NDR-Moderatorin Aminata Belli: Als Kind musste sie sich vor Nazis verstecken
Hamburg - Für die Moderatorin Aminata Belli (33) waren Männer mit Glatzen Monster. Wenn die Nazis über den Jahrmarkt gingen, wurde sie von ihrer Familie versteckt.

Es ist kaum vorstellbar, welche Ängste die "deep und deutlich"-Moderatorin in ihrer Kindheit durchgestanden haben muss.
Als Kind einer Schausteller-Familie reiste sie mit ihrer Mutter, ihrer Oma und ihrem Opa von Jahrmarkt zu Jahrmarkt. Die Bellis betrieben eine Schießbude, Crêpe-Stände, Dosenwerfen und ein Fahrgeschäft. "Als kleines Kind habe ich im Kinderwagen neben dem Autoscooter geschlafen", erzählte die 33-Jährige dem Magazin journalist.
Woche für Woche ist die Journalistin auf eine neue Schule gegangen, musste sich immer wieder neu durchsetzen.
Doch das größte Übel dieser Zeit waren die Männer mit glatt rasiertem Schädel. "Wenn ich irgendwo Glatzen gesehen habe, habe ich unglaubliche Angst bekommen. Das war vom Gefühl her so, als würde ich einem schrecklichen Monster begegnen", erinnert sich die Hamburgerin.
Wenn die Rassisten kamen, musste sich die kleine Aminata verstecken. "Ich war das einzige schwarze Kind weit und breit. Wie hätte meine Familie sonst damit umgehen sollen, wenn eine Horde Nazis kam?", so die Moderatorin.
Aminata Belli: "Ich glaube, diese Angst wird niemals weggehen"

Auch heute, als gestandene Frau, schlummert noch immer diese Furcht in ihr. "Was mich sehr beunruhigt, ist, dass es heute wieder so viele Neonazis gibt, die oft wahnsinnig jung sind", sagt Belli.
Wenn irgendwo eine Demo angekündigt wird, rufe ihre Mutter sie an und bitte sie darum, nicht dorthin zu gehen, auf sich aufzupassen. "Ich glaube, diese Angst wird niemals weggehen", sagt die 33-Jährige.
In den sozialen Medien schlägt der Journalistin der Rassismus immer mehr entgegen. Gerade Hasskommentaren sieht sich die Hanseatin regelmäßig ausgesetzt.
"Die haben total zugenommen und funktionieren anders als früher", erzählt sie. "Seit Corona sind die Menschen wütender und aggressiver geworden. Das spüre ich sehr doll in den Kommentaren", so Belli.
Gegen die schlimmsten Kommentare und Nachrichten gehe sie juristisch vor. Der effektivste Weg, sich vor solchen Kommentaren zu schützen, ist aber ein anderer. "Ich mache heute öfter Handy-Pausen als früher", sagt die Moderatorin.
Titelfoto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa