Michel Abdollahi wütet gegen Ostdeutschland: "Läuft strukturell irgendwas grandios schief"
Hamburg/Leipzig - Er spricht offen seine Meinung aus! Moderator Michel Abdollahi (44) setzt sich aktiv gegen Rechtsextremismus und Rassismus ein, für seine Tour bringt das aber in gewissen Bundesländern Nachteile.
Der Deutsch-Iraner, der mit fünf Jahren von Teheran nach Hamburg kam, hat vor wenigen Monaten das Buch "Es ist unser Land" veröffentlicht und reist quer durch Deutschland, um mit den Menschen darüber zu sprechen. Vor allem im Osten des Landes stößt das aber auf wenig Interesse, aktuell ist sein Auftritt in Leipzig davon betroffen.
"Ich reiße mir den Arsch auf, um in Ostdeutschland Veranstaltungen für mein Buch zu machen", erklärte Abdollahi frustriert auf Instagram und verwies - wieder einmal - auf den hohen Zuspruch der AfD in den neuen Bundesländern. "Ja, die gibt es auch im Westen, ist auch scheiße, aber sorry, die liegen in Hamburg halt nicht bei 40 Prozent", zog er den Vergleich.
Der Moderator wäre sogar bereit, ohne auch nur einen Cent daran zu verdienen, im Osten aufzutreten. "Um die Menschen, die sich dort mit großem, großem Engagement, mit riesigem Mut, da braucht man wirklich Eier, sich gegen Nazis zu stellen", sagte der 44-Jährige und sprach seine Unterstützung aus.
Doch genau dabei gibt es ein großes Problem. "A: Es gibt kaum Orte, wohin man eingeladen werden kann und B, wenn es Orte gibt, kommt kein Schwein." Abdollahi kennt dafür auch den Grund: "Da läuft strukturell irgendwas grandios schief."
Er könne es auch nicht mehr hören, wenn Menschen sagen würden, sie würden sich dagegen stellen. "Nein, ist nicht so, sorry", stellte er klar und verwies auf seine ausverkauften Auftritte in westdeutschen Städten. "Aber wenn wir irgendwo im Osten auftreten, ist gar nix, da passiert einfach gar nix."
Michel Abdollahis Wutrede auf Instagram
Michel Abdollahi überlegt, seinen Leipzig-Auftritt abzusagen
Als Beispiel nannte er jenen Auftritt in Leipzig in wenigen Tagen. Nach eigenen Angaben habe der Moderator große Lust auf die Veranstaltung, aber: "Wir verkaufen keine Tickets, gar nix. Und das liegt nicht an meinen Inhalten oder am Buch."
Vielmehr liege es an der Haltung der Leute, ist er sich sicher. Daher könne er auch die Beschwerden, er würde gar nicht erst in viele Orte kommen, nicht mehr nachvollziehen. "Ich versuche es, wirklich", versicherte er. "Wir verkaufen keine Tickets!"
Ihm habe sogar jemand geschrieben, dass er die Tickets bezahlen würde, damit Menschen seine Veranstaltungen besuchen. Doch am Geld liege es nicht. "Es ist einfach: 'Ich bin ja im Kopf dagegen, das wird schon irgendwie ausreichen.' Nein, Leute, bei 30, 40, 50 Prozent AfD reicht es halt nicht mehr im Kopf dagegen zu sein. Da muss viel mehr passieren."
Entsprechende Veranstaltungen müssten voll sein mit Menschen, doch das sei eben im Osten nicht der Fall - und eben auch nicht nur bei ihm, sondern auch bei vielen seiner Kollegen sei es so. Mittlerweile überlege Abdollahi sogar, die Show gar nicht mehr zu machen. "Wenn das Ding nicht voll ist, hab ich keinen Bock", machte er deutlich.
Gegen Ende forderte er seine Follower dazu auf, friedlich miteinander zu diskutieren, was in Ostdeutschland schieflaufe. Für seinen Ausraster erhielt Abdollahi viel Zuspruch, in einigen wenigen Fällen wurde aber auch Unverständnis geäußert.
Titelfoto: IMAGO / Panama Pictures

