Vibratoren und Männer als unnötiges Anhängsel: Ina Müller feiert Frauenpower auf neuem Album
Von Christiane Bosch
Hamburg - Was braucht eine Frau um die 60 eigentlich im Leben? Wenn es nach Ina Müller (60) geht, ist die Antwort leicht: Freiheit, Staubsaugerroboter, viele Männer, gute Freundinnen und gern mehr Romantik. All das und noch viel mehr hat die quirlige Norddeutsche auf ihr neues Album "6.0" gepackt.
"Bei diesem Album ist mir wieder aufgefallen: Es ist fast ein Musical. Es sind wirklich die letzten fünf Jahre als Musical", sagte Ina Müller (60) der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
Schon mit dem ersten Lied des Albums gibt sie den Takt und die Stimmung von "6.0" vor: "Endlich wieder frei", singt sie jubelnd in "High". Gute Laune, Freiheit und die Leichtigkeit des Lebens.
13 Songs sind auf der knallroten Platte zu finden. Es ist das neunte Studioalbum von Ina Müller, die seit 2007 auch Gastgeberin der Kult-Late-Night-Show "Inas Nacht" ist.
Da geht's um die kleine Last des Alters, die heimlichen Bedürfnisse von Frauen, Männer als eher unnötiges Anhängsel und vor allem um ein selbstbestimmtes Leben. Viele Frauen ab 45 dürften sich angesprochen fühlen.
Neues Album überraschend schnell entstanden
Müllers Songs und ihre Themen schaffen Nähe: ob Vibrator in der Nachttischschublade, eine Freundin in einer unglücklichen Ehe für die baldige Frauen-WG, die Sehnsucht nach mehr Liebe und Romantik, das schweigende Nebeneinander in einer Beziehung.
Es ist wieder einmal ein kleiner Soundtrack ihres Lebens - mal melancholisch, mal rockig, mal poppig, mal heiter.
Dass sie das neue Album so schnell fertig hatte, hat Ina Müller durchaus überrascht, gibt sie zu. "Ich bin so happy, dass ich alle Texte liebe und bin froh, Themen gefunden zu haben, die nicht schon jeder durchgelutscht hat, die immer ein bisschen für mein Alter und für mich als Frau und für mein Leben stehen."
Besonders schnell sei ihr das Lied "Mein neuer Freund" von der Hand gegangen. "Das war zehn Minuten Durchlachen, zehn Minuten Isch-Reime suchen, die alle von der Hand gingen. Den haben wir unter lautem Gelächter sehr schnell fertig geschrieben." In dem Lied geht es darum, wie wunderbar ein Vibrator im Leben einer Frau sein kann.
Ina Müller vor großen Auftritten emotional überfordert
Wenn Ina Müller einen Song anfängt, schreibt sie immer erst den Text und dann die Musik für den Refrain. Bei dem Lied "Weiber-WG" hat das dazu geführt, dass sie sich am Ende nur schwer entscheiden konnte, ob die Musik dazu dem Lied eher eine witzige oder traurige Stimmung einhauchen sollte.
"Daran haben wir am längsten gearbeitet. Wir haben davon zwölf Versionen." Drei davon will sie mit auf Tour nehmen und das Lied dann je nach Stimmung mal heiter und mal traurig singen.
Für ihre Tour zum neuen Album hat sich Ina Müller in Hamburg und Berlin bewusst für kleinere Hallen entschieden. In großen Arenen hatte sie zuletzt das Gefühl, dass sie und das Publikum sich gar nicht richtig spüren konnten. Zudem habe sie der Druck, vor mehr als zehntausend Menschen zu spielen, emotional überfordert. "Ich möchte wieder eine Verbindung haben, durch den Raum laufen, mit dem Publikum spielen. Das hat einfach eine andere Magie."
Schon jetzt weiß die sympathische Quasselstrippe auch, wie sie in Zukunft auf der Bühne stehen will. "Ich möchte in zehn Jahren nicht mehr in Lederjacke und auf High Heels von links nach rechts über die Bühne sprinten und rufen:'"Ich will eure Hände sehen!'"
Stattdessen kann sie sich vorstellen, in einer Art Residency in Hamburg ihre Lebensgeschichte anhand ihrer Musik zu erzählen. "Dann müssen die Leute alle mal zu mir kommen", sagt sie mit einem Grinsen.
Titelfoto: Sandra Ludewig/Columbia/Sony Music/dpa

