Thilo Mischke äußert sich zu Folgen von Sexismus-Eklat: "Wollte sterben"
Berlin - Der Sexismus-Eklat um Thilo Mischke (44) führte Anfang des Jahres dazu, dass dieser seinen neuen Job beim Kulturmagazin "ttt titel, thesen, temperamente" noch vor der ersten Sendung wieder verlor. Doch Konsequenzen hatte die Debatte auch für die Psyche des Moderators.
Fast ein Jahr nach seiner Entlassung bei der ARD sprach Thilo Mischke nun offen über die schwersten Wochen seines Lebens.
"Am 26. Dezember habe ich versucht, mich umzubringen. Da gibst du keine Interviews mehr. Das ist vorbei. Ich wollte sterben, um dieser Situation zu entfliehen", berichtete der Reporter im Podcast "Hotel Matze" mit Moderator Matze Hielscher (46).
Er müsse "diese drastischen Worte wählen", damit man verstehe, wie ihn die damalige Zeit an seine Grenzen gebracht habe - bis zu dem Punkt, an dem ihn die öffentlichen Vorwürfe und der berufliche Abstieg fast das Leben kosteten.
Rückblick: Eigentlich sollte Mischke das Kulturformat "ttt – titel, thesen, temperamente" moderieren. Doch als die Personalie im Dezember vergangenen Jahres bekannt wurde, folgte eine Welle der Kritik. In der öffentlich geführten Debatte wurden dem 44-Jährigen sexistische Aussagen vorgeworfen, vor allem in seinem Buch "In 80 Frauen um die Welt" aus dem Jahr 2010.
Anfang 2024 zog die ARD schließlich die Reißleine. Begründung: Die Debatte um die Personalie Thilo Mischke habe die eigentlichen Themen der Sendung "überschattet". Damit war die Zusammenarbeit beendet, bevor sie richtig beginnen konnte.
Thilo Mischke: "Meine Mutter ist kaputt"
Besonders schlimm sei die Situation für seine Familie gewesen, erinnerte sich Thilo Mischke bei "Hotel Matze". "Meine Mutter ist kaputt. Immer noch. Die ist nicht repariert. Keine Mutter kann ertragen, wenn ihr geliebtes Kind so leidet", fuhr er fort. Beim Anblick ihres Sohnes habe sie immer wieder geweint.
Mischke beschrieb, wie er in den sozialen Medien und der öffentlichen Wahrnehmung zu einer Karikatur seiner selbst wurde. Aus seiner Sicht zeichnete man ein völlig falsches Bild: Er, der sich selbst als "sozialdemokratisch geprägten Antifaschisten und Humanisten" sieht, sei plötzlich als "homophober, ableistischer, frauenfeindlicher, gewaltverherrlichender Mann" dargestellt worden.
"Ich stehe gerade für dieses Buch, seit 15 Jahren. Ich stehe gerade für jeden beschissenen saloppen Satz, den ich gesagt habe", so der Berliner. Er sei ein Mensch, der "immer angesprochen" werden könne, und sich "jeder Debatte" stelle.
Dass er in dieser Zeit nicht öffentlich reagierte, sei keine Schuldfrage, sondern ein Schutzmechanismus gewesen: Er sei gar nicht in der Lage gewesen, öffentlich Stellung zu beziehen, so Mischke.
Normalerweise berichtet TAG24 nicht über mögliche Suizide. Da es sich aber um eine Person des öffentlichen Lebens handelt, hat sich die Redaktion entschieden, es doch zu thematisieren.
Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.
Titelfoto: Sebastian Gollnow/dpa

