Kurt Krömer spricht über seine Depression: "Das war wie mein offenes Grab"

Berlin - Kurt Krömer (47) gibt Einblicke in sein Seelenleben: Der Berliner Humorist und Schauspieler hat viele Jahre versucht, seine eigenen Depressionen mit Alkohol zu bekämpfen – und findet nun offene Worte.

Kurt Krömer (47) ist seit elf Jahren trockener Alkoholiker.
Kurt Krömer (47) ist seit elf Jahren trockener Alkoholiker.  © Henning Kaiser/dpa

"Ich stand da komplett betrunken und dachte: 'Die ärmste Sau hier in dem Theater bist du selber'", erinnert sich der 47-Jährige im Interview mit dem "ZEITmagazin" an ein einschneidendes Erlebnis bei einem Auftritt auf Norderney im Jahr 2010.

Damals sei bei ihm der Groschen gefallen, dass er ein Alkoholproblem habe und er befürchtete, den Job zu verlieren, den er über alle Maßen liebe. "Das möchte ich nicht", erklärte Alexander Bojcan, wie der gebürtige Neuköllner mit bürgerlichen Namen heißt.

Im Vorfeld sprach Krömer bereits in der aktuellen Ausgabe des Podcast-Formats "Hotel Matze" über seinen ersten Alkoholentzug. Sein Zimmer in einer Klinik bezog er nicht: "Das hat mich an Gefängnis erinnert", begründete er seine damalige Entscheidung.

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Stattdessen sei er "nach Hause geflüchtet", um sich dort nach Rücksprache mit einer Therapeutin in Abwesenheit seiner Familie zehn Tage für die körperliche Entgiftung "einzusperren".

Krömer konnte das Steuer umreißen und ist seit elf Jahren trockener Alkoholiker, doch die Depressionen bekam er zunächst nicht in den Griff: Im Herbst 2020 sei es besonders schlimm geworden.

"Ich habe die letzten Tage und Wochen nur noch gelegen", verriet er weiter im Podcast. "Morgens aufstehen. Denken, wann wird es wieder dunkel, dass ich mich wieder hinlegen kann. Ich lag im Bett und dachte, ich komme nicht mehr hoch." Gegenüber dem ZEITmagazin betonte er ferner: "Das war wie mein offenes Grab."

Kurt Krömer im Podcast-Gespräch bei "Hotel Matze"

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Kurt Krömer (47, r.) ging im März 2021 im Gespräch mit Comedian Torsten Sträter (55) erstmals mit seinen eigenen Depressionen an die Öffentlichkeit.
Kurt Krömer (47, r.) ging im März 2021 im Gespräch mit Comedian Torsten Sträter (55) erstmals mit seinen eigenen Depressionen an die Öffentlichkeit.  © Screenshot/RBB

Groß sei auch seine Sorge gewesen, von der "Bild"-Zeitung vor der Tagesklinik "abgeschossen" zu werden, wie er weiter im Podcast ergänzte: "Von einem Mann, der total krank und am Boden ist, Fotos zu machen, diese abzudrucken und mich dann wie die Sau durchs Dorf zu jagen."

Im März 2021 sprach Krömer erstmals öffentlich über seine schwere Depression, als Komiker Torsten Sträter (55) bei ihm zu Gast in der rbb-Show "Chez Kromer" war.

Und wie geht es Krömer, der heute noch immer Antidepressiva einnimmt, aktuell? "Jetzt ist das Leben für mich wirklich schön, weil ich wieder alles so wahrnehmen kann wie alle anderen Leute auch. Manchmal denke ich, ich kann das sogar besser wahrnehmen", ließ er bei "Hotel Matze" wissen.

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Unter dem Titel "Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression" erscheint am Donnerstag (10. März) das erste Buch des Moderators. Damit will er anderen Betroffen helfen, die ebenfalls psychisch erkrankt oder auch einen Ärzte-Marathon hinter sich haben. Krömer setzt sich zudem für einen offenen Umgang mit Depressionen ein.

"Ich bin kein Therapeut oder Arzt, aber ich weiß jetzt, was los ist, und kann vielleicht mit meiner Geschichte anderen helfen", so der alleinerziehende Vater gegenüber dem ZEITMagazin.

Titelfoto: Henning Kaiser/dpa

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