Gregor Gysi singt bitteres Lied bei "Chez Krömer": "Jetzt ist es am furchtbarsten"

Berlin - Ein großes Thema bestimmte den Auftakt der inzwischen sechsten Staffel der rbb-Sendung "Chez Krömer": Am Montagabend hat Linken-Politiker Gregor Gysi (74) Platz in Kurt Krömers (47) Amtsstube genommen und Stellung zum Ukraine-Krieg bezogen.

Gregor Gysi (74, l.) stellte sich den bohrenden Fragen von Moderator Kurt Krömer (47) zum Russlandkurs.
Gregor Gysi (74, l.) stellte sich den bohrenden Fragen von Moderator Kurt Krömer (47) zum Russlandkurs.  © rbb/Daniel Porsdorf

Der Moderator wollte zu Beginn wissen, ob es für den 74-Jährigen nach seinen zahlreichen Positionen in der Partei für seine Funktion als außenpolitischer Sprecher der Linken-Fraktion einen denkbar schlechteren Zeitpunkt geben könnte. Damit spielte Krömer auf parteiinterne Querelen und Richtungsstreits an, wonach die Linke in ihrer schweren Sinnkrise keine einheitliche Linie zur Nato und zum Kreml findet.

Der Ex-Parteichef verneinte hinsichtlich der gespaltenen Lager und des weiten Meinungsspektrums seiner Genossen zum Russlandkurs und des westlichen Verteidigungsbündnisses, betonte zudem auf Nachfrage: "Jetzt ist es am furchtbarsten."

Er habe "so gehofft und geglaubt, dass Russland diesen völkerrechtswidrigen Krieg nicht beginnt", äußerte sich Gysi entsetzt. Der Rechtsanwalt appellierte mit Blick auf den Krisenherd im Osten Europas auch an die Verantwortung der Medien. "Es gibt nach dem Völkerrecht keine guten und keine bösen Kriege", erläuterte er seine geäußerte Kritik an der Berichterstattung.

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Russland führe einen verbotenen Angriffskrieg, Ukraine hingegen einen erlaubten Verteidigungskrieg, machte der Linken-Politiker deutlich, der immer für das Völkerrecht kämpfe und Ähnlichkeiten zum Einmarsch der Nato in Serbien sehe, bei dem es sich nach Ansicht des 74-Jährigen auch um einen verbotenen Angriffskrieg gehandelt habe.

Dabei kam das Gespräch auch auf die Nato-Osterweiterung. Der frühere sowjetische Staatschef und Friedensfreund Michail Gorbatschow (91) hatte damals erklärt, dass eine Ausdehnung des Bündnisses nach Osten vor der deutschen Wiedervereinigung nicht Thema gewesen sei. Doch genau das wirft der Kreml dem Westen vor: Nato und USA hätten ihr Versprechen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gebrochen, sich demnach nicht an Zusicherungen gehalten und damit ihren Macht- und Einflussbereich zulasten des Ostens ausgebaut.

"Natürlich war das ein Fehler, was auch Russland provoziert hat. Es gab viele Fehler in der Nato, aber keinen, der den völkerrechtswidrigen Krieg Russlands gegen die Ukraine rechtfertigt", legte der letzte Vorsitzende der SED im Gespräch dar. "Das ist das Entscheidende."

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Gregor Gysi (74, r.) ist gegen Waffenlieferungen aus Deutschland.
Gregor Gysi (74, r.) ist gegen Waffenlieferungen aus Deutschland.  © rbb/Daniel Porsdorf

Gysi hob zudem hervor: "Ich muss das jetzt mal sagen: Macron hat die Nato hirntot genannt. Putin hat die in einer Art und Weise gestärkt, wie es das noch nie gab. Länder wie Schweden und Finnland denken jetzt darüber nach, Nato-Mitglieder zu werden, weil Putin kein Nato-Land angreifen wird. Wenn er das täte, löste er den Bündnisfall aus und wir hätten den Dritten Weltkrieg."

Noch vor wenigen Jahren hätte Gysi die beiden EU-Länder auf Schärfste dafür kritisiert, die Nato als Schutzschild nutzen zu wollen. Nun sei ihnen der Wunsch nach einem Beitritt aber nicht mehr zu verdenken. Es sei aber auch das Leid der Menschen, dass ihn "wütend und fassungslos" mache, sagte er mit Nachdruck.

Gysi verteidigte im Gespräch mit Krömer erneut seine Ansicht, dass Deutschland "aus historischen Gründen keine Waffen liefern" soll. "Ich weiß nicht, wie dieser Krieg ausgeht, aber die Entscheidung zur Beendigung liegt in diesen beiden Ländern: Russland und Ukraine" führte der 74-Jährige weiter aus.

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Weitere Studiogäste in den kommenden Wochen sind Journalist Deniz Yücel (48), Modedesigner und TV-Promi Harald Glööckler (56), Justizminister Marco Buschmann (44, FDP) und die Choreografin Nikeata Thompson (41).

Die erste Folge der sechsten Staffel ist am Dienstag um 22.15 Uhr beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) zu sehen. Online erschienen die Folgen wöchentlich jeweils bereits montags ab 18 Uhr in der ARD-Mediathek und auf YouTube.

Titelfoto: rbb/Daniel Porsdorf

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