo man hingeschaut hat, war alles voller Menschen, alle am Ausrasten.

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Dj-Legende Dr. Motte.  © Sebastian Gollnow/dpa
Für den diesjährigen "Rave the Planet" werden 300.000 Teilnehmer erwartet.  © Christoph Soeder/dpa

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Dr. Motte gründete 1989 die Berliner "Loveparade".  © Matthias Fischer/FISCHERPRESS

TAG24: Wie war es für dich, mitzuerleben, als diese Idee weltbekannt wurde?

Dr. Motte: Es ist ja nicht von heute auf morgen entstanden, das war ein Prozess. Anfangs war es nur Berlin, dann in ganz Deutschland. Über die Jahre kamen dann Besucher aus England, aus Holland und überall hinzu. Das ist schon verrückt zu sehen. Ich war dann vor fünf oder sechs Jahren in Melbourne eingeladen. Die dortigen Mitarbeiter kamen auf mich zu und haben gesagt "Mensch, Dr. Motte, dass ich dich treffe!". Also das war wirklich ein Phänomen und hat mich sehr gefreut.

In den ersten Jahren der Parade wollten alle eigentlich nur zu der Musik auf der Straße tanzen, die damals aktuell war. Doch dafür mussten wir eine Versammlung anmelden. Und für eine Versammlung braucht man ein Thema. Ich habe dann gesagt: Lass uns doch einfach für "Friede, Freude, Eierkuchen" demonstrieren.

Freude und Musik ist unsere Kommunikation. Das ist der Weg, wie wir miteinander - also auch im Tanz und so weiter - wie wir uns unterhalten und kennenlernen. Musik vereinigt die Menschen.

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TAG24: Wann hast du gemerkt, dass Techno deine Musikrichtung wird?

Dr. Motte: Meine Mutter hat mir mit 16 ein Schlagzeug geschenkt. Ich habe mir dann selber noch Zeug dazu gekauft, also ein paar Kassetten und so weiter. Deshalb habe ich da auch eine ganz andere Connection zu. In den 80ern habe ich mit einem Freund von mir gebattelt, wer die besten Kassetten aufnimmt. Jahre später haben wir uns gefragt: Was machen wir aus unserem Leben? Wir wollten DJ werden. Also haben wir uns Klubs gesucht, die uns unterstützen. Die haben wir dann auch ziemlich schnell gefunden.

1986 haben wir dann selbst einen Club umgebaut, der war in der Schöneberg, in der Eisenacher Straße. Das war eine ehemalige Apotheke. Die haben wir umgebaut und einen Club eröffnet.

TAG24: Was hat dich trotz einige Rückschläge motiviert weiterzumachen?

Dr. Motte: Also ich finde, dass Techno oder überhaupt die elektronische Tanzmusikkultur etwas Ähnliches wie Punk ist. Jeder kann sich selbst verwirklichen. Jeder ist willkommen. Und es war so, dass jeder Willkommen war, egal ob Mann oder Frau, oder was auch immer. Das hat mir viel Kraft gegeben. Wir waren einfach alle Kumpels.

Am 12. Juli werden rund 300.000 Besucher beim vierten "Rave the Planet" erwartet.

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